Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Kundenkontakt

Gelassenheit statt Gedankenlesen

Datum 30.10.2007  15:59 Uhr

Kundenkontakt

<typohead type="3">Gelassenheit statt Gedankenlesen

Von Hartmut Volk

 

Konfrontationen mit Kunden sind an sich nicht gefährlich. Gefährlich wird es erst, wenn Apotheker und Angestellte unwissend mit solchen Situationen umgehen. Heitere Gelassenheit ist gefragt. Doch wie schafft man es, bei Meinungsverschiedenheiten »cool« zu bleiben?

 

Apotheker am Anfang des 21. Jahrhunderts müssen sich von ihren Kunden so manches anhören. Als Sündenböcke für eine fragwürdige Gesundheitsreform. Was tun in solch einem Fall? Gelassenheit bewahren! Schon die Philosophie der griechisch-römischen Antike sah in der hilaritas, der heiteren Gelassenheit, einen wichtigen Wegweiser durch die Fährnisse und Untiefen des Lebens.  

 

Für Anselm Bilgri, den ehemaligen erfolgreichen Prior, sprich wirtschaftlichen Leiter des Klosters Andechs und heutigen gefragten geistigen Managementberater, ist die Heiterkeit das erste Merkmal dieser Haltung. Heiterkeit verstanden nicht als laute, lärmende Lustigkeit, sondern als stille, von innen heraus leuchtende, eben aufheiternde Fröhlichkeit.

 

Das zweite Merkmal, die Gelassenheit, hat für Bilgri eine doppelte Richtung: In Bezug auf uns selbst bedeutet es die Fähigkeit, loslassen zu können, nicht festhalten zu wollen. Und, ganz wichtig im angespannten Berufsallstag, sich nicht zu verkrampfen. In Bezug auf die Dinge und Wesen um uns herum hat es die Bedeutung von: sein lassen können - andere und anderes so sein lassen zu können, wie sie sind.

 

Die beste Frustrationsbremse

 

Wenn das im Apothekenalltag manchmal auch schwerfällt, weil die Schuldzuweisungen für eine verbockte Sache die Falschen treffen, wer es schafft, sich diese hilaritas anzueignen, beugt dem Verlust der Selbstbeherrschung auf der Verhaltensebene segensreich vor. Außerdem: Die zweifelsohne beste Frustrationsbremse ist immer noch, die Dinge nicht so direkt zu nehmen wie sie »rüberkommen«. Wer es also schafft, sich von den üblichen spontanen Handlungs- und Reaktionszwängen zu befreien, sich bei Meinungsverschiedenheiten zurückzunehmen und zunächst einmal geduldig und gelassen zu reagieren, schont nicht nur seine Kräfte und Nerven, er manövriert sich und seine Interessen auch in die bessere Position.

 

Nicht zuletzt deshalb, weil aus dieser inneren Haltung heraus der Blick auf Menschen, Dinge und Umstände klarer wird und die Gefahr sinkt, in die eigene Bewertungs- und Beurteilungsfalle zu tappen. Spontane, ungelassene Reaktionen bergen immer die Gefahr eingeschränkter, selektiver Wahrnehmung und damit das Risiko, wesentliche Aspekte der Situation zu übersehen. Außerdem verleiten sie zum Gedankenlesen. Das heißt, zu der meist irrigen Vermutung,  genau zu wissen, was im Kopf des Gegenübers vorgeht und welche Absichten der andere hat. Das führt zu unrealistischen, irreführenden Annahmen und darauf fußend zu viel zu engen, wenn nicht ganz und gar falschen Reaktionen. Die geradezu klassische Voraussetzung, sich argumentativ ineinander zu verbeißen.

 

Wer sich spontan von dem, womit er konfrontiert ist, in Bann schlagen lässt, neigt beinahe automatisch zum Verschrecklichen. Kein schönes Wort, aber eine akute Gefahr, die vermutlich jeder schon durchlebt hat: Ein Ereignis wird als schrecklich angesehen, als tragisch, furchtbar, katastrophal. Und plötzlich fühlt man sich gelähmt, irgendwie der Situation ausgeliefert. Hilflos. Nicht minder kontraproduktiv ist ein weiteres Verhaltenselement ungleassenen Reagierens: das Verallgemeinern. Alles ist auf einmal Mist, schrecklich, am liebsten möchte man den Bettel hinwerfen und wütend einfach davonlaufen.

