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Impfstoffe

Neue Chancen durch neue Konzepte

25.11.2008  11:14 Uhr

Impfstoffe

<typohead type="3">Neue Chancen durch neue Konzepte

Von Bettina Sauer, Berlin

 

Gegen mehr als 20 Infektionskrankheiten stehen schon Aktiv-Impfstoffe zur Verfügung, viele weitere befinden sich in der Entwicklung. Geforscht wird an neuartigen Impfstoffen und Adjuvanzien. Neue Möglichkeiten eröffnet die Entdeckung, dass manche Krebserkrankungen infektiöse Ursachen haben.

 

Diphtherie und Tetanus treten in Europa nur noch sehr selten auf, Poliomyelitis gibt es nur noch in wenigen Regionen auf der Welt, und die Pocken überhaupt nicht mehr. Diese Beispiele zeigen die Bedeutung von Impfungen, um Infektionskrankheiten einzudämmen oder gar auszurotten. Heute stehen gegen mehr als 20 Krankheiten Aktiv-Impfstoffe zur Verfügung. Und noch immer läuft die Forschung auf Hochtouren, wie Dr. Jens Vollmer vom Pharma-Unternehmen GlaxoSmithKline bei einem Symposium der Paul-Martini-Stiftung Mitte November in Berlin berichtete. »Dabei rücken zunehmend Impfkonzepte für Erwachsene in den Fokus«, sagte er. So hätten Firmen einige Kinder-Impfstoffe gezielt für den Einsatz bei Erwachsenen weiterentwickelt. Als Beispiel nannte er den Zoster-Lebendimpfstoff Zostavax®, dem die europäische Zulassungsbehörde EMEA 2006 die Zulassung für Personen ab 60 Jahre erteilte, der aber derzeit  in Deutschland noch nicht verfügbar ist. Einer Studie im »New England Journal of Medicine« von 2005 zufolge, scheint die Vakzine die Wahrscheinlichkeit, an Gürtelrose zu erkranken, zu halbieren. Zudem verminderte sich die Häufigkeit von postherpetischen Neuralgien um mehr als zwei Drittel.

 

»Auch vollkommen neuartige Impfstoffe befinden sich in der klinischen Entwicklung«, sagte Vollmer, »darunter auch solche gegen Malaria und HIV.« Allerdings gäbe es bei Impfstoffen gegen diese beiden Krankheiten in der Vergangenheit viele Rückschläge zu verzeichnen. Zudem fahndeten Unternehmen nach innovativen Adjuvanzien. Dabei handelt es sich um Partikel, die sich an die Antigenstrukturen des Impfstoffs anlagern und die Immunantwort verstärken. »Bislang dienen dazu fast ausschließlich Aluminiumsalze«, sagte Vollmer. »Doch befinden sich bei den Impfstoffherstellern etliche neue Adjuvanzien in der Pipeline. Sie könnten die Immunogenität der Impfstoffe weiter verbessern und somit auch das eher schwache Immunsystem von älteren und immunsupprimierten Patienten anregen. »Dadurch lässt sich auch oft der Antigen-Gehalt pro Impfstoffdosis reduzieren.«

 

Bereits zugelassen hat die EMEA den präpandemischen Grippeimpfstoff PrepandrixTM. Er besteht aus dem inaktivierten Antigen des H5N1-Vietnam-Stamms und einem patentierten Adjuvans-System. »Studien belegen seine Wirksamkeit gegen weitere Varianten des H5N1-Vogelgrippevirus«, sagte Vollmer. »Auf diese Weise ermöglicht die Impfung eine Kreuzprotektion, möglicherweise auch gegen Virenvarianten, die sich neu entwickeln. Im Falle einer Pandemie soll der Impfstoff solange einen Schutz aufbauen, bis ausreichend spezifischer Impfstoff produziert ist.« Einige Länder hätten sich schon für den Notfall bevorratet, Deutschland aber noch nicht.

 

Ein weites Feld für die Impfstoffentwicklung eröffne die Entdeckung, dass bestimmte Krebsarten eine infektiöse Ursache hätten. Den Anfang machte der diesjährige Medizin-Nobelpreisträger Professor Dr. Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Vor knapp 30 Jahren isolierten seine Mitarbeiter und er erstmals aus einer Gebärmutterhalskrebs-Probe humane Papilloma-Viren (HPV). »In den Folgejahren ließ sich auf der molekularbiologischen und epidemiologischen Ebene der kausale Zusammenhang zwischen Infektion und Krebserkrankung nachweisen«, sagte zur Hausen auf dem Symposium. »Inzwischen wissen wir, dass diese Viren längst nicht nur Gebärmutterhalskrebs verursachen, sondern auch viele andere Krebserkrankungen im Anogenitalbereich und im Mundrachenraum. Für rund 70 Prozent aller Zervixkarzinome, aber auch einen beträchtlichen Anteil der anderen Papillomavirus-verursachten Krebserkrankungen sind die Virentypen HPV 16 und HPV 18 verantwortlich.« Dagegen stehen inzwischen zwei Impfstoffe zur Verfügung. Diese hätten ihre Wirksamkeit und Sicherheit in sehr umfangreichen klinischen Studien bewiesen.

 

Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut empfiehlt Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren die Impfung. Sie erfolgt in drei Dosen und sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein. »Zurzeit fragen sich Wissenschaftler, ob auch die Jungen und junge Männer geimpft werden sollten, um Übertragungswege der Viren abzuschneiden«, sagte zur Hausen. Seiner Ansicht nach darf die Vorsorgeuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs auch nach Einführung der Impfung keinesfalls abgeschafft werden. Grundsätzlich ermögliche die Identifizierung infektiöser Ursachen neue Ansätze in der Krebsprävention. Inzwischen sei auch bekannt, dass Infektionen mit dem Bakterium Helicobacter pylori zu Magenkrebs führen könnten. Weiterhin hätten Forscher Hepatitis-B-Viren als Verursacher von Leberkrebs ausgemacht. »Durch den weltweiten Einsatz der bereits entwickelten Medikamente und Impfstoffe gegen diese Erreger könnten sich rund 16 Prozent der global auftretenden Krebserkrankungen vermeiden lassen.«

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