Bei Halsschmerzen symptomatisch behandeln |
Lutschen, sprayen, gurgeln, Tee trinken: Was hilft bei Halsschmerzen am besten? / Foto: Adobe Stock/sebra
Ende des vergangenen Jahres gab es einen für die Jahreszeit ungewöhnlich frühen und steilen Anstieg von schweren Infektionen durch Gruppe-A-Streptokokken und Scharlach - beides Erkrankungen, die mit heftigsten Halsschmerzen einhergehen. Am stärksten betroffen waren Kinder im Alter zwischen 1 und 10 Jahren, meldete das Robert-Koch-Institut in seinem Epidemiologischen Bulletin 8/2023. Aber auch die Bevölkerungsgruppe der Über-65-Jährigen infizierte sich überdurchschnittlich häufig. Ein Ende des Anstiegs ist noch nicht abzusehen, meldete unlängst die Stiftung Kindergesundheit. Zurzeit erkrankten vor allem Kinder unter 15 Jahren und junge Erwachsene an Scharlach und an von A-Streptokokken ausgelösten Infektionen.
Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) wies ausdrücklich darauf hin, dass trotz der beobachteten Zunahme der Erkrankungsfälle eine Änderung des restriktiven Antibiotikaverordnungsverhaltens bei Patienten mit Halsschmerzen nicht geboten ist. Den Empfehlungen der S3-Leitlinie der Allgemeinmediziner sei nachzukommen. Die sofortige Verordnung eines Penicillins beziehungsweise eines Cephalosporins nach Diagnosefindung sei lediglich bei jüngeren Kindern angezeigt.
Foto: Science Photo Library/Lounatmaa, Dr. Kari
Klagt der Patient über massive Schluckbeschwerden und hat gelblich-weiße Stippen auf der Zunge und den Mandeln, sollten Apotheker und PTA hellhörig werden und an den Arzt verweisen. Beides sind typische Anzeichen einer bakteriellen Infektion.
So kann eine Streptokokken-Angina oder auch Scharlach dahinterstecken, ausgelöst durch ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A. Neben den Dysphagien klagen die Patienten oftmals auch über Kopf- und Ohrenschmerzen und mitunter hohes Fieber. Auch charakteristisch, aber kein Muss: Der etwas versetzt auftretende Ausschlag in den Achselhöhlen und an der Innenseite der Oberschenkel, der sich auf den ganzen Körper ausbreitet. Auf der Zunge entsteht zunächst ein weißlich-gelber Belag, der nach ein bis zwei Tagen abgestoßen wird. Danach ist die Oberfläche der Zunge auffallend gerötet und erinnert an eine Himbeere.
Scharlach ist eine Sonderform der Streptokokken-Angina. Auch diese Infektion kommt durch Streptokokken A zustande, vor allem Streptococcus pyogenes (siehe Bild). Diese beherbergen jedoch einen Bakteriophagen, der das Scharlach-Toxin produziert. Ohne Letzteren kommt es allein zu einer eitrigen Mandelentzündung. Da es mehrere Serotypen dieses Bakteriophagen gibt, kann man mehrmals an Scharlach erkranken.
In der Tat ist die Leitlinie zu Halsschmerzen/Pharyngitis sehr zurückhaltend, was den Einsatz von antibiotischen Therapien betrifft. Selbst ein klinischer Verdacht auf eine bakterielle Tonsillopharyngitis sei keine generelle Indikation für Antibiotika mehr. Es wird dagegen das Verordnungsprinzip des »delayed prescribing« propagiert. Dabei wird dem Patienten ein Rezept angeboten mit der Auflage, es erst dann einzulösen, wenn nach drei bis fünf Tagen keine Besserung oder wenn früh eine Verschlechterung auftritt. Die Abkehr von Antibiotika betrifft auch sämtliche OTC-Rachentherapeutika – also Lutschtabletten, Gurgellösungen, Rachensprays – mit Lokalantiseptika und/oder Antibiotika. Abgesehen von der mangelnden Evidenz sei deren Anwendung bei einer mehrheitlich viral bedingten Infektion nicht nachvollziehbar und nicht sinnvoll.
Was bedeutet das für die Beratung in der Offizin? Aus den »Red Flags« der Leitlinie ergeben sich für das Beratungsgespräch folgende Warnzeichen, bei denen das Apothekenteam zum Arztbesuch raten sollte. Und zwar bei: