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Hepatitis-C-Therapie

Neue Kombi schlägt alle Rekorde

25.11.2015  09:34 Uhr

Von Ulrike Viegener / Mit der Kombination von Sofosbuvir und Velpatasvir lassen sich bei Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion Heilungsraten von nahezu 100 Prozent erzielen. Alle Virus-Genotypen sprechen an und selbst bei dekompensierter Leberzirrhose sind die Erfolge überzeugend.

Sofosbuvir und Velpatasvir sind beides direkt wirkende Virustatika (DAA). In Kombination sind die zwei Wirkstoffe laut aktuellen Daten so schlagkräftig, dass das medizinische Problem chronischer Hepatitis-C-Infektionen – die häufigste Ursache für eine Lebertransplantation – gelöst zu sein scheint. Im »New England Journal of Medicine« erschienen jetzt mehrere Phase-III-Studien, wonach sich mit der neuen oralen Kombinationstherapie Infektionen mit allen Genotypen des Hepatitis-C-Virus (HCV) zuverlässig zur Ausheilung bringen lassen.

 

Die Gabe von Interferon, das lange Zeit die einzige Therapieoption darstellte, wird damit überflüssig. Mit der Einführung der DAA hatten sich die Heilungschancen zwar schon vorher deutlich verbessert, die bisher verfügbaren Regime waren aber längst nicht so effektiv wie dieses.

Sofosbuvir, das die RNA-abhängige NS5B-Polymerase und damit die Virus­replikation hemmt, ist seit 2014 verfügbar und steht bereits auf der Liste unentbehrlicher Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation. Für Velpatasvir, einen innovativen NS5A-Inhibitor, hat Hersteller Gilead die Zulassung als Fixkombination mit Sofosbuvir in den USA inzwischen eingereicht. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA prüft derzeit eine beschleunigte Zulassung als »breakthrough therapy«. Wie Gilead mitteilt, soll auch in Europa der Zulassungsantrag noch in diesem Jahr gestellt werden.

 

Heilungsrate 99 Prozent

 

In die doppelblinde, placebokontrollierte ASTRAL-1-Studie (DOI: 10.1056/NEJM oa1512610) wurden Patienten eingeschlossen, die chronisch mit HCV der Genotypen 1, 2, 4, 5 oder 6 infiziert waren und die zum Teil (19 Prozent) bereits eine kompensierte Leberzirrhose entwickelt hatten. Einer 5:1-Randomisierung folgend erhielten die teils vorbehandelten, teils nicht vorbehandelten Patienten über zwölf Wochen entweder einmal täglich eine orale Fixkombination aus Sofosbuvir und Velpatasvir oder Placebo.

 

Primärer Studienendpunkt war ein dauerhaftes virologisches Ansprechen (Sustained Virological Response, SVR), also der fehlende Nachweis virusspezifischer RNA zwölf Wochen nach Ende der Therapie, was als Heilung gewertet wird. Er wurde bei 622 der 624 Verum-Patienten erreicht, was einer Heilungsrate von 99 Prozent entspricht. In der Placebogruppe wurde dagegen in keinem Fall eine SVR erzielt.

 

In den ASTRAL-2- und -3-Studien, zwei offenen, 1:1 randomisierten Multicenterstudien, wurde eine zwölfwöchige Behandlung mit der neuen Fixkombination bei chronischen Infektionen mit HCV-Genotyp 2 beziehungsweise 3 getestet. (DOI: 10.1056/NEJMoa1512612). Die Kotrollpatienten wurden mit einer Kombination aus Sofosbuvir und Ribavirin über zwölf (Genotyp 2) beziehungsweise 24 Wochen (Genotyp 3) behandelt. Auch die Patienten dieser beiden Studien waren zum Teil vorbehandelt und wiesen zum Teil eine kompensierte Leberzirrhose auf. Beim Genotyp 2 betrug die Heilungsrate unter Sofosbuvir/Velpatasvir erneut 99 Prozent im Vergleich zu 94 Prozent unter Sofosbuvir/Ribavirin. Beim Genotyp 3 lagen die SVR-Raten bei 95 beziehungsweise 80 Prozent.

 

In der ASTRAL-4-Studie schließlich wurde die neue Kombinationstherapie an chronisch HCV-Infizierten mit dekompensierter Leberzirrhose geprüft (DOI: 10.1056/NEJMoa1512614). Selbst in diesem weit fortgeschrittenen Stadium wurde eine SVR immerhin noch in 83 Prozent der Fälle erzielt. Durch gleichzeitige Gabe von Ribavirin ließ sich die SVR-Rate sogar auf 94 Prozent steigern.

 

Hohe Therapiekosten

 

Alle Studien bescheinigten der Fixkombination aus Sofosbuvir und Velpatasvir eine gute Verträglichkeit. Im Vordergrund der Nebenwirkungen stehen Müdigkeit, Übelkeit und Kopfschmerzen. Einen Haken hat die Sache allerdings schon: Die neue Behandlung wird sehr teuer sein; die Kosten einer zwölfwöchigen Therapie sind auf rund 100 000 Euro zu veranschlagen. /

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