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Mehr Geld

29.11.2005  11:09 Uhr

Mehr Geld

Ärzte ziehen durch die Berliner Mitte, Patienten müssen auf nicht dringend notwendige Operationen und Untersuchungen warten. Die zumeist jungen Mediziner machen mit ihren Aktionen auch dem Letzten klar, wo die Wunden des Gesundheitssystems liegen. Dass unser System im internationalen Vergleich passabel bis zufrieden stellend abschneidet, ist kein Indiz für ausreichende Finanzierung. Es funktioniert allein deshalb, weil viele Beteiligte und vor allem junge Klinikärzte genug Idealismus und Engagement aufbringen, trotz schlechter Bezahlung einen guten Job zu machen. Die Demonstrationen der Ärzte, die an der Berliner Charité begonnen haben und sich in wenigen Tagen quer durchs Land ziehen werden, sind ein Indiz dafür, dass die Wunde eitert, weil sie zu lange nicht versorgt wurde. Sich mit dem Status quo zufrieden zu geben, wäre fatal.

 

Die, die sich um das System als Ganzes kümmern sollten, haben die Wundversorgung aufgeschoben und werden sich irgendwann im nächsten Jahr der Sache annehmen. Sie zeigen Verständnis für die Streikenden, vielleicht auch, weil sie selbst in Streik getreten sind. Sie lassen ihre Arbeit ruhen und tun nur das, womit sich besser in der Öffentlichkeit punkten lässt. Die Schuld für ihr Versagen geben die Politiker gerne anderen: Pharmaherstellern, Ärzten, Apothekern, den Patienten selbst, Krankenkassen, der Konjunktur und den Arbeitslosen. Die Politik kümmert sich nicht um eine Neuausrichtung des Systems. Sie lässt es geplant links liegen, hofft auf eine wundersame Spontanheilung. Doch die kann es nicht geben.

 

Die Ärzte haben sich am Montag in Berlin schwer getan mit ihrer Demonstration. Sie haben sich bei ihren Patienten entschuldigt. Die Politik entschuldigt sich nicht. Stattdessen sitzen ihre Protagonisten wieder in den Talkshows, schwatzen und verkünden. Dabei geht es dann doch wieder nur um die Honorierung der Ärzte, um die privat und gesetzlich Versicherten, darum, ob die Apothekervergütung in ihrer Höhe gerechtfertigt ist. Während bei Christiansen geschwatzt wird, muss ein hundsmiserabel bezahlter Assistenzarzt in seinem 24-Stunden-Marathondienst Menschen »reparieren«, Leben retten.

 

Es gibt keine Zahlen, wie viele bei Christansen und Co friedlich eingeschlafen sind. Leider gibt es auch keine Zahlen, wie viele Patienten darunter leiden, dass am falschen Ende gespart wird, die schlecht behandelt wurden, weil die Mediziner unzumutbar lange im Dienst waren. Das Beispiel Krankenhaus lehrt einiges über den Zustand des gesamten Gesundheitssystems: Es geht nicht nur um Beiträge und deren Höhe. Es geht darum, dass niemand die Wahrheit ausspricht: Menschen müssen für ihre Gesundheit mehr bezahlen, und sie müssen mehr tun für die eigene Gesunderhaltung. Geiz-ist-geil-Mentalität jedoch wird im Gesundheitssystem fatale Folgen haben.

 

Es muss einen gesellschaftlichen Konsens darüber geben, was wir von diesem System erwarten. Die Politik darf sich nicht länger abwenden. Es bedarf endlich einer ganzheitlichen Betrachtung. Kliniken und Ärzten mit ihren Problemen sich selbst zu überlassen, ist falsch. Denn, auch wenn die Statistik fehlt: Am Ende trifft es den Patienten.

 

Thomas Bellartz

Leiter der Hauptstadtredaktion

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