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Mit Balztanz und Banane

31.10.2011  12:25 Uhr

Von Ulrike Abel-Wanek, Stuttgart / Auch Affe, Ente oder Echse suchen den perfekten Partner. Mit welch raffinierten Mitteln die Natur dafür sorgt, dass zwei sich finden und möglichst erfolgreich Nachwuchs zeugen, zeigt die Ausstellung »Sex« im Naturkundemuseum Stuttgart.

Es geht um Biologie und die eigentlich schlichte Tatsache, dass zwei Geschlechtszellen verschmelzen und ein neues Lebewesen entsteht. Aber die Suche nach Mr. und Mrs. Perfekt, mit dem oder der man Familie gründen kann, ist anstrengend, kompliziert und zeitraubend. Das ist im Tier- und Pflanzenreich nicht anders als beim Menschen.

 

Sex ist der Motor der Evolution. Erst mit der geschlechtlichen Fortpflanzung bekam die Entwicklung des Lebens eine enorme Dynamik, die sich heute in einer ungeheuren Arten- und Formenvielfalt widerspiegelt. Sex ermöglicht nicht nur die Weitergabe der eigenen Gene, sondern sorgt auch für eine Neukombination des Erbguts – das macht das Immunsystem fit und sorgt für das Überleben in einer sich ständig ändernden Umwelt.

 

Er sucht sie, sie sucht ihn

 

Der lauteste Gesang, der spektakulärste Balztanz, die komfortabelste Wohnhöhle: Männchen aller Gattungen setzen sich in Szene im Kampf um die Aufmerksamkeit ihrer Auserwählten. Und geben das Signal an die Konkurrenz: Ich bin stärker und habe die besseren Gene. Bei Arten, die tätlichen Auseinandersetzungen nicht aus dem Weg gehen, punktet der mit den besseren Waffen. Dabei laufen die meisten Kämpfe nach festen Regeln ohne ernsthafte Verletzungen ab.

Männer im Tierreich protzen mit Farben und Formen und sind oft auch das schönere Geschlecht. Ihr schillerndes Äußeres hat nur den einen Grund: sexuelle Selektion. Es sind die Frauen, die wählen, und zwar den, der sich hervortut und gesunden Nachwuchs verspricht. Auf was Tiere anspringen, erlebt der Besucher auf einem Sinnesparcour im Modul »Kontaktbörse« zu Anfang des Ausstellungs-Rundgangs. Zu hören sind die unwiderstehlichen Liebeslieder von Vögeln, Fröschen und Zikaden, zu sehen ist die Liebes-Lightshow der Glühwürmchen. Mit verführerischen Düften locken die Blumen ebenso wie der Eber mit seinen Pheromonen oder die mit den Hirschen verwandten Moschustiere.

 

Das erste »Date«

 

Die Ausstellung folgt dem vertrauten Muster: Zuerst muss man sich finden, dann prüfen, dann binden. Und schließlich vielleicht auch eine Familie gründen. So geht es vom ersten Kontakt weiter zum »ersten Date«. Hier erhalten kleine Geschenke nicht nur die Freundschaft, sondern führen in vielen Fällen auch zum Ziel: sich mit der Auserwählten zu vereinen. Wo Nistmaterial knapp ist, kann ein Halm oder Stein beispielsweise helfen, das Herz der Angebeteten zu erobern. Bei räuberischen Arten ist es meist ein Beutetier, ohne das sich der Bräutigam erst gar nicht vorstellen sollte. Meist gewährt das Weibchen dann gerade so viel Zeit für die Paarung, wie es zum Vernaschen des Geschenks benötigt. Je größer also das Geschenk, desto größer der Fortpflanzungserfolg des Männchens. Schimpansen schenken ihrer Herzdame vorzugsweise Früchte wie Bananen, um sie öfter auch mal abseits der ganzen Gruppe treffen zu dürfen.

