BMG: »Die Gematik hat daraus gelernt« |
Der Online-Abgleich mit den Versichertenstammdaten muss funktionieren. Allerdings waren viele Ärzte über Wochen nicht online an die TI-Server angeschlossen und konnten keinen Abgleich vornehmen. / Foto: Fotolia/Kzenon
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland wird bereits durch einige Gesetze, wie beispielsweise das Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG), umfassend geregelt. Auf der theoretischen Ebene stehen demnach die Voraussetzungen zu vereinfachten und digitalen Kommunikationswegen zwischen Leistungserbringen, Patienten und Krankenkassen. Bei der praktischen, digitalen Anbindung von Arztpraxen, Apotheken, Zahnärzten oder Psychotherapeuten haperte es allerdings in letzter Zeit. Vor allem Ende Mai hatte eine wochenlange Störung der Telematikinfrastruktur (TI) dafür gesorgt, dass Ärzte den Online-Abgleich von Versichertenstammdaten nicht vornehmen konnten.
Nun liegt der PZ eine umfassende Erklärung aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) vor. Die FDP hatte das BMG zu Umfang, Ursachen und Schlussfolgerungen der zeitweiligen Störung der TI befragt. Die Störung wurde durch einen Konfigurationsfehler ausgelöst, bestätigte das BMG. Konkret betraf der Konfigurationsfehler den sogenannten Vertrauensanker, der für die sichere Verbindung der Konnektoren mit dem zentralen Server der TI notwendig ist. Dies führte dazu, dass einige Konnektoren bis zum Ende des zweiten Quartals, sprich Ende Juni, nicht an den TI-Server online angebunden waren.
Für die Arztpraxen allerdings wird für die Lösung des Problems eine manuelle Anpassung vor Ort benötigt: »Obwohl die Störung in der zentralen Telematikinfrastruktur ausgelöst wurde, war es notwendig, bei den betroffenen Konnektoren eine Aktualisierung der von der Gematik bereitgestellten Vertrauensliste der TI vorzunehmen«, heißt es in der Mitteilung. »Aus Sicherheitsgründen konnte die Behebung des Problems ausschließlich durch das manuelle Einspielen einer sogenannten Vertrauensliste erfolgen«. Das benötigte Update konnte per Fern- oder Vor-Ort-Wartung vorgenommen werden, so das BMG.
Ein weiterer Vorwurf galt der fehlenden, beziehungsweise späten Kommunikation über die Störung vonseiten der Gematik. Das BMG betonte jedoch, dass die Gematik die Leistungserbringer am selben Tag über die Störung informiert hätte. Auf Twitter gab sie einen Tag nach der Störung ab dem 27. Mai bekannt, dass der Online-Abgleich in vielen Praxen nicht möglich ist.
Für eine künftig reibungslose Verbindung zwischen den Konnektoren und dem TI-Server, bittet das BMG alle Ärzte und andere Leistungserbringer, regelmäßig Konnektoren-Updates aufzuspielen und dafür zu sorgen, dass die Konnektoren durchgängig online sind. Doch vor allem erklärt das BMG: »Die Gematik hat aus dem aktuellen Vorfall gelernt.« Künftig sollen Maßnahmen zur Sicherstellung zur Stabilität der TI stärker ausgebaut werden. Das PDSG eröffnet der Gematik zudem neue Möglichkeiten zur direkten Überwachung der Verfügbarkeit von Diensten in der TI. So soll eine schnellere Intervention bei Fehlern in Zukunft möglich sein. Die Störung habe die Gematik ebenfalls dazu bewogen, die Risikoanalysen zu den TI-Notfallkonzepten »zu erweitern und zu härten.«
Die Apotheken müssen sich bis Ende September mit ihren Konnektoren an die TI anschließen.