Bei Notfällen richtig handeln |
Wenn es schnell gehen muss, sollte ein Notarzt mit an Bord sein. / Foto: Adobe Stock/EKH-Pictures
»Es ist nicht so sehr der 80-jährige Senior, der uns im Rettungsdienst beschäftigt, sondern es sind eher die 20- bis 60-Jährigen«, sagte Dr. Klaus Ude. Herzinfarkt, Lungenembolie, Schlaganfälle und Herz-Rhythmus-Störungen seien die häufigsten kardiovaskulären Notfälle auch bei den Jüngeren. Der Notfallmediziner appellierte an die Mithilfe der Apothekenteams in Sachen Notfälle/Erste Hilfe. »Sowohl im Rettungsnotdienst als auch innerklinisch sind wir am Rande der Belastbarkeit. Sie als Apotheker können den Patienten als eine Art Wegweiser zur Seite stehen und helfen, den richtigen Ansprechpartner zu finden.«
Wer ist im Notfall anzurufen? Ist es ein Fall für die Klinik oder vielleicht hilft auch die ambulante Notfallsprechstunde weiter? Oder handelt es sich um bekannte Beschwerden, die eher einer kardiologischen Wiederabklärung bedürfen und bei denen die Medikation anzupassen ist? Apotheker würden ihre Patienten schließlich regelmäßig sehen und könnten sich aufgrund von Alter, Vorerkrankungen und Medikation ein Gesamtbild machen.
»Das A und O in der Präklinik ist die Anamnese, und diese besteht zu 80 Prozent aus der klinischen Darstellung des Patienten.« Am Beispiel von Thoraxschmerzen machte Ude deutlich, wie wenig aussagekräftig ein einzelnes Symptom ist. »Das Typische am Thoraxschmerz ist, dass er so untypisch ist.« In der Tat: Er kann kardialer Genese sein – etwa aufgrund einer Angina pectoris oder einer hypertensiven Entgleisung –, es können ein Pneumothorax oder eine Lungenembolie vorliegen, aber auch von der Wirbelsäule ausgehende Ursachen, ein Reflux oder abdominelle Erkrankungen wie eine akute Pankreatitis oder Gastritis können den schmerzhaften Druck auf der Brust induzieren.
In jedem Fall lohnten sich, so führte der Notfallmediziner aus, weitergehende Fragen, um ein besseres Gesamtbild zu bekommen. Seit wann bestehen die Beschwerden? Sind sie atem- oder bewegungsabhängig? Bestehen Beschwerden im Epigastrium, einer Region zwischen dem Unterrand der beiden Rippenbögen und dem Bauchnabel? Wie ist die Belastbarkeit?
Auch der klinische Eindruck zählt: Wie ist die Hautfarbe, bestehen Unterschenkelödeme? Wie verläuft die Atmung? Ude empfiehlt in jedem Fall, neu aufgetretene Thoraxschmerzen – auch wenn sie wieder abklingen – ärztlich abklären zu lassen.