Blick durchs Auge in die Niere |
Veränderungen im Augenhintergrund lassen laut einer neuen Studie möglicherweise Rückschlüsse auf den Verlauf einer chronischen Nierenerkrankung zu. / Foto: Adobe Stock/NDABCREATIVITY
Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes entwickeln im Verlauf ihrer Erkrankung Nierenschäden aufgrund von Veränderungen in den Mikrogefäßen. Eine frühe Detektion dieser Vorgänge ist nach wie vor in der nötigen Breite aufgrund fehlender Methoden nicht möglich. Die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) ist als früher Marker einer reduzierten Nierenfunktion ungeeignet, da dieser Wert erst bei erheblichen Schäden im Nierengewebe sinkt.
Die Niere und das Auge sind strukturell und funktionell ähnlich. Das bedeutet, dass Krankheiten in beiden Organen auf ähnliche Weise und über gemeinsame Wege auftreten können. Daher hat ein Forschungsteam um Professor Dr. Neeraj Dhaun von der Universität Edinburgh untersucht, ob 3-D-Bilder der Netzhaut, die mit der optischen Kohärenztomografie (OCT), einem Verfahren der Augenheilkunde, aufgenommen wurden, zum Erkennen und Monitoring einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) verwendet werden können.
Das Team untersuchte OCT-Bilder von 204 Patienten in verschiedenen Stadien der Nierenerkrankung, darunter auch Transplantationspatienten und gesunde Nierenspender, sowie von 86 gesunden Freiwilligen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die die Forschenden diese Woche in »Nature Communications« vorstellen, war, dass die Netzhaut und die Aderhaut von Patienten mit CKD mit abnehmender Nierenfunktion dünner wurden. Bemerkenswert war, dass dieser Prozess unabhängig vom Alter ablief, einem wichtigen Faktor für die Ausdünnung der Aderhaut. Diese Veränderungen in den OCT-Messungen bildeten sich zurück, nachdem die Nierenfunktion durch eine Nierentransplantation wiederhergestellt wurde.
Gleichzeitig konnten die Forschenden feststellen, dass gesunde Nierenspender, die einen Teil ihrer Nierenfunktion verloren, allmählich eine Ausdünnung der Aderhaut entwickelten. Des Weiteren war bei CKD-Patienten die Ausdünnung der Netzhaut und der Aderhaut, die bei einer einzigen OCT-Untersuchung zu einem bestimmten Zeitpunkt festgestellt wurde, unabhängig voneinander mit einer zukünftigen Verschlechterung der eGFR assoziiert.