»Bild« fragt nach Apotheken-Schmerzpunkten |
Cornelia Dölger |
14.09.2025 17:22 Uhr |
»Auch in diesen Winter gehen wir schlecht vorbereitet«, so ABDA-Präsident Thomas Preis zum Thema Lieferengpässe. / © ABDA/André Wagenzik
»Brauchen wir überhaupt noch Apotheken?«, so die »Bild«-Überschrift heute unter der Rubrik »Deutschland und die Welt«. Illustriert ist der Artikel mit einem brüchigen roten Apotheken-A. Und um es vorwegzunehmen: Die Antwort von ABDA-Präsident Thomas Preis gegenüber »Bild« fällt eindeutig aus. Es sei wichtig, das System der öffentlichen Apotheken in Deutschland zu schützen. »Sie gehören zur Daseinsvorsorge. Das brauchen die Menschen wie Gas, Wasser, Strom.«
Preis berichtet den Redakteuren über die Schmerzpunkte der Branche, Lieferengpässe, überbordende Bürokratie und die Konkurrenz etwa durch Versender. »Viele Apotheken sind längst am Limit«, heißt es einleitend.
»Auch in diesen Winter gehen wir schlecht vorbereitet«, fasst Preis das Lieferengpassthema zusammen. Lieferengpässe seien ein Dauerthema in den Apotheken. Leidtragende seien nicht nur die Apotheken oder die Ärzte, sondern in erster Linie Patientinnen und Patienten.
Mehr als 500 Medikamente gelten demnach derzeit als schwer verfügbar, bei einigen liegt ein Versorgungsmangel vor. Bei Fieber- und Erkältungsmitteln und Hustensäften sei die Versorgung zwar sichergestellt, auch bei vielen Antibiotika. Zahlreiche Antibiotikasäfte für Kinder seien hingegen nach wie vor nicht zu bekommen. Auch am Sonntagabend waren die Lieferengpässe bei wichtigen Arzneimitteln Thema; das »heute journal« berichtete über die Warnungen der Apotheken.
Auf die Frage nach den Ursachen für die Engpässe verweist Preis auf die Produktionsverlagerung nach Asien. »Deutschland war früher die Apotheke der Welt, jetzt steht die Apotheke der Welt in China oder Indien.« Dortige Produktionsprobleme schlügen sich sofort in der Versorgung in Europa und Deutschland nieder. Bei den Generika sei man von China und Indien abhängig, bei den innovativen Präparaten von den USA, so Preis.
Mit Lieferengpässen werde man »noch sehr lange« kämpfen müssen, fürchtet Preis. Bürokratie sei ebenfalls »ein ganz schlimmes Thema«. Es werde ein großer Teil der Zeit verschwendet, »um bürokratische Kontrollaufgaben der Krankenkassen zu übernehmen«. Hier bestehe ein »grundsätzliches Misstrauen«.
Mit Blick auf die Konkurrenz durch Versender spricht Preis von »Rosinenpickerei«, die das Versorgungssystem zerstören könne. »In keinem anderen Bereich in Deutschland wird dem Staat so auf der Nase herumgetanzt wie im Bereich des Versandhandels mit Arzneimitteln«, so Preis. »Diese Versandhändler halten sich nicht an geltendes Recht in Deutschland.« Sie überträten die Arzneimittelpreisverordnung »tagtäglich tausendfach und unser Staat guckt tatenlos zu«.