BfArM sieht keinen Anlass zur Sorge bei Kinder-Arzneien |
| Melanie Höhn |
| 16.09.2024 15:06 Uhr |
Preis erinnerte daran, dass Apotheken im Winter 2022/2023 selbst Antibiotika- und Fiebersäfte herstellen mussten, um die kleinen Patienten zu versorgen. Auch damals konnten die Pharmahersteller nicht ausreichend Medikamente produzieren. »Das war für die Apotheken nicht auskömmlich, aber sie haben damit dazu beigetragen, die Versorgung stabil zu halten«, so Preis weiter.
Politik und pharmazeutische Hersteller müssten jetzt endlich für stabile Verhältnisse bei der Bereitstellung von Arzneimitteln sorgen und gegenzusteuern. Statt einer Besserung der Lage habe sich der Mangel nur verschoben. »Es fehlen alle Arten von Medikamenten: innovative, teure Medikamente genauso wie preiswerte Standardmedikamente, die schon lange nicht mehr dem Patentschutz unterliegen. Bei jedem zweiten Rezept müssen Apotheken nach Alternativen suchen, damit die Versorgung der Patienten gesichert bleibt«, so Preis.
Täglich seien bundesweit 1,5 Millionen Patienten betroffen. Allein in Nordrhein-Westfalen seien es Tag für Tag mehr als 300.000 Patienten und ihre Medikationen. Inzwischen treffe es selbst »einfache« Präparate wie etwa Kochsalzlösungen für Krankenhäuser. Hier würden die Lieferungen nur zu 80 Prozent bedient, so Preis.
Des weiteren wies Preis darauf hin, dass die Mehrbelastung der Apothekenteams riesig sei: Jährlich müssten so mehr als fünf Millionen Arbeitsstunden für die Bewältigung der Lieferengpässe in den Apotheken zusätzlich geleistet werden. »Zeit, die bei anderen wichtigen Versorgungsleistungen für die Patienten fehlt«, kritisiert Preis. Dazu komme noch, dass die Apotheken nicht angemessen dafür bezahlt werden. Das Packungshonorar müsse dafür mindestens verdoppelt werden, denn der Zeitaufwand der Abgabe und Beratung bei fehlenden Medikamenten sei um ein Vielfaches höher als bei guter Verfügbarkeit.
»Die von der Ampel-Regierung aktuell nur in wenigen Fällen zugestandenen 50 Cent für die Bearbeitung eines vom Engpass betroffenen Arzneimittels wird von den Mitgliedern unseres Verbandes als beleidigend gewertet«, erklärte Preis weiter. Es zeuge von einer Geringschätzung der Arbeit der Apothekenteams, die erschreckend sei, hieße es in den Kommentaren, die den AVNR erreichen.
Erschwerend würden noch die Rabattverträge der Krankenkassen hinzu kommen, die zeitaufwendige Dokumentationen beim Austausch von Medikamenten von den Apotheken verlangten. »Zeit, die wir an anderer Stelle für eine gute Versorgung der Patienten dringend brauchen.«
An die Hersteller adressiert Preis, sie müssten sich nun anstrengen, um die Lage zu entschärfen, sprich: verstärkt Arzneimittel »für die Fläche« produzieren. Auffällig sei, dass es bei hochpreisigen, innovativen Präparaten eher wenige Engpässe gebe, bei Arzneimitteln »aus dem Brot- und-Buttergeschäft« aber umso mehr. Es gehe jetzt angesichts der bevorstehenden Infektionssaison um Versorgungssicherheit, betonte der Verbandschef. Daran müssten sich die Unternehmen orientieren.