Bakterien als lebende Krebstherapeutika |
Theo Dingermann |
18.03.2025 11:48 Uhr |
Bakterien sind nicht immer schädlich für den Menschen. In der Therapie von Krebserkrankungen könnten manche Bakterien gezielt gegen Tumoren eingesetzt werden. / © Adobe Stock/analysis121980
Spontan assoziiert man Bakterien mit Verursachern gesundheitlicher Probleme. Bei genauerem Hinschauen erkennt man aber auch das Potenzial dieser Mikroorganismen als Garant für die menschliche Gesundheit – Stichwort: Mikrobiota. Auch beim Einsatz von Bakterien in der Krebstherapien zeichnen sich immer deutlichere Fortschritte ab.
Bakterien für die Krebstherapie zu verwenden, ist nicht neu. Beispielsweise besitzen Präparate wie Immucyst® und Oncotice® Zulassungen zur Behandlung eines primären oder rezidivierenden Carcinoma in situ der Harnblase in Form einer intravesikalen Instillation. Sie enthalten als Wirkkomponente den Erreger Bacillus Calmette-Guérin (BCG), eine attenuierte Variante von Mykobakterium bovis.
Auch gehen therapeutische Krebsimpfstoffe, die sich im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befinden, auf den Einsatz von Bakterien zurück. Denn gegen Ende des 19. Jahrhunderts machte der US-amerikanische Chirurg William Coley die überraschende Beobachtung, das einer seiner Patienten sich von einem fortgeschrittenen Nackentumor erholte, nachdem er ein Erysipel mit hohem Fieber entwickelt hatte.
Dank jüngster Fortschritte vor allem im Bereich der synthetischen Biologie und Gentechnik könnte sich eine Renaissance für die bakterielle Krebstherapie abzeichnen. So sieht es jedenfalls Professor Dr. Justin Stebbing von der Anglia Ruskin University in Cambridge, England, in einem Beitrag im Magazin »The Conversation«.
Ein Hauptaugenmerk liegt beispielsweise auf attenuierten Salmonella-Stämmen, die durch gezielte Deletion von Virulenzgenen nicht nur solide Tumore spezifisch kolonisieren, sondern auch zur Wirkstoffabgabe genutzt werden können. Der Vorteil ist, dass diese Bakterien den Tumor tief durchdringen und in Bereiche gelangen können, die für Zytostatika wegen der geringen Durchblutung schwer bis gar nicht erreichbar sind.