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Immer mehr Stoffe auf der Doping-Liste

18.12.2006  15:30 Uhr

<typohead type="3">Immer mehr Stoffe auf der Doping-Liste

Von Alexandra Weber, Berlin

 

§ 6a des Arzneimittelgesetzes verbietet den Einsatz von Arzneimitteln zu Dopingzwecken. Dennoch steigt die Anzahl der missbräuchlich eingesetzten Heilmittel kontinuierlich.

 

Ab Januar 2007 tritt die Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf dem neuesten Stand in Kraft. Mittlerweile umfasst sie 203 Wirkstoffe, 1972 waren es erst 27.

 

Die zurzeit aktuellste Liste (2004) der nachgewiesenen Substanzen präsentierte Professor Dr. R. Klaus Müller vom Institut für Dopinganalytik Dresden in Kreischa auf einem von der Kaiserin-Friedrich-Stiftung und der Deutschen Gesellschaft für Medizinrecht unterstützten Symposium. An der Spitze nachgewiesener Dopingmittel liegen anabole Wirkstoffe (36 Prozent), gefolgt von Glucocorticosteroiden (16,6 Prozent), Cannabinoiden (15,7 Prozent), Stimulanzien (11,6 Prozent), Beta-2-Agonisten (11,5 Prozent), maskierenden Agenzien (4,8 Prozent), Peptidhormonen (2,4 Prozent), Betablockern (0,8 Prozent), Narkotika (0,5 Prozent), Agenzien mit antiestrogener Aktivität (0,2 Prozent) sowie Methoden zur Erhöhung des Sauerstofftransportes (0,1 Prozent). Die Zahlen beziehen sich auf 3305 positiv getestete Sportler. Erfahrungswerte zeigen, dass weltweit 1 bis 1,5 Prozent der getesteten Proben positiv sind. In Deutschland werden jährlich etwa 8000 Proben genommen.

 

Neues Problem: Gen-Doping

 

Das Manipulationsspektrum der Sportler für Drogenfreie Urintests ist vielseitig. Es reicht von »der Abgabe einer anderen Flüssigkeit oder Fremdurins oder der Katheterisierung, über die Zugabe von Oxidationsmitteln oder anderen substanzabbauenden Mitteln, bis hin zur Einnahme von Pharmaka, die die Ausscheidung von Dopingmitteln maskieren. Die Testlabore behelfen sich in diesem Fall mit dem Nachweis von Proteasen (Waschmittel) im Urin«, sagte Professor Dr. Wilhelm Schänzer vom Zentrum für Präventive Dopingforschung an der Deutschen Sporthochschule in Köln.

 

Ausnahmen bedürfen Genehmigung

 

»Ein Großteil neuer und zukünftiger Dopingwirkstoffe wird sich von bereits bekannten Substanzen ableiten«, prognostizierte Schänzer. »Selektive Androgen-Rezeptor-Modulatoren (SARM) beispielsweise, die sich zurzeit noch in klinischen Tests der Phase II und III befinden, haben den Vorteil, nur noch eine anabole und keine androgene Wirkung mehr zu besitzen. Ein neues Amphetamin-Derivat ist denkbar als Stimulanz, ein neues Erythropoietin (EPO)-Derivat würde die Gruppe der Peptidhormone erweitern.«

 

In naher Zukunft sei auch mit der Methode des Gen-Dopings zu rechnen, ergänzte Müller. Unter Gen-Doping wird die nicht-therapeutische Anwendung von Genen, genetischen Elementen oder die Modulation der Gen-Expression zur Steigerung der sportlichen Leistungsfähigkeit verstanden.

 

Für potenzielle Dopingsubstanzen sind bestimmte Grenzwerte festgelegt. Entsprechend der WADA-Liste beträgt der Grenzwert für den β2-Agonisten Salbutamol 1 µg/ml, für die Stimulanzien Ephedrin und Methylephedrin 10 µg/ml und für Morphin 1 µg/ml. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, wenn der Norandrosteron-Wert 2 ng/ml beträgt und der Epitestosteron-Wert größer als 200 ng/ml beziehungsweise der Testosteron/Epitestosteron-Quotient größer als 4 sind. Nach Schänzer ist es jedoch schwierig, Grenzwerte festzulegen, da die biologischen Schwankungen zwischen und auch »innerhalb« von Personen sehr groß seien.

 

Im Fall therapeutischer Ausnahmeregelungen kann die Einnahme verbotener Wirkstoffe für den Sportler genehmigt werden. Dazu zählen zum Beispiel Formoterol, Salbutamol, Salmeterol und Terbutalin sowie Corticosteroide zur lokalen Anwendung. Dabei darf die Medikation keine zusätzliche Leistungssteigerung bewirken.

 

Neben der weltweiten Forschung von Dopingmittelnachweisen in den weltweit 33 akkreditierten Laboren wird auch an Maßnahmen zum Schutz der Athleten gearbeitet (www.dopinginfo.de). Unbeabsichtigte Aufnahmewege von Dopingwirkstoffen werden identifiziert und den Sportlern kommuniziert. Die Sporthochschule Köln zeigte zum Beispiel, dass der Verzehr eines Stückes Mohnkuchen zu einem positiven Morphin-Befund über mehrere Tage führen kann. Im Jahr 2005 sind mehrere Spitzen-Athleten positiv auf Finasterid getestet worden, da sie nicht wussten, dass der unter anderem in Haarwuchsmitteln enthaltene Stoff auf der Dopingliste steht. Untersuchungen der Sporthochschule Köln haben ebenfalls gezeigt, dass etwa 15 Prozent aller Sportnahrungsmittel verbotene Anabolika enthalten, die nicht auf der Packung angegeben sind.

Lücke bei Dopingtests geschlossen

PZ / Forschern der Deutschen Sporthochschule in Köln ist es gelungen, eine Nachweismethode für das Protein Synacthen zu entwickeln (Rapid Communications in Mass Spectrometry 20, 2006, 3551-3556). Die World Anti-Doping Agency stuft das Protein als Dopingmittel ein. Sein  Einsatz war bislang jedoch nicht nachweisbar.

 

Synacthen  wird therapeutisch zu Stimulationstests bei Verdacht auf eine Unterfunktion der Nebennierenrinde eingesetzt. Es stimuliert die Ausschüttung von Corticosteroiden aus den Nebennieren und hat somit einen ähnlichen Effekt wie das adrenocorticotrope Hormon.

 

Mithilfe des Tests ist es möglich, im Blutplasma Synacthen-Moleküle auch dann noch nachweisen, wenn deren Konzentration um den Faktor 107 kleiner ist als die anderer Proteine. Wird der Test von den Dopingbehörden angenommen, könnte eine weitere Lücke im aktuellen Testsystem geschlossen werden.

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