| Christina Hohmann-Jeddi |
| 01.12.2025 12:00 Uhr |
Eine transdermale Anwendung von Hormonen in den Wechseljahren entspricht eher den physiologischen Verhältnissen im Körper als die orale Gabe – und ist mit weniger Risiken verbunden. / © Getty Images/Andrey Popov
Das Thema Wechseljahre wird in der Öffentlichkeit und in der Ärzteschaft zunehmen wichtig, berichtete Dr. Katrin Schaudig von der Gemeinschaftspraxis »Hormone Hamburg« in Hamburg. Dabei halten sich einige Mythen rund um das Klimakterium. »Hier ist noch Aufklärung gefragt«, sagte die Ärztin, die in dem Podcast „Hormongesteuert“ zu dem Thema informiert.
Sie stellte klar, dass die Prämenopause, also die Jahre vor der letzten Menstruation, in der die Eierstöcke noch arbeiten, eine andere Phase ist als die Postmenopause. In der Prämenopause sage die Software dem Organismus »Schwanger werden«, der Hypothalamus reagiere auf den sinkenden Eizellenvorrat und arbeite auf Hochtouren, um noch eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Starke Hormonschwankungen und nicht ein Hormonmangel seien die Folge. Diese bedingten eine ganze Reihe von Beschwerden wie Blutungsunregelmäßigkeiten, Stimmungsschwankungen, Dünnhäutigkeit, Schlafstörungen und Haut- und Haarprobleme, berichtete die Ärztin. Die Beschwerden könnten insgesamt 10 bis 15 Jahre anhalten.
Daher wendete sich Schaudig gegen den Mythos, dass die Wechseljahre etwas Natürliches seien, was Frauen auszuhalten hätten. Zwei Drittel aller Frauen hätten Symptome in der Perimenopause, bei der Hälfte von diesen sei die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt. »Wer unter Symptomen leidet, sollte ein Therapie bekommen«, so Schaudig. Bei Regelschmerzen oder Kopfschmerzen erwarte man auch nicht, dass sie ertragen werden, obwohl sie natürlich sind. »Warum also bei den Wechseljahresbeschwerden?«
So sollte laut Leitlinie Frauen mit vasomotorischen Symptomen eine Hormonersatztherapie angeboten werden. Dabei fragten Frauen häufig nach bioidentischen Hormonen. Was ist das? Bei bioidentischen Hormonen handelt es sich um Substanzen, die denselben Aufbau wie humane Sexualsteroide haben und die halbsynthetisch aus dem pflanzlichen Stoff Diosgenin hergestellt werden, der etwa in der Yamswurzel vorkommt. Auf diese Weise lassen sich Estradiol, Progesteron und Testosteron gewinnen. Alle Präparate mit beta-Estradiol zum Beispiel enthalten schon lange bioidentische Hormone, sagte Schaudig. Spezial-Rezepturen seien daher nicht notwendig, um bioidentische Hormone zu erhalten.
Dabei sei eine transdermale Anwendung »näher an der Frau« als eine orale Anwendung. »Die Eierstöcke schütten die Sexualhormone nicht in den Magen aus, sondern geben sie ins Blut ab«, verdeutlichte die Gynäkologin. »Das ist ein Riesenunterschied.« Orale Estradiolgabe sei nicht mehr bioidentisch, weil das Hormon anders verstoffwechselt wird. Es flutet bei einer oralen Gabe die Leber, und aktiviert die Bildung von Gerinnungsfaktoren, dadurch steigt das Thrombose- und Schlaganfallrisiko. Bei transdermaler Gabe seien die Risiken nicht erhöht, sagte die Medizinerin. Diese Applikationsart sei daher besonders angezeigt für Patientinnen mit kardiovaskulären Risiken wie Adipositas, Migräne mit Aura, vorherigen Schlaganfällen oder Thrombosen, einem Alter über 60 Jahre oder Bluthochdruck.