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Kooperation statt Konfrontation

22.11.2011  12:17 Uhr

Von Sarah Lena Grahn, Berlin / Sieben Monate nach ihrem Wechsel von der Krankenkassenchefin zur Hauptgeschäftsführerin des mächtigsten Verbandes der Pharmaindustrie reagiert Birgit Fischer gelassen auf das Unverständnis und wirbt mehr denn je für eine Partnerschaft zwischen Industrie und Kassen.

Harsche Vorwürfe musste sich Birgit Fischer gefallen lassen, als sie Anfang Mai von der Spitze der größten Krankenkasse Deutschlands, der Barmer GEK, zum größten Pharmaverband wechselte. Sie wurde Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA).

 

Ihre Entscheidung sei ein Verrat nicht nur an den Versicherten, sondern auch an ihrer sozialdemokratischen Überzeugung, wetterten die Kritiker. Sozialdemokratischen Grundsätzen bleibt die ehemalige SPD-Politikerin nach eigener Aussage treu. »Wirtschaft ist kein Selbstzweck«, sagt sie, »sondern muss den Menschen dienen.«

 

Es mangelt an Transparenz und Kommunikation

 

Der Gegensatz zwischen Wirtschaft und Gesellschaft ist aus Fischers Sicht ein konstruierter; ihn im Gesundheitswesen aufzulösen, hat sie sich zu ihrer Hauptaufgabe gemacht. »Die Schnittmengen zwischen Industrie sowie Krankenkassen und Patienten sind viel größer als die Gegensätze«, sagte die 58-Jährige bei einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie zu Berlin über »Die stille Gewaltenteilung mit der Lobby«. Was schlichtweg fehle, seien Transparenz und Kommunikation. »Der Diskurs ist in Deutschland nicht sehr ausgeprägt.«

Auf taube Ohren stieß die ehemalige Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK mit ihrem Plädoyer für mehr Kooperation aber nicht, im Gegenteil. »In den vergangenen zehn Jahren ist Bewegung in die Branche gekommen«, sagte Fischer. Starre Struk­turen lösten sich allmählich, ein bislang »ausgeprägtes Misstrauen« weiche einem Willen zum Dialog. Die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, sei groß. Dazu beige­tragen habe auch, dass Arzneimittelher­steller und Kassen miteinander in Verhandlungen ge­hen können. »Das hat die Gestaltungs­spiel­räume enorm vergrößert.«

 

Versorgung als Aufgabe der gesamten Gesellschaft

 

Sie selbst sei vor sieben Monaten ins Boot geholt worden, um eben diesen Veränderungsprozess zu gestalten, unterstreicht die ehemalige Gesundheitsministerin von Nordrhein-Westfalen.

 

Ihre wohl größte Baustelle sind die Verhandlungen zur Umsetzung des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) mit der frühen Nutzenbewertung. Mitte Oktober, rund ein halbes Jahr nach Fischers Amtsantritt beim VFA, erzielten Pharmaunternehmen und Kassen die sogenannte Rahmenvereinbarung zur Verhandlung von Erstattungsbeiträgen für Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen. Ende des Monats stimmten die Mitgliedsunternehmen des Verbands den Beschlüssen zu – ohne Gegenstimme.

 

Der erzielte Kompromiss ist die Basis für Einzelverhandlungen zwischen dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und dem Hersteller eines neuen Medikaments. Geklärt wurde unter anderem, wie vergleichbare Arzneimittel auszuwählen sind und wie deren Jahrestherapiekosten bei der Vereinbarung des Erstattungsbetrages herangezogen werden.

 

Trotz der Einigung und des damit verbundenen Ja der VFA-Mitglieder zur frühen Nutzenbewertung müssen die Verhandlungsparteien in der Praxis wohl noch einige Hürden nehmen, so etwa in den Preisverhandlungen von Januar kommenden Jahres an.

 

»Auch hier wird es darum gehen, für einen fairen Interessensausgleich einzustehen«, sagte Birgit Fischer. Wesentlich sei stets, Versorgung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu betrachten und Konflikte aus Patientensicht auszuhandeln. Mit Blick auf die anstehende Kosten-Nutzen-Bewertung von neuen Medikamenten plädierte die VFA-Chefin dafür, die große Bedeutung der Forschung nicht aus den Augen zu verlieren. Investiere eine Industrie ohne entsprechende Refinanzierung in Forschung, werde es diese nicht mehr lange geben, warnte Fischer. Die Kosten hier drücken zu wollen, sei der falsche Ansatz.

 

»Es kommt mir darauf an, ganzheitliche Lösungen zu finden«, erläuterte die ehemalige Politikerin. Lösungen, die eine gute Patientenversorgung mittels intensiver Forschung auch in Zukunft sicherstellten.

 

»Das Thema Gesundheit treibt mich um«

 

Dank ihrer Erfahrungen in der Politik könne sie hier einen wesentlichen Beitrag als Brückenbauerin leisten. »Was mich umtreibt, ist das Thema Gesundheit«, sagte Fischer. »Es gibt eine klare rote Linie in meinem Berufsleben.« /

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