Azelastin-Nasenspray schützt vor Corona-Infektion |
Daniela Hüttemann |
03.09.2025 13:00 Uhr |
Nasenspray mit dem Antihistaminikum Azelastin könnte zukünftig bestehende Corona-Schutzmaßnahmen ergänzen. Dazu bedarf es aber noch weiterer Studien. / © Adobe Stock/9gifts
Azelastin-Nasenspray wird aufgrund seiner antiallergischen Wirkung von Patienten mit Heuschnupfen genutzt. In-vitro-Studien zeigten auch antivirale Effekte gegenüber SARS-CoV-2 und anderen respiratorischen Viren. Eine Wirkung im Reagenzglas lässt sich aber in vielen Fällen nicht im echten Leben nachweisen. Für Azelastin ist dies nun gelungen.
»Die aktuelle klinische Studie ist die erste, die eine präventive Schutzwirkung in einem realen Anwendungsszenario belegt«, erläutert Studienleiter Professor Dr. Robert Bals, Direktor der Klinik für Innere Medizin V des Universitätsklinikums des Saarlands in einer Pressemitteilung der Uni. Erstautor ist der Pharmazieprofessor Dr. Thorsten Lehr.
Das multidisziplinäre Forschungsteam teilte in der Studie CONTAIN 450 Probanden in zwei Gruppen ein. Alle wendeten über 56 Tage dreimal täglich ein Nasenspray an – die eine Hälfte ein 0,1-prozentiges Azelastin-Spray, die andere ein Placebo-Spray. Das Prüfpräparat stammt von der saarländischen Firma Ursapharm, das die Studie sponserte.
Die Studie war doppelt verblindet; der Interventionszeitraum lag zwischen März 2023 und Juli 2024. Alle zwei Wochen wurde ein Corona-Schnelltest durchgeführt. War dieser positiv, folgte eine PCR zur Bestätigung. Bei Teilnehmenden mit negativem Schnelltest, aber Symptomen einer Atemwegsinfektion, wurde eine komplexere PCR zum Nachweis der Erreger durchgeführt.
Die Studienergebnisse sind jetzt im Fachjournal »JAMA Internal Medicine« veröffentlicht worden. 2,2 Prozent der Azelastin-Gruppe infizierten sich im Beobachtungszeitraum mit SARS-CoV-2, gegenüber 6,7 Prozent in der Kontrollgruppe, so das zentrale Ergebnis. Zudem traten in der Azelastin-Gruppe weniger symptomatische SARS-CoV-2-Verläufe, eine insgesamt geringere Anzahl an nachgewiesenen Atemwegsinfektionen und hierbei überraschenderweise auch eine niedrigere Rate an Rhinovirus-Infektionen auf, teilt die Universität des Saarlands in einer Pressemitteilung mit. Von den 227 Personen, die das Azelastin-haltige Nasenspray erhielten, entwickelten 1,8 Prozent eine Rhinovirus-Infektion. »In der Kontrollgruppe lag der Anteil der Infizierten mit 6,3 Prozent ähnlich hoch wie bei SARS-CoV-2«, so Studienleiter Bals. Das Auftreten unerwünschter Wirkungen war dagegen vergleichbar.
»Insbesondere für Risikogruppen, in Hochinzidenzphasen oder bei bevorstehenden Reisen könnte das Nasenspray eine einfach zugängliche Ergänzung zu bestehenden Schutzmaßnahmen darstellen«, hofft Bals. Die Studienergebnisse bekräftigten die Notwendigkeit größerer, multizentrischer Studien, um den Einsatz von Azelastin-Nasenspray als On-Demand-Prophylaxe weiter zu untersuchen und das Potenzial auch gegenüber anderen Atemwegserregern zu prüfen.
Neben Bals‘ medizinischem Institut war auch das Institut für Klinische Pharmazie mit Professor Dr. Thomas Lehr und Dr. Dominik Selzer beteiligt, außerdem das Institut für Virologie. Eingebunden war zudem das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS). Das Projekt sei ein Beispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen akademischer Forschung, Industriepartnern und öffentlicher Gesundheitsvorsorge in der Region Saarland.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.