Beim Umgang mit Transpersonen ist Sensibilität gefragt |
Tipps für die pharmazeutische Begleitung von Transfrauen und -männern sowie eine wertschätzende Kommunikation gab anschließend Tomer Einav. In Deutschland gebe es zwischen 300.000 und 500.000 Menschen, die sich als »trans« bezeichnen, informierte der Berliner Apotheker. Bei der Arbeit in der Offizin habe er einige kennengelernt und dabei festgestellt, dass sie einen besonderen Beratungsbedarf haben. Generell sei zwischen der Identität – also Frau, Mann oder Genderqueer – dem biologischen Geschlecht sowie der sexuellen Orientierung zu unterscheiden, erläuterte er.
Viele Transmenschen seien gesundheitlich beeinträchtigt, sie litten beispielsweise oft unter psychischen Problemen. Das liege an der langwierigen Hormonangleichung, die belastend sei, aber auch daran, dass Transpersonen häufig Diskriminierung erfahren. Bei der Beratung in der Apotheke sei daher Fingerspitzengefühl gefragt.
Zur Kommunikation und Beratung gab der Apotheker einige Tipps. »Man sollte Transpersonen als Individuum begreifen und nicht vorschnell reagieren«, empfahl Einav. Wichtig sei, mit Transmännern und -frauen sensibel umzugehen. »Fragen Sie zum Beispiel, wie jemand angesprochen werden möchte«, riet der Apotheker. So ließen sich Missverständnisse vermeiden. Auf die Wendung »echte Frau« oder »echter Mann« sollten Apotheker und Ärzte verzichten. Eine urteilsfreie Haltung, Geduld und Diskretion seien ebenfalls hilfreich. Sinnvoll sei zudem, eine passende Umgebung zu schaffen. So könne es hilfreich sein, Infomaterialien mit Adressen von Beratungsstellen auszulegen. »Transmenschen erwarten keine perfekte Apotheke. Wichtig ist, Verständnis für ihre Belange zu zeigen«, riet Einav.
Der Experte informierte auch über Wirkungen und Nebenwirkungen der geschlechtsangleichenden Hormontherapie. Apothekerinnen und Apotheker seien gefragt, wenn es darum gehe, die richtige Anwendung der Medikamente zu erklären sowie unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu vermeiden. Eine häufige Nebenwirkung stelle Haarausfall dar; davon seien einer Studie zufolge 65 Prozent der Transfrauen und 43 Prozent der Transmänner betroffen. Auch Akne trete oft auf. Mit den passenden Produkten aus der Apotheke lasse sich beides lindern, so Einav. Begleitet werde eine Angleichung vom Mann zur Frau zudem durch eine feminisierende Behandlung. Dabei könnten OTC-Produkte helfen, etwa Mittel zur Haarentfernung.
Aller Schwierigkeiten zum Trotz lohne sich die Behandlung. »Die Wirksamkeit der Therapie ist sehr hoch«, hat Einav beobachtet. Trotz aller Belastungen seien 80 Prozent der Patientinnen und Patienten nach der Behandlung zufriedener mit ihrer Identität als vorher, zog er ein positives Fazit.