Besser keine Benzodiazepine gegen Schwindel |
Annette Rößler |
12.09.2022 13:00 Uhr |
Eine aktuell im Fachjournal »JAMA Neurology« erschienene Arbeit von Autoren um Dr. Benton Hunter von der Indiana University School of Medicine in Indianapolis stärkt bedingt die Empfehlung für Antihistaminika bei akutem Schwindel. Das Team veröffentlicht hier die Ergebnisse einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse zur Frage, ob Antihistaminika oder Benzodiazepine bei akutem Schwindel wirksam sind. Letztere werden offenbar immer wieder in dieser Indikation gegeben, am ehesten wohl Patienten mit psychogenem Schwindel. Sie sind aber laut DEGAM-Leitlinie ebensowenig zu empfehlen wie Metoclopramid und Promethazin.
Die Negativempfehlung leuchtet vor allem deshalb ein, weil Benzodiazepine als Nebenwirkung selbst auch Schwindel auslösen können. Sie findet ihre Bestätigung in der aktuellen Metaanalyse, die 17 Studien mit insgesamt 1586 Teilnehmern einschloss. Demnach führten Antihistaminika verglichen mit Benzodiazepinen bei Patienten mit akutem Schwindel innerhalb von zwei Stunden zu einer durchschnittlichen Besserung der Beschwerden um 16,1 Punkte auf einer visuellen Analogskala von 1 bis 100 zur Beurteilung der Symptomschwere.
Weniger klar als das Ergebnis zu Benzodiazepinen ist allerdings die Aussage der Studie zu Antihistaminika. Denn diese waren anderen aktiven Kontrollen, darunter Ondansetron, Droperidol, Metoclopramid und Piracetam, nicht überlegen. Somit unterstreicht die aktuelle Arbeit indirekt, dass eine Pharmakotherapie bei akutem Schwindel meist wenig ausrichten kann – so wie es ja auch in der DEGAM-Leitlinie steht.