Calor-Liste soll kommen |
| Sven Siebenand |
| 25.10.2024 15:00 Uhr |
Seit einigen Jahren kommt es immer häufiger zu Hitzewellen – auch in Deutschland. Die Beratung von Patienten in der Apotheke zu AMTS in Hitzeperioden wird zunehmend wichtiger. / © Imago Images/A. Friedrichs
Die sogenannte Heidelberger-Hitzetabelle ist dabei behilflich, in einer Hitzephase kritische Medikamente, etwa Diuretika oder Opioide, mit dem Ziel einer Risikominimierung anzupassen. Beim 6. Deutschen Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie in Berlin informierten Forschende von der Uniklinik Köln über die geplante Calor-Liste, die in die gleiche Richtung geht, aber umfangreicher sein soll.
»Nur 16 Prozent der Hausärzte nehmen derzeit in einer Hitzeperiode eine Therapieanpassung bei Patienten vor«, betonte Professor Dr. Beate Müller. Wie die Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizin an der Uni Köln informierte, wird zunächst anhand von Ergebnissen einer umfassenden Literaturrecherche (Review und Best Practices) ein erster Entwurf der Calor-Liste erstellt. Zudem wird anhand von routinemäßig erhobenen Gesundheits- und Wetterdaten aus den vergangenen Jahren untersucht, wie relevant der Einfluss bestimmter Medikamente auf die Gesundheit in Hitzeperioden ist.
Pascal Nohl-Deryk, ebenfalls Uniklinik Köln, zog ein erstes Fazit und präsentierte Ergebnisse der bisherigen Recherche. Der Mediziner betonte, dass es viele Übersichtsarbeiten zu Hitze und Erkrankungen gibt, aber weniger Originalarbeiten, die Zusammenhänge zwischen Hitze und Medikamenten untersuchen. Zudem seien viele Mechanismen nur angenommen und nicht belegt. Teilweise seien sie, zum Beispiel die zentrale Thermoregulation, auch noch nicht vollständig verstanden. Dennoch werde es voraussichtlich möglich sein, zu einer ganzen Menge an Wirkstoffklassen Aussagen zu treffen. Auf einer ersten noch nicht verbindlichen Übersichtsfolie standen mehr als 25 Wirkstoffklassen.
Die finale Liste wird jedoch von einem Expertengremium im sogenannten Delphi-Verfahren, einem mehrstufigen Bewertungsverfahren, erstellt. »Dieses Verfahren startet in wenigen Wochen«, so Müller. Im Sommer 2025 soll dann der Praxistest beginnen. Müller hofft daher auf einen heißen Sommer im kommenden Jahr. Ärzte, Apotheker und Pflegepersonal werden die Liste dann testen. Im Anschluss überprüft eine Expertengruppe den Einsatz der Liste und überarbeitet sie anhand der Praxiserfahrungen.
Im Sommer 2026 soll die Calor-Liste dann stehen und kann die Arbeit in Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken unterstützen. Auch die Öffentlichkeit soll Zugang zur Liste haben beziehungsweise die wesentlichen Empfehlungen sollen patientenverständlich zur Verfügung gestellt werden.