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Knochenmarkspende besiegt HIV-Infektion

18.11.2008  14:16 Uhr

<typohead type="3">Knochenmarkspende besiegt HIV-Infektion

Von Christina Hohmann

 

Wissenschaftler der Berliner Charité haben mit einer gezielten Transplantation von mutierten Stammzellen die HIV-Infektion eines Patienten erfolgreich bekämpft. Der HIV-positive Mann war an Leukämie erkrankt. Er ist jetzt seit 20 Monaten HIV-negativ.

 

Bei dem heute 42 Jahre alten Amerikaner, der in Berlin lebt, war das HI-Virus bereits vor mehr als zehn Jahren festgestellt worden. Aids war zum Zeitpunkt seiner Behandlung in der Charité noch nicht ausgebrochen. Er entwickelte eine Leukämie, die aber keine direkte Folge der HIV-Infektion war. Wegen dieser Krebserkrankung begab er sich vor drei Jahren in die Behandlung des Teams um Professor Dr. Eckhard Thiel, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie. Eine Therapieoption bei Leukämie ist die Stammzelltransplantation. Um einen geeigneten Spender zu finden, werden zuerst die sogenannten humanen Leukozyten-Antigene (HLA) analysiert. Der Patient wies eine spezielle HLA-Konstellation auf, die in der Bevölkerung relativ häufig ist. Sie kommt unter weißen Amerikanern und Europäern bei einem von tausend Menschen vor. Der Spenderpool war also verhältnismäßig groß. Die Mediziner suchten gezielt einen Spender aus, der die Mutation Delta 32 auf dem Rezeptor CCR5 aufwies. Wenige Jahre vorher hatten Forscher festgestellt, dass Personen, die diese Mutation von beiden Eltern vererbt bekommen haben, gegen eine Übertragung des HI-Virus geschützt sind. Der CCR5-Rezeptor dient dem Virus als Corezeptor für den Zelleintritt. Ist dieser mutiert, kann der Erreger nicht in die Immunzellen eindringen.

 

Den Richtigen gefunden

 

Die Genmutation Delta 32 tritt bei etwa 1 bis 3 Prozent der europäischen Bevölkerung auf. Und tatsächlich fand sich unter den 60 infrage kommenden Knochenmarksspendern eine Person mit dieser Mutation. »Diesen Spender haben wir mit der Hoffnung ausgewählt, dass nach der Transplantation seiner Stammzellen auch die HIV-Infektion des Patienten verschwinden könnte«, sagt Dr. Gero Hütter, wissenschaftlicher Mitarbeiter aus Thiels Arbeitsgruppe. Nach der Knochenmarkstransplantation wurde die antiretrovirale Behandlung des Patienten zunächst eingestellt, da die Mediziner befürchteten, sie könnte zu einer Abstoßungsreaktion des gespendeten Knochenmarks führen. Dennoch wurde der Patient ständig beobachtet, um bei einem erneuten Auftreten des Virus sofort wieder mit der Behandlung zu beginnen. Normalerweise führt die Absetzung der Medikamente innerhalb weniger Wochen zum Ausbruch von Aids. Bis heute, mehr als 20 Monate nach der erfolgreichen Transplantation, ist kein HIV beim Patienten nachweisbar.

 

»Dies ist ein interessanter Fall für die Forschung«, erklärt Professor Dr. Rudolf Tauber, Prodekan für Forschung der Charité. »Wer jetzt jedoch Millionen von HIV-Infizierten Hoffnung auf Heilung verspricht, handelt unseriös.« Eine Stammzelltransplantation kann wegen des hohen Risikos nicht Standardtherapie für HIV-Patienten werden: Die Mortalität bei diesem Eingriff liegt immer noch bei 30 bis 50 Prozent. »Dieser Einzellfall unterstreicht jedoch die Schlüsselrolle des Gens CCR5 in der Übertragung und Erkrankungsentwicklung von HIV«, so Thiel. Medikamente, die an dem CCR5-Rezeptor angreifen, sind bereits zugelassen und werden weiter erprobt. Der erste Vertreter der neuen Wirkstoffklasse der CCR5-Inhibitoren Maraviroc (Celsentri®, Pfizer) kam im September 2007 auf den Markt.

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