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Prognose

Coronavirus-Epidemie bis Ende April

Die Covid-19-Epidemie wird der neuesten Prognose zufolge deutlich länger anhalten als gedacht. China präsentierte zudem neue Analysen zu Morbidität und Mortalität. Derweil wächst die Sorge vor den wirtschaftlichen Folgen.
dpa
18.02.2020  14:08 Uhr

Die Epidemie der neuen Lungenkrankheit Covid-19 wird sich nach Einschätzung eines Experten in China möglicherweise erst Ende April stabilisieren. «Das ist eine sehr grobe Schätzung», sagte Zhong Nanshan, Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung, am Dienstag. Mit einem Höhepunkt des Ausbruchs sei nach derzeitigem Stand voraussichtlich bis Ende Februar zu rechnen.

Nach einer von Chinas Gesundheitsbehörde vorgestellten Analyse sterben im Land 2,3 Prozent der mit dem Virus SARS-CoV-2 Infizierten. Betroffen seien weiterhin vor allem alte Menschen und solche mit schweren Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Bei Menschen über 80 Jahren liege die aus den bisher vorliegenden Daten errechnete Todesrate bei knapp 15 Prozent, berichtete die Behörde am Dienstag, es sterben also in dieser Altersgruppe in China im Mittel etwa 15 von 100 Infizierten. In der Gruppe der 10 bis 39 Jahre alten Menschen sterben 0,2 Prozent der Infizierten, also etwa 2 von 1.000 Betroffenen.

In der weit überwiegenden Zahl der Fälle (der Gesundheitsbehörde zufolge mehr als 80 Prozent) zeigen Menschen, die sich mit dem Covid-19-Erreger angesteckt haben, nur milde Symptome. Knapp 14 Prozent der Betroffenen entwickeln demnach schwere Symptome wie Atemnot, knapp 5 Prozent lebensbedrohliche Auswirkungen wie Atemstillstand, septischen Schock oder Multiorganversagen.

Auch der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Montag unter Bezug auf die Datenanalyse aus China von gut 80 Prozent milden Infektionsverläufen gesprochen. Es gebe zudem relativ wenige Fälle bei Kindern, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus. Noch sei aber unklar, warum das so sei. Die WHO betonte erneut, dass SARS-CoV-2 außerhalb von China nur einen sehr kleinen Anteil der Menschen betreffe. Allerdings lasse sich die weitere Entwicklung nach wie vor nicht sicher voraussagen – auch für die Epidemie in China nicht. «Alle Szenarien sind weiterhin möglich», so Tedros.

In China läuft derzeit eine gewaltige Rückreisewelle nach den wegen des Virus verlängerten Ferien zum chinesischen Neujahrsfest. Zwar wurden strenge Maßnahmen zur Kontrolle der Reiseströme ergriffen, wie gut sie wirken, wird sich aber erst noch zeigen. Die Zahl der in der offiziellen Statistik erfassten Fälle lag am Dienstag bei gut 72.000, die der Todesfälle in Festland-China bei 1.868. Experten gehen allerdings von einer um ein Vielfaches höheren Dunkelziffer bei den Fallzahlen aus. Die meisten Infektionen und Todesfälle werden weiterhin in Zentralchina in der schwer betroffenen Provinz Hubei gezählt. Im Kampf gegen das Virus haben sich offiziellen Angaben zufolge bisher gut 1.700 Ärzte und Pflegekräfte angesteckt.

Keine Arbeit ohne Schutzmasken

Am Montag hatte Chinas Regierung angekündigt, das wichtigste politische Ritual des Jahres, die Jahrestagung des Parlaments, wegen Covid-19 verschieben zu wollen. Der nationale Volkskongress hätte am 5. März in Peking beginnen sollen. Das neue Coronavirus hat in China auch die Wirtschaft weitgehend lahmgelegt. Lieferketten sind unterbrochen, Pleiten drohen in der Krise. Jetzt soll die Arbeit in der zweitgrößten Volkswirtschaft wieder aufgenommen werden – was gar nicht so einfach ist.

Die EU-Handelskammer in China teilte am Dienstag in Peking mit, dass widersprüchliche Regeln lokaler Stellen es extrem schwierig machten, die Arbeit diese Woche nach den (wegen des Virus schon verlängerten) Ferien über das chinesische Neujahrsfest wieder aufzunehmen. «Das Ausmaß der Herausforderungen ist riesig», sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke vor Journalisten. «Es ist ein logistischer Alptraum», sagte Wuttke. Waren könnten nicht an den Kunden und auch nicht an den Verbraucher gebracht werden. Das Vorgehen der Behörden müsse besser abgestimmt und koordiniert sein.

Jeder lokale Bezirk habe seine eigenen Regeln, wie die Produktion wieder angefahren werden dürfe. Ein Beispiel: Einige örtliche Stellen verlangten, dass Mitarbeiter zwei Gesichtsmasken am Tag hätten. Die Firma müsse einen Vorrat für zwei Wochen nachweisen. Andere Behörden forderten, dass Beschäftigte alle vier Stunden die Maske wechselten, was den Weg zu und von der Arbeit einschließe. Es gebe aber nicht genug Masken in China, was die Unternehmen daran hindere, die Arbeit wieder aufnehmen zu können. «Bürokratie und Verwirrung sind die wichtigsten Worte, die wir von unseren Mitgliedern hören», sagte Carlo D'Andrea, Vertreter der EU-Kammer in Shanghai.

Ein Problem seien auch die Heizungen, die in den Bürohäusern ausgestellt blieben, weil befürchtet werde, dass das Virus durch die Ventilation verteilt werden könne. Es könne nicht gearbeitet werden, weil Beschäftigte bei viel zu kalten Temperaturen im Büro säßen und sich auf diese Weise erkälten könnten. 

Chinas Pharmaindustrie schwer betroffen

EU-Kammerpräsident Wuttke geht davon aus, dass die schwere Gesundheitskrise in der zweitgrößten Volkswirtschaft «so schnell nicht vorbei» sein wird. Auch auf dem Weltmarkt kommt es zu Engpässen mit Ersatzteilen aus China. Da es kaum Flugzeuge und Schiffe gebe, könnten Waren nicht verschifft werden. «Sachen aus China herauszubekommen, ist herausfordernd», sagte Wuttke. Da Chinas pharmazeutische Industrie ebenfalls schwer betroffen sei, könnte es weltweit zu Engpässen bei Antibiotika und anderen Medikamenten kommen.

Völliges Unverständnis äußerte die Handelskammer über den Zwang zu 14-tägiger Quarantäne in Peking für Reisende aus dem Ausland und aus dem Rest Chinas. Wuttke sagte: «Es ist schon komisch, dass ich in Peking ein Flugzeug besteigen kann und in Frankfurt nicht in Quarantäne komme.» Aber umgekehrt müssten Reisende aus Deutschland, das nicht vom Virus betroffen sei, in Chinas Hauptstadt in Isolation. Die am Freitag erlassene Verfügung stehe auch im Widerspruch zu den Empfehlungen der WHO. «Wer wird denn noch in Frankfurt in ein Flugzeug nach China steigen, wenn er hier in Quarantäne kommt», fragte Wuttke. Die Anweisung schade dem Geschäft. «Wir sind definitiv sehr besorgt.»

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