 

Wütend zu sein ist in Ordnung. Die meisten Menschen werden gelegentlich wütend. Wut ist etwas, mit dem wir leben müssen. Übersehen werden darf nur nicht, sie blockiert enorm, schränkt Blickwinkel und Handlungsspielräume selbstschädigend ein. Wir können das Verhalten unserer Mitmenschen durch positive Mittel viel stärker beeinflussen als durch Wut. Nicht, dass nicht gelegentlich auf einen groben Klotz ein grober Keil gehörte. Aber fast immer ist sehr viel weniger Ärger angemessen als wir glauben. Zu viel Ärger ist nicht nur ineffizient, er ist ausgesprochen kontraproduktiv.

 

Denn der Stil der Auseinandersetzung beeinflusst deren Inhalt wesentlich. So belegt eine McKinsey-Studie aus dem Jahr 1999 beispielsweise, dass die äußeren Einflüsse auf den Gang der Dinge einen viel stärkeren Einfluss ausüben (circa 80 Prozent) als der Anlass selbst und der Inhalt vorgetragener Argumente. Eine Erkenntnis, die schon den berühmten Florentiner Machiavelli um 1513 in seinen Gedanken zur Republik und Politik, den Discorsi, zu der Mahnung veranlasste: »Ich halte es für einen der größten Beweise menschlicher Klugheit, sich in seinen Worten jeder Beleidigung zu enthalten. Beleidigungen steigern den Hass (des Feindes) gegen dich und spornen ihn an, nachhaltiger auf dein Verderben zu sinnen.«

 

Emotionen nicht weiter schüren

 

Dieses Wissen gilt es für den Umgang mit empörten Kunden im Apothekenalltag zu nutzen. Gelassen und mit der dann möglichen Um- und Weitsicht angegangen, lässt sich diesen Rencontres meist rasch die Spitze nehmen, zumindest aber selbstschädigendes Verhalten verhüten.

 

Wie geht das? Indem das entflammbarste menschliche Material, die Emotionen, nicht in Brand gesteckt werden. »Streit wird vor allem durch verletzte Gefühle ausgelöst und aufrechterhalten«, schreibt der Anwalt Professor Benno Heussen in seinem nützlichen Buch »Machiavelli für Anfänger: Lernen Sie die Regeln der Macht kennen«.

 

Für Menschen sind  kontroverse Begegnungen mit anderen Menschen in erster Linie ein emotionales Problem. Deshalb sollte man zunächst den abschüssigen Pfad eines unergiebigen Wortgeplänkels meiden und dem empörten Kunden das Gefühl geben, dass man seinen Unmut zwar verstehen, ihn aber eben aus guten Gründen nicht teilen kann. Gelingt dieser emotionale Brückenschlag, entspannt sich Situation meist rasch und deutlich und eine informative Argumentation wird möglich.

 

Dass das keine bloße Vermutung ist, haben Forscher der amerikanischen Harvard-Universität gezeigt. Jahrelang analysierten sie unterschiedlichste Verhandlungen und versuchten, der  optimalen Verhandlungsführung auf die Spur zu kommen. Herausgekommen ist das  legendäre »Harvard-Konzept der Verhandlungsführung«. Eine seiner wesentlichsten  Regieanweisungen lautet: Wenn zwei mit unterschiedlichen Ansichten oder Interessen aufeinandertreffen, reicht es, um die Situation zu entschärfen und Lösungen möglicher zu machen, wenn einer sich nicht in den Strudel der Emotionen hineinziehen  und von der Situation gefangennehmen lässt. Vielfach genügt dazu schon ein einfaches Lächeln. Das wirkt in spannungsvollen oder unerwarteten Situationen entkrampfend. Und auch ansteckend. Sozial gesehen stellt das Lächeln eine Verbindung zu anderen her, bewirkt den Abbau von Aggressionen und Barrieren und erleichtert so den Kontakt.

 

Lachen ermöglicht Kooperation

 

Professor Jürg Frick von der Pädagogischern Hochschule Zürich macht darauf aufmerksam, dass Lachen aus der Sicht von Evolutionspsychologen einen frühen und maßgeblichen evolutionären Vorteil darstellt.  Lachen, sagt Frick, ermöglichte Kooperation und führte dazu, dass nicht mehr der Aggressive, Misstrauische oder Ängstliche überlebte, sondern der Neugierige, zur Freundschaft Fähige. Humor und Lachen nennt Frick denn auch zutreffend  soziale Schmiermittel.

 

Der  dänische Pianist und Komiker Victor Borge sagte einmal, Lachen ist die kürzeste Verbindung  zwischen zwei Menschen. Warum diese Schnellstrecke zum Kunden nicht häufiger nutzen?  Denn, wie der Wiener Neurologe Dr. Manfred Schmidbauer in seinem  beeindruckenden Wüstentagebuch »Abseits der Vorhersehbarkeit« schreibt: »Erweise jeder Stunde deines Lebens dadurch Respekt, dass du sie zum Besten der augenblicklichen Lage machst - unabhängig vom Zutun anderer!«

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa