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Pankreaskarzinom

Bakterieller Fingerabdruck im Darm

Eine Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) geht offenbar mit einer spezifischen Veränderung des Mikrobioms im Darm einher. Das könnte für die Früherkennung des Tumors genutzt werden.
Annette Rößler
14.03.2022  11:00 Uhr

Zurzeit wird ein Pankreaskarzinom meist erst erst dann entdeckt, wenn die Erkrankung fortgeschritten und eine Heilung kaum noch möglich ist. Entsprechend schlecht ist die Prognose: Von den Patienten mit duktalem Adenokarzinom des Pankreas (PDAC), der häufigsten Form dieser Krebserkrankung, überlebt weniger als einer von 20 die ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung.

Eine gute Methode zur Früherkennung des Pankreaskarzinoms gibt es zurzeit nicht. Man kann zwar den Tumormarker CA 19-9 im Blut bestimmen, dieser ist aber wenig spezifisch und eignet sich eher zur Verlaufskontrolle als für ein breites Screening. Daher ist ein aktueller Artikel im Fachjournal »Gut« sehr interessant, den Forscher vom European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg geschrieben haben. Die Autoren um Dr. Ece Kartal schildern darin bestimmte Veränderungen im Darmmikrobiom, die spezifisch für Patienten mit Pankreaskarzinom seien.

Auslöser der Untersuchungen der EMBL-Arbeitsgruppe waren jüngste Studienergebnisse, die eine Rolle des Darmmikrobioms bei der Entstehung und Entwicklung des Pankreaskarzinoms nahelegten. Die Bauchspeicheldrüse besitze ein eigenes Mikrobiom, dessen genaue Zusammensetzung bisher zwar nicht bekannt sei, das aber teilweise identisch sei mit dem Mikrobiom der Mundhöhle und des Darms, berichten die Autoren einleitend. In Mausmodellen könnten bestimmte Mikroben aus dem Darm zur Krebsentstehung im Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse (Ductus pancreaticus) beitragen. Das lasse vermuten, dass Darmbakterien auch beim PDAC mitmischen könnten.

Veränderungen unabhängig vom Krebsstadium

Die Forscher untersuchten 100 Speichel- und 212 Stuhlproben sowie Gewebeproben aus dem Pankreas von 57 erwachsenen Patienten aus Spanien, bei denen kurz zuvor ein PDAC festgestellt worden war. Bei 25 von ihnen war die Krebserkrankung noch im Frühstadium, bei 32 bereits fortgeschritten. Hinzu kamen 50 gematchte Kontrollen, von denen 29 an chronischer Pankreatitis erkrankt waren und somit einen bekannten Risikofaktor für Pankreaskrebs aufwiesen.

Unter Berücksichtigung weiterer Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Fettleibigkeit und Diabetes konnten die Forscher mithilfe künstlicher Intelligenz im Darmmikrobiom ein deutliches bakterielles Risikoprofil für Pankreaskrebs ausmachen. Dieses zeichnete sich durch einen relativen Überschuss an Methanobrevibacter smithii, Fusobacterium nucleatum, Alloscardovia omnicolens, Veillonella atypica und Bacteroides finegoldii aus, während Faecalibacterium prausnitzii, Bacteroides coprocola, Bifidobacterium bifidum oder Romboutsia timonensis fehlten. Das spezifische »Pankreaskrebs-Mikrobiom« war bei allen Patienten mit PDAC vorhanden, unabhängig vom Stadium der Erkrankung.

Die Vorhersagegenauigkeit des mikrobiellen Profils validierten die Forscher zunächst anhand der Daten von 44 PDAC-Patienten und 32 Kontrollen aus Deutschland und dann noch einmal anhand von 5792 Stuhlproben von Patienten mit verschiedenen Erkrankungen, darunter PDAC, aus 25 Studien. Die Überprüfung bestätigte, dass der von den Forschern identifizierte mikrobielle Fingerabdruck spezifisch für das PDAC ist.

Es handele sich bei ihrer Arbeit um eine Auswertung von Daten aus Beobachtungs- und Querschnittstudien, betonen die Autoren. Das bedeutet, das Rückschlüsse auf einen kausalen Zusammenhang nicht möglich sind. Die Forscher sehen aber in der Untersuchung von Stuhlproben durchaus einen Ansatzpunkt für ein potenzielles Screening auf das Pankreaskarzinom und möglicherweise auch zur Prävention und Therapie der Erkrankung. Vorher müsste das Verfahren allerdings in einer prospektiven Kohortenstudie überprüft werden, heißt es einschränkend in einem begleitenden Kommentar von zwei Forschern der University of Florida.

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