Bei Psoriasis auf Warnsignale achten |
Christina Hohmann-Jeddi |
27.11.2024 16:00 Uhr |
Ein Befall der Kopfhaut weist bei Psoriasis-Patienten auf ein erhöhtes Risiko für eine Psoriasis-Arthritis hin. / © Getty Images/wisely
Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine chronisch-entzündliche, nicht infektiöse, autoimmunbedingte Systemerkrankung, die die Lebensqualität stark einschränkt. »Wir müssen was tun und wir können was tun«, sagte Professor Dr. Petra Staubach-Renz, Oberärztin an der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, auf dem Fortbildungskongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg am 24. November in Heidelberg. Inzwischen sei die Erkrankung in allen Ausprägungen gut behandelbar.
Charakteristisch für Psoriasis sind die rötlichen, inselförmigen Herde, in denen die Haut verdickt ist und stark schuppt. Diese sind meistens an Ellenbogen oder Knien zu finden sowie in Bereichen mit Hautverletzungen, etwa infolge von Kratzen. Die Herde können aber auch die Kopfhaut, die Nägel, die Genitalregion sowie Handflächen und Fußsohlen betreffen.
Die Entzündung greift aber nicht nur die Haut an, sondern eine ganze Reihe von Organen, vor allem Gelenke, aber auch Augen und das Herz-Kreislauf-System. Die Folgen können Diabetes, metabolisches Syndrom aber auch Myokardinfarkt oder Schlaganfall sein. Zudem seien Depressionen und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen häufig mit Psoriasis assoziiert, berichtete Staubach-Renz. Diesen »Tsunami an Komorbiditäten« könne man durch eine frühe, kluge Therapie nach dem Motto »Treat smart and early« verhindern.
Ein besonderes Augenmerk sollte auf der Gelenkbeteiligung liegen. Eine Psoriasis-Arthritis entwickeln etwa 30 Prozent der Schuppenflechte-Patienten. Charakteristisch sind schmerzhafte Veränderungen der Finger (Daktylitis), nächtlicher Ruheschmerz vor allem der Achillessehne, Morgensteifigkeit in den Händen und ein asymmetrischer Befall von Gelenken. Neben den Gelenken entzünden sich meist auch die Sehnen und Sehnenscheiden.
Die Mehrheit der Betroffenen entwickelt auch eine Nagelpsoriasis. »Ein früher Befall der Nägel heißt, aufpassen mit den Gelenken«, betonte Staubach-Renz. Wenn die Nägel betroffen sind, die Kopfhaut oder die Analrinne ist das Risiko für eine Psoriasis-Arthritis stark erhöht. Diese Zeichen sollten in der Apotheke abgefragt und die Patienten gegebenenfalls an den Hautarzt verwiesen werden, betonte die Ärztin. Sie sieht die Apotheken hier als eine Art Lotse. Auch nach Augenentzündungen können Mitarbeitende in Apotheken fragen, denn Uveitis ist bei Psoriasis häufiger, betonte die Medizinerin.
Während bei leichter Ausprägung der Erkrankung eine Basistherapie und topische Therapie meist ausreicht, ist bei mittelschwerer bis schwerer Ausprägung eine systemische Therapie angezeigt. Dies gilt auch für Patienten, bei denen die genannten Sonderareale Analrinne, Kopfhaut und Nägel , aber auch Gesicht betroffen sind. Die älteren Systemtherapeutika würden mittlerweile seltener eingesetzt, verstärkt würde auf die moderneren Substanzen wie TNF-Inhibitoren, Anti-IL-17- und Anti-IL-23-Therapien gesetzt. Die drei Optionen gehörten heute zum Goldstandard, sie unterdrückten das Immunsystem nicht, sondern modulierten es, erklärte Staubach-Renz. Die Substanzen sind teilweise auch speziell bei Psoriasis-Arthritis zugelassen.
Die Biologika können der neu überarbeiteten Leitlinie für Psoriasis bei Kindern zufolge bereits ab einem Alter von sechs Jahren eingesetzt werden, berichtete die Dermatologin.