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Medizinische Gase

Inhalative Schmerztherapie bei Kindern

Datum 09.12.2008  14:23 Uhr

Medizinische Gase

<typohead type="3">Inhalative Schmerztherapie bei Kindern

Von Brigitte M. Gensthaler, München

 

Der schmerzlindernde Effekt von Lachgas ist seit über 150 Jahren bekannt. Ein neu zugelassenes Gas, das Lachgas und Sauerstoff zu gleichen Teilen enthält, eignet sich vor allem in der Kindernotaufnahme für die Behandlung kurzer schmerzhafter Prozeduren.

 

Medizinische Gase wie Sauerstoff oder Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O) sind aus der modernen Medizin, speziell der Anästhesie, Intensivmedizin und Inneren Medizin nicht mehr wegzudenken. Medizinischer Sauerstoff ist im Krankenhaus das am häufigsten eingesetzte Arzneimittel: Rund 15 Millionen Menschen werden in deutschen Kliniken jährlich damit versorgt. Im Rettungsdienst ist Sauerstoff das meistverwendete Notfallmedikament.

 

Lachgas ist seit Ende des 18. Jahrhunderts bekannt. Es hat eine schwach sedierende und mäßig starke analgetische Wirkung. Der Muskeltonus wird aber nicht beeinflusst. »Im Gemisch mit Sauerstoff wird es in der Anästhesie, Zahnmedizin, Geburtshilfe sowie Kinderheilkunde eingesetzt«, berichtete Dr. Sergio Stocker, niedergelassener Pädiater in Schaffhausen, bei einem Symposium der Linde Gas Therapeutics in München. Das 1:1-Gemisch von Sauerstoff und Lachgas ist seit Mitte 2008 in Deutschland als Fertigarzneimittel zur Behandlung kurzzeitiger Schmerzzustände leichter bis mittlerer Intensität zugelassen (Livopan®).

 

»Das Gemisch ist kein Anästhesiegas; man kann damit keine Narkose durchführen«, stellte der Kinderarzt klar. Es eigne sich jedoch sehr gut zur Analgesie bei schmerzhaften Eingriffen bei Kindern, die nicht länger als fünf bis 20 Minuten dauern. Dazu zählen beispielsweise Lumbal- oder Gelenkspunktion, Anlegen oder Entfernen eines Gipses, Eröffnung von Abszessen, Wundreinigung, -spülung oder -naht sowie die Fremdkörperentfernung. Sehr starke Schmerzen lassen sich damit nicht ausreichend dämpfen.

 

Der Patient atmet das Gas durch eine Maske ein; über Atemfrequenz und Atemzugsvolumen steuert er die Dosis selbst. Je nach Vorliebe kann die Maske mit einem Duftstift, der nach Schokolade, Himbeere oder Orange riecht, bestrichen werden. Wegen seines sehr niedrigen Blut-Gas-Verteilungskoeffizients löst sich N2O schlecht im Blut und flutet im Gehirn sehr schnell an und ab. In der Praxis bedeutet dies: Die Wirkung setzt nach wenigen Atemzügen ein, erreicht ihr Maximum in drei bis fünf Minuten und klingt eine bis maximal drei Minuten nach Beendigung der Inhalation ab. Lachgas wird im Körper nicht metabolisiert, sondern unverändert abgeatmet. Somit ist die Analgesie gut steuerbar.

 

Dr. Georg StauStaubli, leitender Arzt der Notfallstation am Kinderspital Zürich, nannte weitere Vorteile: Das Kind muss bei dem Eingriff nicht nüchtern sein, es ist während der Prozedur ansprechbar, und die Eltern können bei ihm bleiben. Die inhalative Analgesie eigne sich daher sehr gut bei ängstlichen traumatisierten Kindern. Allerdings müsse der kleine Patient die Maske auf Mund und Nase tolerieren. Eine leichte Hyperventilation könne auftreten. Nach dem Eingriff soll der Patient etwa fünf Minuten in einer ruhigen Umgebung überwacht werden. Da der schmerzlindernde Effekt sofort nach Beendigung der Inhalation nachlässt, ist je nach Eingriff unbedingt eine analgetische Begleitmedikation erforderlich.

 

Kontraindiziert ist Lachgas bei allen »Höhlenverletzungen«, beispielsweise im Brustkorb oder Darm. Auch bei Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata soll kein Lachgas eingesetzt werden. Häufige Nebenwirkungen sind Schwindel und Benommenheit sowie Übelkeit und Erbrechen.

 

Arztpraxen oder Kliniken, die die inhalative Analgesie einsetzen, müssen spezielle Sicherheitsvorkehrungen treffen, die auch das medizinische Personal vor einer Exposition schützen. Diese betreffen sowohl die Handhabung der Gasflaschen als auch die Anwendung. Die Maske muss dicht sein und exakt passen und darf während der Inhalation nicht abgenommen werden. Nach der Anwendung sollte der Raum manuell oder mit einem forcierten Belüftungssystem gelüftet werden, sagte Staubli. Eine Absaugvorrichtung bringe zusätzliche Sicherheit.

 

Lachgas zählt zu den Treibhausgasen, aber sein Anteil an den gesamten Emissionen ist gering. 5 Prozent der Treibhausgase sind Stickoxide, davon stammt 1 Prozent aus der Medizin.

Zulassung als Arzneimittel

Medizinische Gase sind speziell für den medizinischen Gebrauch produzierte Gase. Sie gelten je nach Verwendung als Fertigarzneimittel, zum Beispiel Lachgas, oder als Medizinprodukt wie Kohlendioxid zum »Aufblasen« der Bauchhöhle bei laparoskopischen Operationen. Als Gase werden in der Medizin vor allem Sauerstoff (O2), Distickstoffmonoxid (N2O; Lachgas), Stickstoffmonoxid (NO), medizinische Luft, Kohlendioxid (CO2) und die Edelgase Helium und Xenon eingesetzt. Bis Mitte 2005 gab es keine strengen Vorgaben bezüglich Produktion und Vertrieb von medizinischen Gasen. Glas- und Baufirmen, chemische Industrie oder Krankenhäuser erhielten alle die gleichen Gase. Die 14. Novelle des Arzneimittelgesetzes änderte dies im September 2005: Medizinische Gase müssen als Fertigarzneimittel zugelassen sein. Die Anforderungen sind damit sehr viel höher und aufwendiger als bei technischen Gasen. Die Übergangsregelung galt bis September 2008.

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