Blutdruckmittel besser abends einnehmen |
31.10.2011 16:09 Uhr |
Von Aline Rühtz / Wer sein Blutdruckmittel abends anstatt morgens einnimmt, reduziert damit sein Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen wie Angina Pectoris, Herzschwäche und Herzinfarkt signifikant. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Dr. Ramón Hermida der Bioengineering and Chronobiology Laboratories im spanischen Vigo aufgrund einer Studie mit rund 660 Hypertoniepatienten.
Der Blutdruck ist zudem bei abendlicher Einnahme der Medikamente besser eingestellt, schreiben die Wissenschaftler im «Journal of the American Society of Nephrology». Der Grund dafür ist vermutlich, dass abends eingenommene Antihypertensiva die natürlichen Schwankungen des Blutdrucks im Verlauf des Tages stärker beeinflussen.
In der Studie nahm die Hälfte der Teilnehmer die blutdrucksenkenden Medikamente morgens ein, die andere Hälfte zumindest eines der verordneten Arzneimittel abends. In einem Zeitraum von durchschnittlich 5,4 Jahren wurden in regelmäßigen Abständen die 48-Stunden-Blutdruckmittelwerte der Patienten erfasst. Diejenigen, die mindestens eines ihrer Hochdruckmedikamente abends nahmen, hatten signifikant niedrigere Werte als die Vergleichsgruppe.
Vor allem nachts war der Blutdruck nach Abendeinnahme deutlich niedriger als nach Morgeneinnahme der Medikamente. Dadurch normalisierte sich offenbar die circadiane Rhythmik des Blutdrucksprofils. Das könnte erklären, warum das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder eine Herzinsuffizienz nach Abendeinnahme reduziert war. In der Studie verringerte sich pro Nachtabsenkung des systolischen Blutdruckwertes um 5 mmHg das Risiko der Patienten für kardiovaskuläre Ereignisse um 14 Prozent.
Aus Sicht der Autoren zeigt dieses Ergebnis, dass der nächtliche Blutdruckwert einen der wichtigsten unabhängigen Marker für kardiovaskuläre Risiken darstellt. Mithilfe der einfachen und kostensparenden Strategie der Abendeinnahme ließe sich das kardiovaskuläre Risiko von Bluthochdruckpatienten stark reduzieren, folgern sie.
Dass die Abendeinnahme von Antihypertensiva zu einer verbesserten Blutdruckkontrolle führen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse reduzieren kann, hat sich in der jüngsten Vergangenheit auch in anderen Studien gezeigt. Professor Dr. Roland Schmieder, Nephrologe am Universitätsklinikum Erlangen, beurteilte jedoch in der deutschen Ausgabe der »Medical Tribune« die Evidenz für eine regelhafte abendliche Gabe der Hauptmedikation als »noch zu dürr»« Seiner Meinung nach kommt die Strategie aber infrage, »wenn der nächtliche Blutdruck nicht kontrolliert ist oder die erste morgendliche Blutdruckmessung zu hoch ausfällt«. /