Covid-19-Impfung in den USA startbereit |
Entwickelt wurde dieser Covid-19-Impfstoff in Deutschland und auch produziert wird zum Teil hier, nicht nur in den USA, wie der noch amtierende US-Präsident Donald Trump am Wochenende anlässlich der US-Notfallzulassung behauptete. / Foto: Biontech
In den USA sollen heute die Impfungen mit dem Corona-Impfstoff des Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer beginnen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte Ende vergangener Woche die Notfallzulassung für die Vakzine erteilt – die erste in den USA. Der Impfstoff könne nun bei Menschen ab 16 Jahren eingesetzt werden, teilte die FDA mit. Nach der Zulassung empfahl auch die US-Gesundheitsbehörde CDC offiziell den Einsatz des Biontech/Pfizer-Impfstoffs, wie CDC-Direktor Robert Redfield am Sonntag mitteilte. Dabei handelt es sich um die letzte Formalität, bevor es mit dem Impfen losgehen kann.
Der mit Trockeneis gekühlte Impfstoff war über das Wochenende verpackt und ausgeliefert worden. US-Medien berichteten, erste Lastwagen mit mehr als 184.000 Impfstoff-Dosen hätten die Pfizer-Fabrik in Kalamazoo im US-Bundesstaat Michigan am Sonntagmorgen verlassen. FDA-Chef Stephen Hahn nannte die Notfallzulassung einen «bedeutenden Meilenstein im Kampf gegen diese verheerende Pandemie». Biontech-Mitgründer Ugur Sahin sagte, die Zulassung und der anstehende Einsatz des Impfstoffes würden «dabei helfen, Leben überall in den USA zu retten, und die Rückkehr zur Normalität beschleunigen».
Pfizer und Biontech hatten auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) die Zulassung des Corona-Impfstoffs beantragt; eine Entscheidung darüber steht noch aus. Bereits Anfang des Monats hatten die britischen Behörden diesem Präparat eine Notfallzulassung erteilt. Kanada, Bahrain, Saudi-Arabien und Mexiko folgten. Auch der Golfstaat Kuwait erteilte dem Impfstoff eine Notfallzulassung, wie ein Vertreter des Gesundheitsministeriums am Sonntag mitteilte. Russische und chinesische Impfstoffe sind bereits in mehreren Ländern im Einsatz.
Medienberichten zufolge soll das Weiße Haus die FDA zuvor mit Drohungen zur umgehenden Notfallzulassung gedrängt haben. FDA-Chef Hahn widersprach diesen Berichten bei einer Pressekonferenz am Samstag. «Wissenschaft und Daten haben die Entscheidung der FDA gelenkt», sagte Hahn. Aufgrund der Dringlichkeit in der Pandemie habe der normalerweise Monate dauernde Zulassungsprozess auf mehrere Wochen verkürzt werden können – vor allem auch, weil die zuständigen Mitarbeiter Tag und Nacht gearbeitet hätten. «Externer Druck» habe dabei keine Rolle gespielt. US-Präsident Donald Trump hatte die Behörde auf Twitter als «große, alte, langsame Schildkröte» bezeichnet.
Trump betonte, Impfungen seien für alle Amerikaner kostenfrei. Die Gesundheitsbehörde CDC hatte sich dafür ausgesprochen, als erstes Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen zu impfen.
Trump präsentierte die Entwicklung des Impfstoffes als einen Erfolg seiner Regierung: Die USA seien «das erste Land der Welt», das einen nachweisbar sicheren und wirksamen Impfstoff produziere. Das ist allerdings nicht zutreffend, da das US-Unternehmen Pfizer als Partner an der Entwicklung des Impfstoffs durch das deutsche Unternehmen Biontech beteiligt war. Das Mittel wird auch außerhalb der USA bereits hergestellt und in einigen Ländern sogar bereits eingesetzt.
Die US-Regierung hat sich vertraglich die Lieferung von 100 Millionen Impfdosen von Pfizer/Biontech gesichert. Der US-Pharmakonzern Moderna teilte am Freitag mit, die US-Regierung kaufe weitere 100 Millionen Dosen seines Impfstoff-Kandidaten. Der Moderna-Impfstoff muss von der Arzneimittelbehörde noch zugelassen werden, eine Entscheidung darüber wird Ende der Woche erwartet.
Die USA mit ihren 330 Millionen Einwohnern sind in absoluten Zahlen gemessen der am stärksten von der Pandemie getroffene Staat der Welt. Mehr als 16 Millionen Menschen haben sich nach Zahlen der Johns-Hopkins-Universität dort bisher mit dem Virus infiziert. Bis einschließlich Sonntag starben 299.177 Menschen in Verbindung mit dem Virus SARS-CoV-2. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen erreichte am Sonntag binnen 24 Stunden 190.920 nach 219.510 am Samstag.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.