 

Nach dem ersten Kennenlernen geht es dann ins »Separee«. Fünf kleine Räume zeigen das ganze Spektrum vom »Blümchensex« der Pflanzen, die sich einiges einfallen lassen, um männliche Pollen zu weiblichen Samenanlagen zu transportieren, bis zu »Sex and Crime«. Legt man hier menschliche Maßstäbe an, wirkt manches tierische Verhalte äußerst brutal. Spinnen-Männchen müssen auf der Hut sein, um nicht gefressen zu werden. Enten-Weibchen sehen sich aggressiven Attacken von Erpeln ausgesetzt, die sogar tödlich enden können.

Mit hormonpräparierten Pfeilen, die dem Partner in den Leib gerammt werden, wollen Schnecken ihren Fortpflanzungserfolg sichern. Schnecken gehören zu den Zwitterwesen, die sowohl Ei- als auch Samenzellen produzieren. Sie setzen aber alles daran, bei der Begegnung mit Artgenossen der Mann in der Beziehung zu sein, da dann die Investition in den Nachwuchs geringer ist. Nur im Notfall, wenn kein Partner sich finden lässt, kommt es zur Selbstbefruchtung.

 

Der Tag »danach«

 

Mit einer erfolgreichen Paarung ist es aber auch noch nicht getan. Da Monogamie im Tierreich eher die Ausnahme ist, kann zwischen Paarung und Befruchtung noch viel passieren. Die Station am »Tag danach« zeigt trickreiche Strategien der Männchen, dem eigenen Nachwuchs ans Licht der Welt zu verhelfen: Samenraub des Konkurrenten, das Anlegen von »Keuschheitsgürteln« und strenge Bewachung des Weibchens – nichts bleibt unversucht im Kampf ums Überleben des eigenen Samens.

 

Für Liebe, Romantik und Familienglück hat die Natur nicht viel übrig. Zwei Eltern, die sich gemeinsam um die Kinder kümmern, kommen selten vor. Waisenkinder sind normal, Brutparasiten wie der Kuckuck überlassen die Arbeit lieber anderen, Erdmännchen gründen eine Kommune, in der viele Erwachsene wenige Kinder umsorgen. Meist sind es aber die Mütter, die den Nachwuchs großziehen. Evolutionsbiologen erklären das damit, dass die Weibchen durch die Produktion der Eier oder das Austragen der Jungen bereits viel mehr als die Männer in den Nachwuchs investiert haben.

Väter, die sich der Brutpflege widmen, verpassen hingegen die Chance, sich weiter fortzupflanzen. Große Ausnahme: Seepferdchen sind die einzigen Tiere mit männlicher »Schwangerschaft«. Das Weibchen legt die Eier unmittelbar nach der Befruchtung in die Bruttasche des Männchens, wo sie mit Sauerstoff und Nahrung versorgt werden. Vorteil für das Männchen: Es kann sicher sein, dass es auch der Vater ist.

 

Der Sprung vom Tier zum Menschen ist nicht weit. Im Primatensaal, der letzten Ausstellungs-Station, erwarten sechs hoch entwickelte Affenarten mit völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen den Besucher. Hier geht es um Alpha-Männer und Frauen-Power, freie Liebe und Seitensprünge. Und auch die Frage nach der menschlichen »natürlichen Sexualität«. Ergeben sich monogame Ehe und Familie automatisch aus unserer Evolution? Oder sind sie uns übergestülpte kulturelle Konventionen und wir würden viel lieber anders leben? Frauen mit verschiedenen Männern, Männer mit verschiedenen Frauen? Besucher sind aufgefordert, ihre Meinung an eine Pinnwand zu heften: Für Diskussionsstoff auf dem anschließenden Weg nach Hause ist also gesorgt. /

 

Sex. Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart. Schloss Rosenstein. 27. Oktober 2011 bis 20. Mai 2012. Rosenstein 1, 70191 Stuttgart. Telefon: 0711 8936-0, www.naturkundemuseum-bw.de, museum.smns(at)naturkundemuseum-bw.de.

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