Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Drug Design

Blutzucker-senkendes Schneckengift als Arzneistoff-Blaupause

Im Gift einer Kegelschnecke wurde ein Toxin beschrieben, das Somastatin ähnelt. Gemeinsam mit einem Insulin-artigen Toxin lässt es den Blutzuckerspiegel des Beutetiers rapide sinken. Die Entdeckung könnte bei der Entwicklung neuer Arzneistoffe helfen.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 26.08.2024  18:00 Uhr

Die meisten bekannten Gifte aus dem Tierreich unterbrechen vor allem die Nervenübertragung, greifen das kardiovaskuläre System an oder verursachen Gewebeschäden. Weniger bekannt ist, dass bestimmte Meeresschnecken, die Fische jagen, Insulin-artige Moleküle nutzen, die dem Beutetier einen hypoglykämischen Schock verpassen.

Nun hat ein multinationales Forschungsteam unter Führung der Universität Utah, USA, im Gift der Meeresschnecke Conus geographus zusätzlich ein Toxin gefunden. Dieses greift als Abwandlung des natürlichen Somatostatins höchst selektiv am Somatostatin-Rezeptor-2 an – selektiver als Somatostatin selbst. Durch Aktivierung dieses Rezeptors wird wiederum die Freisetzung des Insulin-Gegenspielers Glukagon gehemmt – die Insulin-induzierte Hypoglykämie wird verstärkt; das Beutetier kann nicht mehr reagieren.

Das Toxin mit dem Namen Consomatin nG1 besteht aus einem minimierten Somatostatin-Kernmotiv von Wirbeltieren, verbunden mit einer schwer glykosylierten N-Terminalregion, schreibt das Forscherteam im Fachjournal »Nature Communications«. Damit ähnelt es sehr dem glykolysierten Somatostatin aus der Bauchspeicheldrüse von Fischen. So wurde aus einem Hormon wohl im Laufe der Evolution eine biologische Waffe.

Noch dazu handelt es sich um ein äußerst stabiles Molekül, da eine ungewöhnliche Aminosäure in der Sequenz enthalten ist, die den Abbau erschwert. Die Autoren sprechen von einem erstaunlichen Beispiel für chemische Mimikry und betonen, dass tierische Gifte mehrere, synergistisch wirkende Komponenten enthalten können. Sie vermuten im Gift von Conus geographus noch weitere Substanzen, die den plötzlichen Blutzuckersturz mitbewirken.

Das tödliche Toxin könnte als Blaupause dienen, um bessere Wirkstoffe gegen Diabetes und andere hormonelle Erkrankungen, in die Somatostatin involviert ist, zu entwickeln, glauben die Entdecker. Sie haben an Zellkulturen untersucht, wie Consomatin mit den Somatostatin-Targets menschlicher Zellen interagiert. Während Somatostatin bei Wirbeltieren mehrere Zielstrukturen hat, wirkt Consomatin selektiv nur an einem Rezeptor und dürfte damit weniger Off-Target-Effekte haben. Laut Pressemitteilung wirkt es spezifischer als die besten bislang verfügbaren synthetischen Arzneistoffe.

»Gifttiere haben im Laufe der Evolution ihre Giftbestandteile so abgestimmt, dass sie ein bestimmtes Ziel im Beutetier treffen und stören«, erklärt Studienleiterin Dr. Helena Safavi. »Wenn man eine einzelne Komponente aus der Giftmischung herausnimmt und sich anschaut, wie sie die normale Physiologie stört, ist dieser Signalweg oft wirklich relevant für Krankheiten. Für medizinische Chemiker ist das eine Art Abkürzung.« Kegelschnecken seien im Laufe der Evolution zu wirklich guten Chemikern geworden. Das Toxin selbst ist zu potent, um als Arzneimittel eingesetzt zu werden, aber die Spezifität und Stabilität könnten als Vorbild dienen.

Conus geographus, zu Deutsch Landkartenkegel, ist weit verbreitet, vom Roten Meer über den Indischen Ozean bis zum Indopazifik. Conotoxine werden schon seit Langem beforscht. Ziconotid aus der Kegelschneckenart Conus Magus wurde beispielsweise 2005 als starkes Schmerzmittel unter dem Namen Prialt® zugelassen.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa