Pharmazeutische Zeitung online
US-Leitlinie Husten

Honey only

19.12.2017  16:27 Uhr

Von Kerstin A. Gräfe / Was hilft bei erkältungsbedingtem Husten? Einer neuen US-Leitlinie zufolge allenfalls bei Kindern Honig, Antitussiva und Expektoranzien hingegen wenig. Somit ist es ­insgesamt um die Evidenzlage bei OTC-Arzneimitteln in den USA ähnlich bestellt wie hierzulande. Die deutsche DEGAM-Leitlinie Husten spricht dennoch teils unterschiedliche Empfehlungen aus.

Wissenschaftler um Professor Dr. Mark A. Malesker von der School of Pharmacy an der Creighton Universität zogen im Fachjournal »American College of Chest Physicians« sechs systematische Reviews mit randomisierten kontrollierten Studien (RCT) und vier Interventionsstudien heran (DOI: 10.1016/j.chest.2017.08.009). Ziel war es, eine US-Leitlinie zu erkältungsbedingtem Husten aus dem Jahr 2006 zu aktualisieren. Die Forscher gingen sechs Fragen nach, um anhand der Studiendaten die Evidenz aufzuzeigen.

 

Geprüft wurde als erstes der Effekt von Acetylcystein auf die Hustendauer. Die Forscher analysierten dazu drei RCT, in denen sich unter Acetylcystein der Husten nach einer Therapiedauer von sechs bis sieben Tagen signifikant besserte. Sie raten dennoch von dem Hustenlöser ab, da diese Beobachtung auch ohne pharmazeutische Intervention zu erwarten gewesen sei. Zu einem ähnlichen Schluss kommen sie auch bei der zweiten Frage: Reduzieren Dekongestiva und Antihistaminka die Hustendauer? Laut den Forschern sind die Daten hierzu widersprüchlich. Zwei Studien mit Erwachsenen deuten auf eine Wirksamkeit der Kombination von Dextromethorphan, Doxylamin, Paracetamol und Ephedrin hin. Eine solche Kombination werde in den USA jedoch nicht vertrieben. Bei Kindern zeigten Studien mit Paracetamol, Diphen­hydramin und Pseudoephedrin keine Wirksamkeit. Die Experten sprechen daher keine Empfehlung aus.

 

Honig besser als Placebo

 

Auch der Therapieeffekt von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) kann die Forscher nicht überzeugen. Laut den ausgewerteten Daten von zwei kleineren RCT hatten NSAR im Vergleich zu Placebo keinen Einfluss auf die Dauer und Ausprägung des Hustens. Auch hier gibt es keine Empfehlung. Anders sieht es bei Frage 4 aus, die die Wirkung von Honig auf die Hustendauer bei Kindern analysierte. In zwei Studien fanden die Forscher bei Honig vergleichbare Effekte wie unter Dextromethorphan, allerdings stuften sie die Qualität dieser Studien als gering ein. In zwei weiteren RCT fanden sie einen Vorteil für Honig im Vergleich zu Placebo. In einer Studie war Honig Diphenhydramin überlegen. In der ­Gesamtschau kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Honig bei Kindern durchaus empfehlenswert sei.

 

Frage 5 – ob Zink die Hustendauer verkürzen oder die Symptome lindern kann – bejahen die Forscher. In einer Dosis von 75 mg pro Tag konnte Zink in den meisten Studien die Hustendauer bei Erwachsenen im Vergleich zu Placebo etwas verkürzen, vor allem, wenn das Spurenelement innerhalb von 24 Stunden nach Symptombeginn gegeben wurde. Dennoch sprechen die Autoren keine Empfehlung aus. Als Gründe nennen sie die schwache Evidenz, die potenziellen Nebenwirkungen von Zink und den meist gutartigen Verlauf einer Erkältung.

 

Zum Schluss nahmen die Forscher OTC-Medikamente wie Expektoranzien und Antitussiva unter die Lupe. Sie ­hinterfragten hier unter anderem Bromhexin und Guaifenesin sowie Dextrometh­orphan und Codein, das in den USA nicht der Verschreibungspflicht unterliegt. Die Studienqualität wurde durchweg als sehr schlecht ­bezeichnet, eine Empfehlung könne ­somit nicht ausgesprochen werden.

 

Insgesamt bedauern die Experten, dass sich bei den Therapieoptionen gegen erkältungsbedingten Husten seit 2006 nicht viel getan habe.

 

Patientenwunsch beachten

 

Auch gemäß der Leitlinie Husten der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) heilt ein erkältungsbedingter Husten ohne spezifische medikamentöse Therapie in der Regel folgenlos aus. Im Gegensatz zu den US-Empfehlungen verweist die DEGAM-Leitlinie aber darauf, dass eine medikamentöse Therapie – sofern vom Patienten gewünscht – begleitende ­Beschwerden und Symptome lindern kann. So empfiehlt sie zum Beispiel in Ausnahmefällen die Anwendung von Antitussiva. Diese wirkten zwar hinsichtlich des Hustenreizes nicht besser als Placebo, verbessern aber die Schlaffähigkeit.

 

Auch NSAR seien empfehlenswert – nicht hinsichtlich des Hustens, aber durchaus zur symptomatischen Linderung von Kopf- und Gliederschmerzen. Gleiches gilt für die kurzzeitige Anwendung von Dekongestiva zur besseren Nasenatmung. Nicht zuletzt verweist die deutsche Leitlinie zur Symptomlinderung auf mehrere Phytopharmaka. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa