| Laura Rudolph |
| 17.12.2025 11:30 Uhr |
Klassische Symptome wie Polyurie, Polydipsie, Gewichtsverlust und Leistungsminderung würden bei sehr jungen Kindern häufig missgedeutet – etwa, wenn sich der Diabetes in der Winterzeit manifestiert, wenn die Notfallpraxen voll mit Kindern mit Magen-Darm-Infekten und Bronchitis sind.
»Dann geht einem eben durch, dass das Kind keinen Durchfall hat und nur erbricht oder dass die Kußmaul-Atmung eben doch eine solche ist und keine obstruktive Bronchitis.« Die Kußmaul-Atmung ist eine tiefe, schnelle und oft laute Atmung, die eine schwere Übersäuerung des Blutes anzeigt, insbesondere bei diabetischer Ketoazidose. Außerdem wachsen Kinder nie wieder so schnell wie in den ersten zwei Jahren, sodass es oft nicht auffalle, wenn sie größer werden, aber nicht an Gewicht zunehmen.
Auch die Therapie stellt Ärzte und Eltern vor Herausforderungen. »Wir wünschen uns auch für die Altersgruppe der Kinder bis zwei Jahre ein automatisiertes Insulin-Dosierungs-System«, so der Diabetologe. Solche AID-Systeme bestehen aus einem Sensor zur kontinuierlichen Glucosemessung (CGM) und einer Pumpe, die mithilfe eines Algorithmus die Insulinabgabe automatisch an die Glucosewerte anpasst. Im Gegensatz dazu stellen Patienten mit einer klassischen Insulinpumpe (CSII) oder sensorunterstützter Pumpentherapie (SAP) die Insulindosis manuell ein. SAP-Systeme stoppen außerdem die Zufuhr bei zu geringen Blutzuckerwerten.
»Wir haben leider nur ein einziges CGM-System, das für Kinder ab der Geburt zugelassen ist.« Selbiges gilt für eine einzige Insulinpumpe – mit SAP-System. Doch Körpergröße, Gewicht und sehr geringe Insulindosen schränken die Optionen ein, sodass die Off-Label-Nutzung von AID-Systemen zunehmend zum Standard werde, so Ziegler. »2022 war das noch anders. Da waren zwei Drittel der Kinder mit SAP- oder CSII-Systemen versorgt und nur ein Drittel mit einem AID-System. Heute ist es genau umgekehrt – was mich sehr freut, da diese Altersgruppe nun auch vermehrt von diesen Systemen profitieren kann.«