| Laura Rudolph |
| 17.12.2025 11:30 Uhr |
Diabetes bei Kindern unter einem Jahr ist eine Rarität – und auch bis zum zweiten Lebensjahr mit wenigen Hundert Fällen in Deutschland sehr selten. / © Getty Images/martin-dm
In den vergangenen Jahren gab es laut dem Robert-Koch-Institut jährlich mehr als 4000 Neuerkrankungen von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland, aber nur wenige Hundert von ihnen waren jünger als zwei Jahre. Eine Manifestation unter einem Jahr sei eine Rarität, betonte Dr. Julian Ziegler vom Universitätsklinikum Tübingen beim Herbstkongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Mannheim.
»Das ist auch gut so, weil diese Patienten uns vor Herausforderungen stellen und wir immer sehr in Sorge sind, wenn wir ein so junges Kind angekündigt bekommen. Wir wissen aus der klinischen Erfahrung, dass die Kinder oft in einem deutlich reduzierteren Zustand kommen«, so der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Kinder-Endokrinologie und Diabetologie.
In einer Publikation aus dem vergangenen Jahr im Fachjournal »Experimental and Clinical Endocrinology & Diabetes« konnte er dies gemeinsam mit weiteren Forschenden auch wissenschaftlich belegen (DOI: 10.1055/a-2316-0512). Untersucht wurde unter anderem, wie sich die Symptome je nach Manifestationsalter (6 bis 12 Monate, 12 bis 24 Monate und 24 bis 48 Monate) unterschieden. »Man konnte sehen, dass Kinder unter zwei Jahren in einem deutlich schlechteren Zustand zu uns kommen. Sie zeigen deutlich mehr Erbrechen und auch mehr Beeinträchtigungen des Bewusstseins. Ungefähr ein Viertel der Kinder ist in der Vigilanz gemindert«, erklärte der Erstautor. Auch die Ketoazidose-Rate sei bei Kindern bis zwei Jahre mit mehr als 50 Prozent »exorbitant hoch«.
Auffällig sei außerdem, dass Symptome bei Kleinkindern sehr viel schneller als bei älteren Kindern auftreten – ungefähr innerhalb einer Woche nach Manifestation. »Der HbA1c-Wert ist deutlich niedriger – als Ausdruck dafür, dass die Blutzuckerlage noch nicht lange so hoch war.« Die Blutglucosewerte seien dagegen trotz kürzerer Symptomdauer signifikant höher als bei älteren Kindern. »Die Betazellen kommen einfach viel schneller unter Stress und werden abgebaut«, so Ziegler.