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Mandel- und Blinddarmentzündung

Therapie hängt auch vom Wohnort ab

09.12.2015  09:21 Uhr

Von Lena Keil, Berlin / Seit Jahren sinkt die Zahl der Mandel- und Blinddarmoperationen bei Kindern und Jugendlichen. Im regionalen Vergleich zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede. Das geht aus dem aktuellen Versorgungs-Report der AOK hervor, den die Krankenkasse vergangene Woche in Berlin vorstellte.

Von 2005 bis 2014 sank dem Bericht zufolge die Zahl der Mandeloperationen je 10 000 Einwohner bei Kindern und jungen Erwachsenen bis 24 Jahre um 19,3 Prozent auf 108 000 Eingriffe. Die Häufigkeit von Blinddarmentfernungen bei Patienten unter 20 Jahren ging im gleichen Zeitraum um gut ein Viertel auf 116 000 Operationen zurück.

 

Ob und wann operiert wird , hängt laut Report allerdings stark vom Wohnort der Patienten ab. So belief sich die Zahl der Mandeloperationen in der Region Ingolstadt 2012 auf 16,5 Eingriffe je 10 000 Einwohner bis 24 Jahre, die Region Magdeburg erreichte hingegen einen Wert von 65,6.

 

»Nicht zu erklären«

Auch die Behandlungsrate bei Blinddarmoperationen weist in diesem Zeitraum starke regionale Differenzen auf. Während im Osten Schleswig-Holsteins 13 Eingriffe je 10 000 Einwohner bei Patienten unter 18 Jahren verzeichnet wurden, war die Zahl im Raum Ingolstadt fast viermal so hoch (51,8). »Die erhebliche regionale Variation ist medizinisch nicht erklärbar«, sagte der Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, Jürgen Klauber. Die Indikationsstellung müsse in diesem Zusammenhang stärker hinterfragt werden.

 

Seit August dieses Jahres können Ärzte bei der Behandlung von Mandelentzündungen auf eine neue Leitlinie der Fachgesellschaft für Hals-Nasen-­Ohren-Heilkunde und der Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin zurückgreifen. Ein chirurgischer Eingriff sei demnach erst dann zu empfehlen, wenn die Entzündung innerhalb von 12 bis 18 Monaten mindestens sechsmal mit Antibiotika behandelt wurde, hieß es bei der AOK. »In einem beachtlichen Teil der Fälle werden konservative Therapien wenig oder überhaupt nicht genutzt«, bemängelte Klauber. Nach einer Analyse der AOK-Daten erhielten im vergangenen Jahr rund 35 Prozent der operierten Patienten zuvor keine konservative Behandlung mit Antibiotika. Eine entsprechende Leitlinie für die Therapie einer Blinddarmentzündung gebe es noch nicht, so Klauber.

 

Auch bei der Behandlung von ADHS gibt es dem Report zufolge regionale Unterschiede. Demnach ist die Prävalenz in der Region Würzburg mit 11,5 Prozent rund fünf Mal höher als in Bremen (2,2 Prozent). Diese Unterschiede seien ebenfalls bei der Verordnung spezifischer Medikamente wie etwa Methylphenidat (unter anderem Ritalin®) sichtbar, so die AOK. 2013 habe in Würzburg der Medikationsgrad bei Kindern mit ADHS zwischen 6 und 17 Jahren mit mehr als 54 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt gelegen (rund 40 Prozent). »Angesichts dieser Zahlen ist die Frage berechtigt, ob unser gesellschaftlicher Umgang mit Ritalin richtig ist«, sagte Martin Litsch, designierter Vorstand der AOK. Die Gesundheitsversorgung von Minderjährigen dürfe nicht von der Postleitzahl abhängen.

 

Die Arzneimittelversorgung von Kindern und Jugendlichen weist nach Meinung des Generalsekretärs der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Karl-Josef Eßer, hierzulande noch weitere Mängel auf. Mindestens 50 Prozent der Medikamente, die auch Minderjährige einnehmen, seien nicht für ihre Altersklasse geprüft, so Eßer. »Dieser Mangel gefährdet unsere Kinder.«

 

Ein weiteres Problem sieht die AOK beim Thema Ernährung. In den letzten zehn Jahren habe sich die Zahl der übergewichtigen Kinder verdoppelt, rund 6 Prozent seien adipös, hieß es. Verhaltenstherapeutische Interventionen halten die Autoren des Reports jedoch für wenig aussichtsreich. »Eine zielgerichtete Prävention ist auch hier der entscheidende Faktor, um die Entwicklung der Adipositas zu verhindern«, so Eßer. /

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