Pharmazeutische Zeitung online

Das Comeback der Lochkarte

17.06.2002  00:00 Uhr

Das Comeback der Lochkarte

von Hanna Kleine-Weischede, Eschborn

Mit der Lochkarte fing es an: Der erste "beschreibbare" Datenträger kam auf den Markt. Das System war simpel aber unhandlich. Es folgten andere Speichersysteme wie zum Beispiel Magnetbänder, Disketten oder CD-ROMs. Jetzt steht die Lochkarte wieder auf dem Programm - diesmal im Briefmarkenformat.

Wissenschaftlern des IBM-Forschungslabors Zürich ist es gelungen, bei der Speicherung von Daten eine Speicherdichte von einer Billion Bits (1 Terabit) pro Quadratzoll zu erreichen. Dies ist zwanzigmal mehr als in neuesten auf dem Markt erhältlichen Magnetspeichern - genug Platz, um 25 Millionen Buchseiten oder den Inhalt von 25 DVDs auf der Fläche einer Briefmarke zu speichern.

In dieser Entwicklung spielt Nanomechanik anstelle von herkömmlicher magnetischer oder elektronischer Speichertechnologie die zentrale Rolle: In einen dünnen Polymerfilm "schreibt" Prototyp "Millipede" (Tausendfüßler) mit Tausenden von feinsten Spitzen winzige Vertiefungen, die einzelne Bits repräsentieren.

Das Ergebnis ist mit einer althergebrachten Lochkarte vergleichbar, allerdings sind hierbei die einzelnen Vertiefungen gerade mal 0,00001 Millimeter groß. Die Bits lassen sich zudem auch löschen und überschreiben.

Dazu ätzt die Spitze versetzt Vertiefungen in die Oberfläche. Deren äußere Ränder überlappen die alten Vertiefungen und löschen so die Daten. Das Lesen der Informationen erfolgt ähnlich wie das Abtasten der Rillen einer Schallplatte.

Die Forscher glauben, dass die Technologie noch zu weit höheren Speicherdichten führen kann. "Während die heute eingesetzten Speichertechnologien allmählich an fundamentale Grenzen stoßen, steht unser nanomechanischer Ansatz erst am Anfang und hat ein Entwicklungspotenzial für eine tausendfach höhere Speicherdichte," so sagt Nobelpreisträger Gerd Binnig, eine treibende Kraft hinter dem Millipede-Projekt.

Maximale Miniaturisierung

Die Terabit-Dichte wurde mit einer einzelnen Silizium-Spitze erreicht, die Vertiefungen mit einem Durchmesser von nur 10 Nanometern erzeugt - 50.000mal kleiner als der Punkt am Ende dieses Satzes. "Da nanometer-scharfe Spitzen einzelne Atome adressieren können, sind Verbesserungen weit über den Terabit-Meilenstein hinaus möglich", sieht Binnig die Zukunft.

Die Funktionstüchtigkeit des Konzepts hat das Team am IBM-Forschungslabor Zürich mit einem experimentellen Speicherchip mit mehr als tausend Spitzen erprobt. Derzeit arbeiten sie am Prototyp eines kompletten Speichersystems, das im nächsten Jahr betriebsbereit sein und nachweisen soll, dass die vielversprechende neue Technologie die praktischen Anforderungen an ein marktfähiges Produkt erfüllen kann. Dieser Prototyp wird über mehr als 4000 Spitzen verfügen, die in einem kleinen Quadrat von 7 Millimetern Seitenlänge angeordnet sind. Die Dimensionen würden es ermöglichen, ein komplettes Speichersystem hoher Kapazität in das kleinste standardisierte Format für beschreib- und lesbare Chips, deren Inhalt auch ohne Betriebsspannung erhalten bleibt (Flash-Memory), zu packen.

Der Energieverbrauch hängt stark von der Datenrate ab, mit der das Gerät betrieben wird. Bei wenigen Megabits pro Sekunde dürfte Millipede nicht mehr als 100 Milliwatt benötigen, was in etwa dem Energiebedarf eines Flash-Memory entspricht und deutlich unter demjenigen von magnetischer Speicherung liegt.

"Millipede könnte mobilen Geräten wie Mobiltelefonen und multifunktionalen Armbanduhren enorme Speicherkapazität verleihen", prognostiziert Projektleiter Peter Vettiger. "Wir denken aber auch bereits an die Nutzung unseres Konzeptes über die Datenspeicherung hinaus. Andere mögliche Anwendungen sind beispielsweise Lithographie im Nanometerbereich, mikroskopische Abbildungen von relativ großen Flächen oder atomare und molekulare Manipulation."

© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa