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Idecabtagen vicleucel

CAR-T-Zellen mit neuem Target

Das mittlerweile vierte CAR-T-Zelltherapeutikum ist in Deutschland auf den Markt gekommen: Idecabtagen vicleucel (Abecma®, Bristol-Myers Squibb). Es hat mit dem B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) ein anderes Target als seine Vorgänger und wird beim Multiplen Myelom eingesetzt.
Annette Rößler
02.02.2022  07:00 Uhr

Das Multiple Myelom gehört zu den malignen Lymphomen. Es geht von einem einzelnen entarteten, reifen B-Lymphozyten (Plasmazelle) aus, dessen Klone sich im Knochenmark (Myelos) fehlerhaft ansiedeln und viele (multiple) Herde bilden. Wie alle Plasmazellen tragen die Myelomzellen auf ihrer Oberfläche das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA), das vom extrazellulären Teil des neuen chimären Antigenrezeptors (CAR) erkannt wird. Hat die CAR-T-Zelle an BCMA gebunden, führt die Aktivierung des intrazellulären Teils des CAR dazu, dass einerseits weitere CAR-positive T-Zellen gebildet werden und andererseits die gebundene B-Zelle abgetötet wird.

Wie alle CAR-T-Zelltherapeutika ist Idecabtagen vicleucel patientenspezifisch und ausschließlich zur autologen Anwendung bestimmt: Dem Patienten werden T-Zellen entnommen, gereinigt und in einem spezialisierten Labor gentechnisch so verändert, dass sie den CAR exprimieren. Dies dauert üblicherweise vier bis fünf Wochen. Dann kann das Endprodukt, eine Zelldispersion mit 260 bis 500 x 106 lebensfähigen CAR-positiven T-Zellen, dem Patienten intravenös reinfundiert werden.

Abecma wurde unter besonderen Bedingungen und nur für bereits mehrfach vortherapierte Patienten mit Multiplem Myelom zugelassen. Es darf nur bei Erwachsenen eingesetzt werden, die zuvor mindestens drei andere Therapien erhalten haben, unter deren letzter es zu einem Fortschreiten der Erkrankung kam. Zu den bereits erfolgten Therapieoptionen müssen ein Immunmodulator, ein Proteasominhibitor und ein Anti-CD38-Antikörper zählen. Bei Patienten, die zuvor bereits eine BCMA-spezifische Therapie, etwa das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Belantamab Mafodotin (Blenrep®), erhalten haben, liegen laut Fachinformation begrenzte Erfahrungen vor; solche Patienten waren von der Zulassungsstudie ausgeschlossen.

Eine Therapie mit Abecma darf nur von geschultem und spezialisiertem medizinischen Personal vorgenommen werden. Zur Vorbereitung der Behandlung gehört unter anderem ein Schwangerschaftstest bei Patientinnen im gebärfähigen Alter, der Ausschluss bestimmter Virusinfektionen vor der Entnahme der T-Zellen sowie eine Chemotherapie mit Cyclophosphamid und Fludarabin zwei bis neun Tage vor der Infusion der CAR-T-Zellen. Da nach der Gabe von Abecma mit einem Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS) zu rechnen ist, müssen vor der Infusion mindestens eine Dosis Tocilizumab sowie eine Notfallausrüstung verfügbar sein. Innerhalb von acht Stunden nach jeder verabreichten Dosis Tocilizumab muss zudem eine weitere beschafft werden können.

Ausschlaggebend für die Zulassung waren die Ergebnisse der offenen, einarmigen KarMMa-Studie, im Rahmen derer 128 Patienten mit rezidiviertem und refraktärem Multiplen Myelom mit Abecma behandelt wurden. Insgesamt zeigten 94 Patienten (73,4 Prozent) irgendeine Form von Ansprechen auf die Therapie, wobei zwischen stringentem kompletten Ansprechen, komplettem Ansprechen, sehr gutem partiellen Ansprechen und partiellem Ansprechen unterschieden wurde. Patienten, denen höhere Dosen CAR-positiver T-Zellen verabreicht werden konnten, sprachen dabei tendenziell besser und länger auf die Therapie an.

Nebenwirkungen waren sehr häufig und umfassten unter anderem Neutropenie, Anämie, Thrombozytopenie und Infektionen. Als schwerwiegende Nebenwirkungen wurden am häufigsten CRS, Pneumonie, febrile Neutropenie und Fieber genannt. Speziell erwähnt werden in der Fachinformation zudem neurologische Toxizitäten wie Aphasie und Enzephalopathie, die möglicherweise schwerwiegend oder lebensbedrohlich sein können.

Zum Handling: Abecma wird in einem oder mehreren Infusionsbeuteln ausgeliefert, die in flüssigem Stickstoff ultratiefgekühlt und in diesem Zustand ein Jahr haltbar sind. Das Arzneimittel muss so lange tiefgekühlt bleiben, bis der Patient für die Infusion bereit ist. Erst dann werden die Beutel gemäß einer detaillierten Anleitung in der Fachinformation vorsichtig einzeln aufgetaut und innerhalb von einer Stunde ab Beginn des Auftauens infundiert.

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