Pharmazeutische Zeitung online
Wochenendworkshop

Für Patientensicherheit und Prävention

24.11.2009  17:34 Uhr

Von Bettina Sauer, Potsdam / Nach Hannover und Frankfurt war Potsdam der dritte Veranstaltungsort des Wochenendworkshops »Patient & Pharmazeutische Betreuung«. Knapp 400 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, sich Tipps für den Apothekenalltag zu holen. Zum Beispiel zur Herz-Kreislauf-Gesundheit und Austauschbarkeit von Rabattarzneimitteln.

»Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen in Deutschland fast die Hälfte aller Todesfälle, belegen die ersten Plätze der Sterbestatistik und dürften als typische Alterserkrankungen im Zuge der demografischen Entwicklung erheblich zunehmen«, sagte Apotheker Dr. Horst Günter Klar aus Essen zu Beginn seines Seminars. Darin gab er einen Überblick über die wichtigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Schlaganfall. »Beide lassen sich durch Prävention hervorragend vermeiden«, betonte er. Apotheker könnten dazu einen erheblichen Beitrag leisten, vor allem durch die frühzeitige Erkennung von Risikopatienten.

 

Bei dieser Abschätzung sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Das belegen epidemiologische Untersuchungen, darunter die sogenannte Procam-Studie. Sie wurde 1978 von Professor Dr. Gerd Assmann von der Universität Münster initiiert und umfasst inzwischen über 50 000 Teilnehmer. Bei allen wurde zunächst der Gesundheitszustand anhand von Fragebögen und Laborwerten bestimmt und dann langzeitüberwacht. Auf diese Weise konnten die Forscher Risikofaktoren für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall identifizieren, in ihrer Bedeutung gewichten und daraus mathematische Formeln (Algorithmen) und Punktesysteme (Scores) ableiten.

 

»Einer dieser Tests, der Procam-Gesundheitstest ist speziell für die Durchführung in Arztpraxen und Apotheken konzipiert«, sagte Klar. Er umfasst bestimmte Laborwerte (Blutzucker, Triglyceride, HDL- und LDL-Cholesterin) und weitere Angaben, nämlich Geschlecht, Alter, Blutdruck, Raucherstatus und familiäre Belastung (Herzinfarkt bei Eltern oder Geschwistern vor dem 60. Lebensjahr). Diese Komponenten werden jeweils mit vorgegebenen Punktwerten gewichtet und die Punkte zusammengezählt. Dann lässt sich mithilfe einer Tabelle das Gesamtrisiko der Testperson abschätzen, innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Herzinfarkt zu erleiden. Einen ähnlichen Test entwickelten die Procam-Forscher bezüglich des Schlaganfallrisikos (Informationen zu beiden Tests auf der Homepage der Assmann-Stiftung: www.assmann-stiftung.de).

 

»Ergeben die Tests eine hohe Gefährdung, müssen Apotheker ihren Kunden dringend den Arztbesuch empfehlen«, sagte Klar. Dort erfolge eine genaue Bestimmung des Risikoprofils, um geeignete Therapien abzuleiten. »Diese Maßnahmen entfalten die beste Wirksamkeit in Kombination mit einer Lebensstiländerung«, betonte Klar. Dazu zähle insbesondere ein Rauchstopp, eine Verringerung des Alkoholkonsums, eine Ernährungsumstellung, körperliche Bewegung und eine Gewichtsreduktion.

 

Austausch – ja oder nein?

 

Große Verantwortung tragen Apotheker auch bei der Bedienung der Arzneimittelrabattverträge. Denn der zugrunde liegende Rahmenvertrag ermöglicht es ihnen, aufgrund Pharmazeutischer Bedenken von der Abgabe eines rabattbegünstigten Arzneimittels abzusehen. »Pharmazeutische Bedenken liegen vor, wenn ein Präparatwechsel den Therapieerfolg oder die Arzneimittelsicherheit im konkreten Einzelfall gefährdet«, erläuterte Apothekerin Dr. Nina Griese vom Zentrum für Arzneimittelinformation und Pharmazeutische Praxis (ZAPP) der ABDA bei ihrem Seminar.

 

Möglich seien solche Probleme beim Austausch von Arzneistoffen mit geringer therapeutischer Breite oder hohem Nebenwirkungspotenzial, aber auch von Applikationsformen und -systemen. Als Beispiele nannte sie Inhalations- und transdermale therapeutische Systeme, Insulinpens sowie den Wechsel von teilbaren gegen nicht-teilbare feste Peroralia. »Häufig liegt der Grund für Pharmazeutische Bedenken aber auch bei den Anwendern von Arzneimitteln.« So reagierten Patientengruppen mit schweren Erkrankungen wie etwa Krebs, HIV-Infektionen und Aids oft besonders empfindlich auf einen Austausch von Präparaten, andere verstünden oder akzeptierten ihn möglicherweise nicht. Dazu zählten Menschen mit Hör- oder Sehstörungen, motorischen Einschränkungen wie Parkinson, Rheuma oder Gicht, neurologischen oder psychischen Krankheiten. Achtung geboten sei zudem insbesondere bei älteren oder multimorbiden Patienten und Kindern. »Sollte der Apotheker sich gegen den Austausch entscheiden, muss er dies unbedingt auf dem Rezept dokumentieren«, betonte Griese. Dabei seien das Sonderkennzeichen (2567024) und eine kurze Begründung anzugeben.

 

Um die Seminarteilnehmer im Erkennen Pharmazeutischer Bedenken zu schulen, ließ Griese sie gruppenweise Praxisbeispiele bearbeiten. Bei einer Aufgabe galt es etwa, die Austauschbarkeit zweier Fentanylpflaster zu bewerten, nämlich von Durogesic SMAT 100 µg/h und Fentanyl S Hexal 100 µg/h. Als Hilfsmittel dienten dabei die Fachinformationen sowie Demonstrationsmuster. Schnell kam die bearbeitende Gruppe zum Ergebnis, dass die Präparate keine Unterschiede bezüglich der Wirkstoffbeladung und -freisetzung sowie der Anwendung aufweisen, also prinzipiell austauschbar sind, dass der Apotheker aber auch mögliche patientenindividuelle Gründe für Pharmazeutische Bedenken überprüfen sollte. »Die Beurteilung erfordert grundsätzlich eine gute Vertrautheit des Apothekers mit Wirkstoffen und Applikationssystemen, individuelle Gespräche mit den Patienten und zudem oft die Rücksprache mit dem Arzt«, kommentierte Griese. »Unser Einsatz stärkt unsere heilberufliche Kompetenz, die Kunden-Bindung, die Arzt-Apotheker-Kommunikation und die inhabergeführte Apotheke.« /

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