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Pankreaskarzinom

Bakterien und Pilze im Mund als Risikofaktoren

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine Erkrankung mit hoher Letalität. Zuverlässige Tools zur Risikoeinschätzung fehlen bisher. Eine Studie deutet nun an, dass das orale Mikrobiom Hinweise auf das Erkrankungsrisiko liefern könnte.
AutorKontaktJohanna Hauser
Datum 17.10.2025  09:00 Uhr

Mit einer Inzidenz von circa 20.000 Erkrankungen pro Jahr in Deutschland ist Bauchspeicheldrüsenkrebs eher selten. Die Letalität ist allerdings sehr hoch, auch weil das Pankreaskarzinom oft erst spät entdeckt wird. Zuverlässige Prädiktoren für die Erkrankung wären daher wichtig. Die Autoren einer Arbeit, die aktuell im Fachjournal »JAMA Oncology« erschienen ist, glauben, mit dem oralen Mikrobiom einen solchen gefunden zu haben.

Das Mikrobiom des Mundes wurde bereits als potenzielles Diagnostiktool für verschiedene Erkrankungen diskutiert. Auch weiß man, dass bösartige Veränderungen der Bauchspeicheldrüse das Darmmikrobiom verändern. Zudem war in früheren Studien aufgefallen, dass Menschen mit Parodontitis in der Vorgeschichte ein erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs haben. Dabei war der Risikoanstieg mit dem Mundbakterium Porphyromonas gingivalis, dem Auslöser von Parodontitis, assoziiert.

Ein Team um Dr. Paul Oberstein von der New York Universität Langone nahm nun die Bakterien und Pilze der Mundhöhle genauer unter die Lupe. Insgesamt wurden Proben von 122.000 Teilnehmern ausgewertet, die sich auf zwei Kohorten verteilten. Es handelte sich um eine prospektive Studie, das heißt, die Proben wurden vor einer möglichen Krebserkrankung gesammelt. So war es möglich, Keime zu identifizieren, die einem Bauchspeicheldrüsenkrebs vorausgehen. 445 Teilnehmer entwickelten nach median 8,8 Jahren ein Pankreaskarzinom; sie wurden mit ebensovielen Kontrollen verglichen.

Mögliche Marker identifiziert

Die Forscher konnten verschiedene Schlüsselbakterien identifizieren, die einen Einfluss auf die Entstehung von Bauchspeicheldrsenkrebs zu haben scheinen. Darunter sind drei Erreger von Parodontalerkrankungen, neben Eubacterium nodatum und Parvimonas micra auch oben erwähnter Porphyromonas gingivalis. 13 weitere orale Bakterien trugen ebenso zu einer Risikoerhöhung bei, acht schienen das Risiko dagegen zu senken.

Die Gruppe identifizierte – und das ist neu – auch vier Pilze, darunter solche der Gattung Candida, die das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs offenbar erhöhen können. Eine zusätzliche Analyse der Pilz-Mikrobiome aus dem Mund und aus der Bauchspeicheldrüse von Patienten mit einem Pankreaskarzinom förderte die gleichen Candida-Arten zutage.

Anhand des Ergebnisses entwickelten die Forscher einen mikrobiellen Risikobewertungs-Score auf Basis von 27 Spezies, die mit einem Anstieg des Risikos für Bauchspeicheldrüsenkrebs assoziiert sind. Jede Erhöhung des Scores um eine Standardabweichung entsprach einer mehr als dreifachen Erhöhung des Erkrankungsrisikos. »Sie können im Grunde einen zusammengesetzten Score vergeben und zeigen, dass jemand, der eine höhere Menge dieser Mikroben in dieser Liste hat, ein höheres Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs hat«, erklärte Oberstein.

Viele Fragen noch ungeklärt

Einschränkend muss ergänzt werden, dass eine externe Validierung des Scores schwierig ist, da die Erkrankung selten auftritt und sehr große Kohorten und lange Zeiträume notwendig sind. Zukünftig könnte der Score jedoch im Screening von Hochrisikopersonen eingesetzt werden.

Allerdings sind weiterhin einige Fragen zur Kausalität und und zu möglichen Mechanismen ungeklärt. Erhöhen die Bakterien und Pilze selbst oder deren Stoffwechselprodukte das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs? Oder lösen Veränderungen im Immunsystem durch den Einfluss der Erreger das Risiko aus? Die Erforschung des oralen Mikrobioms, insbesondere der Pilze, steckt noch in den Kinderschuhen. Untersuchungen konnten bis dato lediglich einen Zusammenhang zwischen klinischer Candidiasis und Bauchspeicheldrüsenkrebs nachweisen.

Laut den Autoren ist das orale Mikrobiom jedoch ein vielversprechender Biomarker, um Personen mit hohem Risiko zu identifizieren. »Traditionell denken wir sehr gerne über Risikofaktoren wie Rauchen, Fettleibigkeit und Bewegung nach, aber das orale Mikrobiom leistet einen sehr wichtigen Beitrag zur Biologie einer Person«, sagte Oberstein. »Wir müssen mehr über die Mundpflege nachdenken.«

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