Gewohnheitstier Mensch |
22.04.2002 00:00 Uhr |
BAT Medienanalyse 2002
E-Mail, Telefon und SMS, TV, PC und Internet - alle Funktionen in einem Gerät. So sieht nach den Vorstellungen der Industrie die Medienwelt in nicht allzu ferner Zukunft aus. Die Frage, wer einen solchen Alleskönner haben will, beantwortet die BAT Medienanalyse 2002.
Das Freizeit-Forschungsinstitut von British American Tobacco (BAT) hat im Februar dieses Jahres 2000 Personen in einer repräsentativen Erhebung zu neuen Medientechnologien und Mediengewohnheiten befragt. Es zeigt sich, dass die weiter fortschreitende Vernetzung und die zunehmende Verknüpfung der unterschiedlichen Kommunikations- und Informationsmedien ein geteiltes Echo hervorrufen.
Überwiegend Ablehnung
Auf die Frage, ob sie sich einen Alleskönner wünschen, der Telefon, TV, PC, Internet und E-Mail in einem Gerät vereint, antworteten fast 75 Prozent mit Nein. Nur rund ein Viertel der Befragten hatte den Wunsch nach einem derartigen Vielzweckgerät. Dabei waren die Männer mit 34 Prozent "Ja-Sagern" deutlich stärker begeistert als die Frauen (21 Prozent). Dass der Wunsch nach einem medialen Alleskönner bei den 14- bis 19-Jährigen am stärksten ausgeprägt ist, verwundert nicht; 69 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe antworteten mit Ja. Bei den Befragten über 50 Jahren waren es nur 12 Prozent. Schon bei den Dreißigjährigen will nur jeder Dritte einen medialen Alleskönner.
Professor Dr. Horst W. Opaschowski, der Leiter des BAT-Instituts, sieht die Gründe hierfür in eingespielten Mediengewohnheiten bei den Generationen über 30. "Von mobilen internetfähigen Vielzweck-Unterhaltungsmedien wollen sie nur wenig wissen", resümiert Opaschowski. Für den Medienforscher ist klar: "Die heutige SMS-Generation wird die künftige UMTS-Generation sein - eine "universal-mobile-telecommunications-generation", die aber eine Minderheit bleibt. Die Medienrevolution kann daher auch keine Frage von ein oder zwei Jahren sein. Sie benötigt vielmehr einen Zeitraum von ein bis zwei Generationen, bis sie wirklich mehrheitsfähig werden kann."
Jung, männlich und gebildet
Der PC-Nutzer von heute ist noch immer größtenteils männlich - auch dies können die Medienforscher mit ihren Daten belegen. Die Frage, ob sie sich regelmäßig mit dem eigenen PC beschäftigen, beantworteten 36 Prozent der Männer mit Ja. Bei den Frauen waren es nur 19 Prozent. Verglichen mit 1999 ist diese Zahl fast doppelt so hoch. Damals waren es nur 10 Prozent (Männer: 23 Prozent). Auch bei den PC-Nutzern ist ein Generationengefälle feststellbar: 47 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen ihren PC zu Hause regelmäßig, bei den über Fünfzigjährigen sind es nur 13 Prozent. Die größte Kluft besteht in Sachen Bildung: Nur 14 Prozent der Befragten mit Hauptschulabschluss sind regelmäßige PC-Nutzer, während es unter den Befragten mit Abitur 55 Prozent sind. "Der Abstand zwischen beiden Nutzergruppen", heißt es in der Analyse, "wird immer größer."
Neue Medien, alte Gewohnheiten
Seit 1996, so die BAT-Studie, hat sich die Zahl der privaten Internet-Surfer fast verneunfacht. Aber die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung wolle passiver Medienkonsument bleiben. "Wieder einmal zeigt sich in Deutschland eine gespaltene Mediengesellschaft, in der neue Technologien auf alte Gewohnheiten stoßen. Die Medien entwickeln sich weiter, die meisten Menschen aber bleiben stehen", schreibt Opaschowski. Er ist sich sicher: "Die Hoffnung der Branche, TV-Zuschauer und PC-Nutzer, also Viewer und User, würden bald zu einer neuen "Viewser-Generation" zusammenwachsen, erfüllt sich so schnell nicht."
© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de