Bayern macht Arzneimittelversorgung zur Chefsache |
Melanie Höhn |
17.07.2025 13:50 Uhr |
Mit dem Pharmapaket und dem Critical Medicines Act habe Europa die Chance, seine Versorgung resilienter und den Standort wieder attraktiver für Investitionen zu machen, sagte Professor Karl Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). »Jetzt kommt es auf die Umsetzung an.« Patientinnen und Patienten müssten sich auf eine sichere Arzneimittelversorgung verlassen können. »Deshalb werden wir Künstliche Intelligenz und Big Data auch gezielt gegen Lieferengpässe einsetzen«, so Broich weiter.
Dass der wahre Wert von Gesundheit weit über klinische Ergebnisse hinausgehe, betonte Malina Müller, Head of Health Economics vom Unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstitut (WifOR): »Jeder Euro, den wir heute in Prävention und moderne Gesundheitsversorgung investieren, trägt morgen zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stabilität bei. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Akteuren aus Industrie, Politik und Wissenschaft können wir die Bedeutung von Gesundheit sichtbar machen, Investitionen gezielt steuern – und so die Grundlage für langfristiges Wachstum und gesellschaftlichen Zusammenhalt schaffen«.
Deutschland habe eine starke Gesundheitswirtschaft, dürfe sich aber nicht darauf ausruhen, erklärte Heinrich Moisa, Vorsitzender der Geschäftsführung Novartis Deutschland und vfa-Landesvorsitzender Bayern. »Eine widerstandsfähige Gesundheitsversorgung beginnt mit einer starken und innovativen Arzneimittelentwicklung in Deutschland und Europa. Dafür sind stabile und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen nötig«.
Aus Sicht des Verbands Pro Generika habe der Bayerische Pharmagipfel die richtigen Fragen gestellt: »Was ist Gesundheit wert? Wohin steuert die Versorgung angesichts stetiger Kostendämpfung? Wie kann der europäische Pharmastandort in geopolitisch unsicheren Zeiten widerstandsfähiger werden?«, hieß es in einer Mitteilung des Verbands.
Zwei zentrale Themen des diesjährigen Gipfels – die Preisbildung bei Arzneimitteln und die Widerstandsfähigkeit des Standortes Europa – würden für den Verband untrennbar zusammengehören. »Denn: Wenn Generika-Preise in den Keller gedrückt werden, gefährdet das nicht nur die Versorgung mit bezahlbaren Medikamenten. Es riskiert auch die wirtschaftliche Grundlage von Unternehmen, die in Europa produzieren«, hieß es weiter. »Beide Fragen sind in Wahrheit eine«, erklärt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika. »Wenn wir Generika immer billiger machen, gefährden wir die Versorgungssicherheit – und verlieren Produktionskapazitäten in Europa.«
Dies betreffe zunehmend auch Biosimilars. Diese biotechnologisch hergestellten Nachahmer-Arzneimittel sollen künftig wie Generika behandelt werden. »Ein Schritt, den Bayerns Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention Judith Gerlach massiv ablehnt und vor dem sie Ministerin Warken in einem Brief gewarnt hat«, so Bretthauer. »Sofern das Gesundheitsministerium nicht mehr eingreift, droht sich dieselbe Abwanderungs- und Destabilisierungs-Geschichte wie bei Generika zu wiederholen«, kritisierte er.
»Der Bayerische Pharmagipfel hat die Spur legt – jetzt ist der Bund am Zug«, fordert der Verband und drängt auf den Start des von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) angekündigten Pharmadialogs. Die Herausforderungen seien immens – und sie brauchen nationale Antworten.