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Neugeborene

Gel gegen Unterzuckerung

03.12.2013  17:46 Uhr

PZ / Neugeborene, die von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes zur Welt gebracht werden, haben häufig einen zu niedrigen Blutzucker. Stabilisiert frühes Füttern den kindlichen Blutzuckerspiegel nicht, sollte zusätzlich ein Dextrose-Gel verabreicht werden, empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Das Gel, das in die Wangenschleimhaut des Säuglings gerieben wird, schützt vor gefährlichen Unterzuckerungen.

Glucose ist der wichtigste Kraftstoff für das Gehirn. Neugeborene benötigen in den ersten Lebenstagen fast ihre gesamten Glucosevorräte für das Organ, das auf regelmäßigen Nachschub angewiesen ist. »Jede Unterzuckerung kann Schäden hinterlassen und die spätere Entwicklung des Kindes behindern«, sagt Privatdozent Dr. Erhard Siegel, DDG-Präsident und Chefarzt am St. Josefskrankenhaus Heidelberg in der Mitteilung. Bei allen Neugeborenen wird deshalb nach der Geburt der Blutzucker kontrolliert.

 

Eine Unterzuckerung ist keineswegs selten. »Bis zu 15 Prozent aller Neugeborenen haben vorübergehend eine Hypoglykämie«, sagt Siegel. Betroffen sind häufig Frühgeborene sowie Kinder von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes – in Deutschland tritt bei 4 Prozent der Schwangeren ein solcher Gestationsdiabetes auf. Den Neugeborenen ist die Hypoglykämie, die meist in den ersten sechs Lebensstunden auftritt, nicht immer anzusehen. Die Anzeichen können sehr unterschiedlich sein: Manche Kinder sind extrem gereizt und schreien, andere wirken lethargisch. In schweren Fällen kann es zu Krampfanfällen oder Atemaussetzern kommen.

 

Kinder von Müttern mit Diabetes sollten daher 30 Minuten nach der Geburt gestillt oder gefüttert werden, um die Gefahr einer Unterzuckerung von vornherein abzuwenden. Zwei Stunden später sollte der Blutzucker des Neugeborenen auf nüchternem Magen bestimmt werden, gefolgt von weiteren Messungen im Alter von sechs und zwölf Stunden sowie flankiert von regelmäßigen Fütterungen.

 

Bessert sich der Blutzuckerspiegel trotz Frühfütterung nicht, kann ein Dextrose-Gel hilfreich sein. Dies belegt eine Studie aus Neuseeland, die im Fachjournal »The Lancet« veröffentlicht wurde (doi: 10.1016/S0140-6736(13) 61645-1). Die Wissenschaftler um Deborah L. Harris von der Neugeborenen-Intensivstation vom Waikato District Health Board in Hamilton massierten 118 unterzuckerten Babys unmittelbar nach der Geburt zusätzlich zur Fütterung ein Gel mit 40 Prozent Dextrose in die kindliche Wangenschleimhaut ein. Die restlichen 119 unterzuckerten Neugeborenen erhielten neben der Fütterung ein zuckerfreies Placebo-Gel. Ergebnis der »Sugar Babys Study«: In der Dextrose-Gruppe normalisierte sich der Blutzucker bei deutlich mehr unterzuckerten Neugeborenen, die Erfolgsquote lag um 43 Prozent höher als in der Placebo-Gruppe.

 

Dextrose kostet wenig, ist sicher und bei Diabetespatienten seit Langem bewährt. »Diabeteserkrankte tragen immer Traubenzucker oder Dextrose bei sich, um bei einer drohenden Unterzuckerung rasch reagieren zu können«, sagt Siegel. Dass Dextrose auch bei Neugeborenen wirksam ist, wurde lange vermutet, bisher aber nicht wissenschaftlich untersucht. »Sollte die Frühfütterung nicht helfen, empfehlen wir die zusätzliche Gabe des Dextrose-Gels«, so der DDG-Präsident. Schlägt auch das Gel nicht an, sind Glucose-Infusionen und unter Umständen sogar ein Aufenthalt auf einer Intensivstation notwendig. Die DDG rät allen Schwangeren mit Diabetes, in einem Krankenhaus mit Fachabteilungen für Frühgeborene zu entbinden, die über entsprechende Behandlungsmöglichkeiten verfügen. /

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