Besser denken und schlafen im Alter |
Unter Schlafstörungen und/oder Demenz leiden insbesondere betagte Menschen. Phytopharmaka können die Beschwerden mildern. / Foto: Getty Images/Katarzyna Bialasiewicz
»Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen – was ist nicht mehr normal und was kann man dagegen tun?« Antworten auf diese Frage lieferte der Psychiater und Neurologe Professor Dr. Michael Berner vom Universitätsklinikum Freiburg. Hinter kognitiven Störungen bei älteren Menschen werde häufig eine Demenzerkrankung vermutet. »Die meisten Patienten haben jedoch keine Demenz, sondern eine Depression«, klärte der Referent auf. Im Gegensatz zu einer »echten« Demenz beginne die depressionsbedingte Pseudodemenz rasch und schreite schnell fort, zudem sei in erster Linie die Konzentration anstelle des Gedächtnisses gestört.
Die beiden Krankheitsbilder ließen sich mittels einfacher Tests innerhalb weniger Minuten unterscheiden, beispielsweise mit dem Mini-Mental-Status-Test. Dabei prüft der Arzt mithilfe simpler Aufgaben die Orientierung, Konzentration und Merkfähigkeit des Patienten. Erzielen lässt sich ein Score von maximal 30 Punkten. Je höher die Punktzahl, desto besser steht es um die Kognition des Patienten. Mehr als 20 Punkte deuteten auf eine maximal leichte, 19 bis 10 Punkte auf eine mittelgradige und weniger als 10 Punkte auf eine schwere Demenz hin, erklärte Berner.
Professor Dr. Michael Berner / Foto: PZ/Alois Müller
Bei leichter bis mittelgradiger Demenz sei Ginkgo biloba EGb 761® (Tebonin®) eine pflanzenbasierte Therapieoption, informierte der Neurologe, und verwies auf die S3-Leitlinie »Demenzen«. Die Autoren empfehlen den Spezialextrakt in einer Dosierung von 240 mg pro Tag »zur Behandlung der Kognition und Alltagsfunktionen bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz oder vaskulärer Demenz mit nicht psychotischen Verhaltenssymptomen«. Extrakte aus Ginkgo biloba verbessern etwa die Mikrozirkulation des Blutes und die Neuroplastizität.
Nicht nur Kognitionsabbau, sondern auch Schlafstörungen betreffen häufig betagte Menschen. Auch hier kann mit Phytopharmaka gegengesteuert werden, wie Professor Dr. Hans-Peter Volz, selbstständiger forensisch-psychiatrischer Gutachter in Würzburg, erklärte.
Doch was ist überhaupt eine »echte« Schlafstörung – und was nicht? »Schlafstörungen nehmen mit dem Alter in der Regel zu. Gleichzeitig nimmt mit zunehmendem Alter aber auch die erforderliche Schlafdauer ab«, sagte Volz. Klagt ein älterer Patient beispielsweise darüber, dass er jeden Morgen um 5 Uhr aufwacht, könne er zwar subjektiv das Gefühl haben, zu wenig zu schlafen; es müsse jedoch berücksichtigt werden, wie viele Stunden der Patient insgesamt pro Tag schläft. Dazu zähle auch der Mittagsschlaf oder das Nickerchen vor dem Fernseher. Erst wenn die kumulative Schlafdauer zu niedrig ist, sei es eine Schlafstörung.
Gestörter Schlaf sei dabei meist ein Symptom einer anderen Erkrankung und trete nur selten isoliert auf. Zu den Hauptursachen zählten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schmerzen, psychiatrische oder neurologische Erkrankungen, Lungenerkrankungen und Adipositas. »Psychiatrische Erkrankungen sind der Hauptteil des Kuchens«, betonte der Arzt, darunter insbesondere Depressionen und Angststörungen.
Professor Dr. Hans-Peter Volz / Foto: PZ/Alois Müller
Neben der Behandlung der Grunderkrankung und einer guten Schlafhygiene könnten beispielsweise Phytopharmaka den Schlaf fördern. Bei angstbedingten Schlafstörungen könne beispielsweise Arzneilavendelöl wie Silexan® in Lasea® helfen, das über die Hemmung von Calciumkanälen anxiolytisch wirkt, so Volz. Beruhigend wirkten zudem Präparate mit Passionsblume sowie Melisse und/oder Baldrian. Sei die Schlafstörung dagegen depressionsbedingt, könne etwa ein Johanniskraut-haltiges Präparat erwogen werden. In diesem Fall müsse allerdings das Interaktionspotenzial beachtet werden.