Pharmazeutische Zeitung online
Haiti

Cholera breitet sich aus

23.11.2010  16:44 Uhr

Von Christina Hohmann / Auch fünf Wochen nach Ausbruch der Cholera steigt in Haiti die Zahl der Toten und Kranken immer weiter. Hilfsorganisationen arbeiten daran, die Betroffenen zu versorgen und die Seuche einzudämmen. Doch die Krankheit scheint sich im Land festzusetzen.

Laut Angaben des Gesundheitsministeriums in Port-au-Prince sind seit dem 19. Oktober bereits 1250 Menschen an der bakteriellen Infektion gestorben. Die Zahl der Erkrankten stieg auf fast 21 000. Mehr als die Hälfte der Todesfälle wurden im Département Artibonite registriert, wo die Cholera ausgebrochen war. In der Hauptstadt Port-au-Prince mit ihren Elendssiedlungen und Notaufnahmelagern für Opfer des Erdbebens im Januar erlagen der Seuche bislang 63 Menschen. »Wir erwarten einen weiteren Anstieg der Erkrankungszahlen«, sagte der stellvertretende Chef der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO), Jon Andrus, bereits vergangene Woche in einer Pressekonferenz.

Berechnungen zufolge könnten bis zu 200 000 Menschen in den kommenden sechs bis zwölf Monaten an Cholera erkranken. Von diesen bräuchten etwa 20 Prozent intensive Rehydratation und eventuell Antibiose. Die Experten er­warten eine geografische Ausbreitung des Erregers. Cholera-Erkrankun­gen könnten in zahlreiche andere Länder exportiert werden. Erste Fälle wurden bereits aus der Dominikanischen Re­publik und den USA bekannt. Dass solch ein Szenario nicht abwegig ist, zeigt zum Beispiel der Cholera-Aus­bruch in Peru von 1991. Dieser konnte erst 1995 vollständig einge­dämmt wer­den. Bis dahin wurde die Erkrankung von Peru aus in 16 Länder exportiert.

 

Unwissen über die Erkrankung

 

Haiti war seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1950er-Jahren, vermutlich aber bereits seit mehr als 100 Jahren cholerafrei. Die Bevölkerung besitzt daher keine Immunität und auch kein Wissen über die Erkrankung und Präventionsmöglichkeiten. Cholera wird vom Bakterium Vibrio cholerae ausgelöst, das fäkal-oral, meist über mit Fäkalien verschmutztes Trinkwasser übertragen wird. Innerhalb weniger Tage verursacht es einen schweren »reiswasserar­tigen« Durchfall mit häufigen unkontrollierbaren Stuhlabgängen. Bis zu 15 Liter Flüssigkeit kann der Körper bei schweren Verläufen auf diese Weise verlieren. Die massiven Flüssigkeits- und Elektrolytverluste können rasch eine Exsikkose verursachen, die unbehandelt zu Komplikationen wie Lungenentzündung, Koma und Sepsis oder zum Tod führen kann. Ohne Therapie sterben zwischen 30 und 50 Prozent der Erkrankten. Wichtigste Maßnahme ist, die verlorene Flüssigkeit zu ersetzen. Dies sollte am besten intravenös erfolgen, um den entzündeten Magen-Darm-Trakt zu entlasten. In ärmeren Ländern, in denen Infusionslösungen und -besteck nicht ausreichend vorhanden sind, kann die Rehydratation auch über orale Salz- und Zuckerlösungen (ORS) erfolgen. Diese einfache Maßnahme kann den meisten Patienten das Leben retten, doch das Gesundheitssystem in Haiti ist stark überlastet. 40 Tonnen benötigter Materialien hatte die PAHO bereits verteilt, dennoch bestünden in einigen Regionen große Versorgungslücken. Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz, LandsAid oder »Apotheker helfen« versuchen, das Gesundheitssystem zu unterstützen. Derzeit stellt zum Beispiel die Organisation LandsAid ein Team aus Ärzten und Pflegern zusammen, die am Krankenhaus St. Damien in Port-au-Prince arbeiten sollen, berichtet Gerhard Gensthaler von »Apotheker helfen« der Pharmazeutischen Zeitung. Dort werden gerade zwei Großzelte mit jeweils 16 Betten aufgestellt, sodass die Station auf 100 Betten anwächst. Das Team wird die benötigten Materialien, die von »Apotheker helfen« zusammengestellt wurden, vor allem Infusionslösungen, -bestecke, ORS, Antibiotika und Einmalhandschuhe, selbst nach Haiti transportieren.

 

»Das Wichtigste ist derzeit die Hygiene, um weitere Infektionen zu vermeiden«, so Gensthaler. Das Abkochen von Trinkwasser zum Abtöten der Bakterien sei aber in vielen Regionen nicht möglich, weil es an Brennmaterial mangele. Wasserentkeimungstabletten seien hier eine hilfreiche Option. Die Apothekerorganisation konnte bereits eine halbe Millionen Tabletten in Zusammenarbeit mit Humanity First im Land verteilen.

 

Es werde große Anstrengung brauchen, den Zyklus der Infektionen durch Verbesserung der Hygienemaßnahmen und der Trinkwasserversorgung zu durchbrechen, machte Andrus von der PAHO deutlich. Die Gesundheitsorganisation richtet sich auf eine langfristige und kostenintensive Intervention in Haiti ein. »Ich spreche von mehreren Jahren. Durch die Flüsse und die Trinkwasser-Situation wird es schwierig sein, die Lage unter Kontrolle zu behalten«, so Andrus. /

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