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Hypertonie

Blutdrucksenker wirken oft besser bei abendlicher Einnahme

Blutdrucksenker werden meist einmal täglich eingenommen. Doch welcher Zeitpunkt ist der beste? Eine großangelegte  prospektive Studie aus Spanien liefert neue Hinweise mit harten Endpunkten.
PZ/dpa
23.10.2019  11:00 Uhr

Menschen mit zu hohem Blutdruck müssen meist täglich Medikamente nehmen. Diese halten die Werte über den Tag hinweg und auch nachts niedriger. Viele Hypertonie-Patienten nehmen ihre Medikamente morgens ein. Günstiger kann es einer jetzt veröffentlichten kontrollierten prospektiven Studie zufolge aber sein, sie abends vor dem Schlafengehen zu schlucken. Die erzielten Blutdruckwerte seien dann im Mittel besser, berichten Forscher im »European Heart Journal«. In der Folge sank die Gefahr einer ernsthaften Folgeerkrankung demnach deutlich. Zu empfehlen sei, den idealen Zeitpunkt über eine Langzeit-Blutdruckmessung bestimmen zu lassen.

Das spanische Forscherteam um Ramón Hermida von der Universität Vigo untersuchte im Rahmen des Forschungsprojektes »Hygia« an mehr als vierzig medizinischen Zentren in Spanien, wann Blutdrucksenker am besten eingenommen werden sollten. Andere Einflussfaktoren wie Alter, Diabetes, Nierenerkrankungen, Rauchen und Cholesterolwerte wurden herausgerechnet. Von den mehr als 19.000 Studienteilnehmern mit Bluthochdruck nahmen die Hälfte die Medikamente abends, die übrigen nach dem Aufwachen.

Im Mittel gut sechs Jahre lang überprüften Ärzte mindestens einmal im Jahr den Blutdruck der Probanden mit Blutdruckmessgeräten, welche die Patienten über 48 Stunden am Körper behielten. Dabei zeigte sich, dass die Gruppe, die ihre Medikamente abends einnahm, bessere Werte erzielte. Der durchschnittliche Blutdruck tagsüber und nachts war in dieser Gruppe niedriger und die Werte fielen während des Schlafs stärker ab.

Sterberisiko halbiert

Die Forscher stellten zudem fest, dass die abendliche Medikamenteneinnahme im Mittel das Risiko ernsthafter Folgeerkrankungen minderte. Zu diesen zählen Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Eingriffe aufgrund von verstopften Blutgefäßen. 1752 Patienten der Studie erlitten ein solch schweres kardiovaskuläres Ereignis. Das Risiko, daran zu sterben, lag in der Gruppe, die ihre Medikamente abends nahm, fast um die Hälfte niedriger.

Der Blutdruck unterliegt im Tagesverlauf regelmäßigen Schwankungen, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus. Morgens und nachmittags werden meist besonders hohe Werte gemessen, im Schlaf sinkt der Blutdruck normalerweise unter 120 mmHg. Erstautor Ramón Hermida sieht darin einen Grund für falsche Einnahmezeiten: »Dass Ärzte oft zur morgendlichen Einnahme raten, fußt auf dem fehlgeleiteten Ziel, den morgendlichen Blutdruck abzusenken.«

Frühere Studien hätten aber bereits gezeigt, dass ernste Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt vor allem mit erhöhten nächtlichen Werten in Zusammenhang stehen. Dies sehen die Autoren der Studie nun bestätigt. »Folglich sollten Rund-um-die-Uhr-Blutdruckmessungen empfohlen werden, um die wirkliche arterielle Hypertonie zu diagnostizieren und um das Risiko einer solchen Erkrankung einzuschätzen«, so Hermida.

Die Forscher weisen einschränkend darauf hin, dass die Studie mit Menschen durchgeführt wurde, die einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus einhalten. Die Ergebnisse könnten daher noch keine Aussage darüber treffen, wie Menschen behandelt werden sollten, die zum Beispiel im Schichtdienst arbeiten. Generell sei es wichtig, die Situation für den jeweiligen Patienten individuell zu klären.

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