Chemie-Nobelpreis für Click-Chemie |
dpa |
PZ |
05.10.2022 15:30 Uhr |
Bertozzi wiederum nutzte eine modifizierte Click-Reaktion – ohne giftige Kupferionen -, um bestimmte Zuckerketten sichtbar zu machen, die beispielsweise auf der Oberfläche von Zellen sitzen. Das Prinzip wird hierbei verwendet, um beispielsweise Farbstoffe ganz spezifisch an die Zuckerketten zu binden. Bertozzi war in der Lage, Zuckermoleküle mit Bindestellen auszustatten, mit denen keine anderen Biomoleküle der Zelle interagieren. Fachleute sprechen von bioorthogonalen Reaktionen.
Das Prinzip kann man zum Beispiel auch in der Krebsmedizin nutzen. Zunächst findet dabei ein spezifischer Antikörper eine Tumorzelle. In einem zweiten Schritt bindet per Click-Reaktion eine Molekül an den Antikörper, das beispielsweise die Krebszelle zerstören kann.
Die beiden verwandten Methoden Click- und bioorthogonale Chemie hätten »große Bedeutung für die medizinische Forschung und die Entwicklung und Produktion von Arzneistoffen«, betont der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland (VfA) in einer Mitteilung anlässlich der Preisverkündung. Durch Click-Chemie ließen sich schnell zahlreiche unterschiedliche Moleküle erzeugen, wie sie in der Anfangsphase der Entwicklung neuer chemischer Wirkstoffe im Labor gebraucht werden. Die bioorthogonale Chemie ermögliche es nicht nur, zelluläre Vorgänge wie Molekülbewegungen oder RNA-Synthese zu beobachten und darüber Erkenntnisse zu Erkrankungen zu erlangen, sondern sei auch Grundlage von speziellen Krebsmedikamenten, den sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten. Somit hätten beide Verfahren »längst einen festen Platz im Instrumentarium der bio-medizinisch und pharmazeutisch arbeitenden Unternehmen und Institute« eingenommen, heißt es vom VfA.
Die renommierteste Auszeichnung für Chemiker ist in diesem Jahr mit insgesamt zehn Millionen Kronen (rund 920.000 Euro) dotiert. Die feierliche Übergabe der Preise findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.