Pharmazeutische Zeitung online
Stagnation, Abwesenheit, Verunsicherung

CDU-Politiker Sorge erhebt schwere Vorwürfe gegen Lauterbach

Seit etwa fünf Monaten ist Professor Karl Lauterbach (SPD) Bundesgesundheitsminister. Viele Gesetze und Verordnungen haben sein Haus noch nicht verlassen. Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge, nimmt dies nun zum Anlass, einen Brandbrief an Lauterbach zu schreiben. Sorge wirft dem SPD-Politiker vor, sich parlamentarischen Debatten zu entziehen und gesundheitspolitische Probleme nicht anzupacken.
Benjamin Rohrer
17.05.2022  10:30 Uhr

Bei seinem Amtsantritt im Dezember erklärte Lauterbach, wie er seinen Ministerjob interpretieren wolle und welche Schwerpunkte er setzen werde. Der Medizinprofessor kündigte an, seinen Job »wissenschaftlich« interpretieren zu wollen. Sein wichtigstes Ziel sei es, die Pandemie zu bekämpfen. Als weitere Schwerpunkte nannte Lauterbach eine verbesserte Pflegepolitik, eine bessere ärztliche Versorgung auf dem Land sowie das Ziel, dass Arzneimittelforschung wieder vermehrt in Deutschland stattfindet.

Viele Gesetze zu diesen Themen hat Lauterbachs Haus seitdem nicht vorgelegt. In dieser Woche soll zwar ein Gesetz für Pflegeboni verabschiedet werden, zu allen anderen wichtigen Punkten im Koalitionsvertrag hat das Bundesgesundheitsministerium jedoch keine Entwürfe vorgelegt. Lediglich der Entwurf eines GKV-Spargesetzes wurde kurzfristig bekannt, nur wenige Stunden später aber wieder zurückgezogen. Unter anderem diesen Zwischenstand nimmt der CDU-Politiker Tino Sorge nun zum Anlass, einen Brandbrief an Lauterbach zu schreiben, in dem der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion ein vernichtendes Urteil über Lauterbachs bisherige Bilanz zieht.

Sorge: Lauterbach sorgt für Verunsicherung

Konkret wirft Sorge dem SPD-Politiker vor, für »wachsende Verunsicherung« in der Bevölkerung zu sorgen. Schließlich habe er nicht nur den Entwurf zur GKV-Finanzierung zurückgezogen, sondern wegen heftiger Kritik auch einen ersten Entwurf zur sogenannten Ex-Post-Triage. Sorge kritisiert auch, dass Lauterbach unbegründet zu viele Coronavirus-Impfstoffdosen bestellte, die nun nicht mehr haltbar sind – damit seien zusätzliche Kosten in Millionenhöhe entstanden. Sorge wirft dem Mediziner Lauterbach zudem vor, dass er medial Angst schüre, weil er in der Öffentlichkeit vor neuen »Killervarianten« des Coronavirus warne. Ohne es genauer zu erklären, beschreibt Sorge auch, dass die Ampel-Koalition Gelder aus dem BMG blockiere, damit der Minister schneller einen ersten Entwurf zur Cannabis-Legalisierung einbringe.

Sorge wirft Lauterbach vor, dass die Gesundheitspolitik seit seiner Vereidigung in eine »lahmende Stagnation« verfallen sei. »Sehr geehrter Herr Minister, die Gesundheitspolitik unseres Landes steht still – und dies ausgerechnet in einer Phase, in der besonnene politische Entscheidungen gefragt sind. Wir erleben eine Gesundheitspolitik der Volten und Kehrtwenden, ein rastloses Hin- und Her von Ankündigungen und Rückziehern. Dies führt zu einem Vertrauensverlust – nicht nur bei den Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch in der eigenen Koalition und bei betroffenen Institutionen, die an wegweisenden Entscheidungen nicht beteiligt werden«, so der Oppositionspolitiker Sorge.

Lauterbach soll nur selten im Parlament erscheinen

Der schwerwiegendste Vorwurf bezieht sich jedoch auf Lauterbachs Verhalten bei parlamentarischen Debatten. Sorge wirft dem SPD-Politiker vor, sich zu wenig im Gesundheitsausschuss und bei Diskussionen im Plenum zu zeigen. »Von wenigen Ausnahmen abgesehen, bleiben Sie dem Gesundheitsausschuss des Bundestages fern – im Gegensatz zu Ihrem Amtsvorgänger in der letzten Legislatur. Nach Ausbruch der Pandemie entsprach es der guten Übung, dass er dem Ausschuss trotz zeitgleich stattfindender Kabinettssitzungen oft und ausführlich für Fragen zur Verfügung stand. Seit Antritt der neuen Bundesregierung tagte der Gesundheitsausschuss an 16 Tagen, von denen Sie an gerade einmal 5 Tagen teilnahmen. Für einen konstruktiven demokratischen Umgang zwischen Parlament und Regierung und einen fairen Streit zwischen Regierung und Opposition ist das deutlich zu wenig«, schreibt Sorge.

Sorge ist offenbar gut über die Vorgänge im BMG informiert und meint zu wissen, dass der SPD-Politiker teils nicht gut mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgeht: »Statt im Ausschuss für Gesundheit mögliche Fehler einzuräumen, drohten Sie Ihren eigenen Beschäftigten zuletzt unverhohlen mit ‚personellen Konsequenzen‘ im Falle von ‚Indiskretionen‘«.

Sorge: Stillstand beenden!

Schließlich richtet der CDU-Politiker Sorge einen Appell an den Minister: »Beenden Sie den Stillstand in der Gesundheitspolitik, schaffen Sie wieder mehr Vertrauen in Ihre Arbeit. Bringen Sie endlich die gesetzgeberischen Vorhaben auf den Weg, die 2022 wirklich drängen, insbesondere: schnelle finanzielle Planungssicherheit für Krankenkassen und die Pflege, frühzeitige Pandemie-Vorsorge statt Panikmache für den Herbst – und ein Haushaltskonzept, das nicht der Cannabis-Klientelpolitik zum Opfer fällt, sondern für das Gesundheitssystem die wirklich wichtigen Schwerpunkte setzt.«

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa