Covid-19-Kunst made in Bremen |
Jennifer Evans |
03.04.2024 09:00 Uhr |
In Szene gesetzt: Leere Impfstoff-Fläschchen erfüllen nun doch noch einen Zweck. Als Kunst erinnern sie an die Coronavirus-Pandemie. / © privat
Die Erinnerung an die Covid-19-Pandemie ist für viele Menschen keine schöne. Doch die Corona-Zeit hatte auch bemerkenswerte Situationen. Das findet zumindest die Apothekerin und Künstlerin Ellen Schlichting, die im Bremer Impfzentrum arbeitet. Ihr ist es eine Herzensangelegenheit, dass die gemeinschaftliche Leistung so vieler engagierter Hände nicht in Vergessenheit gerät. Daher hat sie leere Impfstoff-Ampullen gesammelt und zur Kunst erhoben. Vorher musste die Gesundheitsbehörde allerdings grünes Licht geben. Denn eigentlich hätte das Impf-Material vernichtet werden müssen. Schlichting hatte aber Glück und durfte ihre Visionen realisieren. Einzige Auflage: Sie musste zuvor mit einer Spritze die Impfstoff-Reste abziehen und die Ampullen mit Kochsalzlösung ausspülen, bevor sie diese weiterverarbeiten durfte.
Jeder Objektkasten von Ellen Schlichting ist ein Unikat. Auf Kundenanfrage bietet sie unterschiedliche Größen an. / © privat
Entstanden sind schließlich Kunstwerke aus leeren Ampullen, Kochsalzfläschchen, Kanülen und Einmalspritzen. Alles sind Unikate. Nur ihre Größe von 25 cm x 25 cm haben die Objektkästen gemeinsam, zumindest anfangs. Später gestaltete Schlichting auf Kundenanfrage auch größere Versionen in Formaten von bis zu 70 cm x 100 cm. Ein Foto oder Malerei ziert den Hintergrund eines jeden Kastens. Die kleinen Varianten verkauft sie ab circa 100 Euro, die größeren kosten bis zu 1000 Euro. Pharmazie und Kunst schließen sich für Schlichting nicht aus, obwohl diese Projekte eher ungewöhnlich sind. Sonst arbeitet sie in ihrem Atelier nämlich meist mit Öl- und Aquarellfarben.
Ein bleibendes Zeitzeugnis der Coronavirus-Pandemie ist die Skulptur im Bremer Ärztehaus Sankt Marien des Sankt Joseph Stifts. Insgesamt 10.000 Ampullen sind in dem drei Meter hohen Kunstwerk verarbeitet. Die einzelnen Acrylglas-Quader hat Schlichting von innen beleuchtet. Der Aktion »Bremen impft«, für die so viele Menschen und Organisationen zusammenarbeiteten, will die Künstlerin auf diese Weise ein Denkmal setzen.
Aufgewachsen ist Ellen Schlichting in Monschau an der belgischen Grenze. In Bonn studierte sie Pharmazie. Zusätzlich studierte sie Kunst in Orlando (USA), am Kunstquartier in Nürnberg sowie an der Hochschule Bremen. Seit mehr als 30 Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Bremen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.