Pharmazeutische Zeitung online
CDK4/6-Inhibitoren

Neue Wirkstoffklasse bei Brustkrebs

26.10.2016  09:05 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / Die beiden CDK4/6- Inhibitoren Ribociclib und Palbociclib könnten demnächst Frauen mit Hormonrezeptor (HR)-positivem Brustkrebs im fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium als neue Optionen zur Verfügung stehen. In Studien verlängerten sie signifikant das progressionsfreie Überleben.

Bei postmenopausalen Frauen mit fortgeschrittenem, HR-positivem und HER2 (human epidermal growth factor receptor 2)-negativem Tumor ist die anti­hormonelle Therapie, meist mit Aromatase-Inhibitoren, Standard. Allerdings entwickeln die Tumorzellen häufig Resistenzen gegen die endokrine Therapie. Hier setzen die peroral bioverfügbaren Wirkstoffe Ribociclib (Novartis) und Palbociclib (Pfizer) an. Sie sind Protein­kinase-Inhibitoren, genauer gesagt Hemmstoffe der Cyclin-abhängigen Kinasen 4 und 6 (CDK4/6).

Zellproliferation hemmen

 

CDK4/6 sind in Kombination mit ihrem Regulatorprotein Cyclin D, das wiederum in den HR-Signalweg eingebunden ist, wichtige Regulatoren des Zell­zyklus. CDK4/6-Cyclin D treibt die Zellproliferation an. Eine Überexpression von CDK4/6 gilt als Schlüsselfaktor für die Resistenzbildung gegen eine endokrine Therapie. Werden diese Kinasen, zum Beispiel durch Ribociclib oder Palbociclib, gehemmt, wird letztlich die Zellproliferation gebremst.

 

Als Erstlinientherapie wurde Ribociclib in der MONALEESA-2-Studie bei 668 Frauen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom geprüft (»New England Journal of Medicine« 2016, DOI: 10.1056/NEJMoa1609709). Die Patienten erhielten den Aromatase-Inhibitor Letrozol (2,5 mg täglich) plus Ribociclib (600 mg) oder Placebo. »Frauen, die Ribociclib plus Letrozol bekamen, hatten einen klaren Vorteil im Vergleich zu der Gruppe, die nur Letrozol bekam«, sagte Dr. Wolfgang Abenhardt vom MVZ Onkologie im Elisenhof in München bei einer Pressekonferenz in München. Nach 18 Monaten waren im Ribociclib-Arm noch 63 Prozent der Patientinnen ohne erneute Tumorprogression gegenüber 42 Prozent in der Placebo-Letrozol-Gruppe. Bei der vorab definierten Interimsanalyse lag das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) in der Placebo-Letrozol-Gruppe bei 14,7 Monaten und war in der Kombi-Gruppe noch nicht erreicht. In allen Subgruppen war der Unterschied laut Abenhardt »extrem signifikant«.

 

Das neue Medikament sei sehr gut verträglich. Zu achten sei vor allem auf die Myelotoxizität sowie eine Hepatotoxizität mit Anstieg der Leberwerte. Man müsse die Frauen darauf hinweisen, dass die Haare ausfallen können, so der Onkologe.

 

Positives Votum

 

Ribociclib sei in puncto Effektivität und Verträglichkeit vergleichbar mit Palbociclib, das in den USA bereits zugelassen ist, sagte Abenhardt. Mitte September gab der Ausschuss für Humanarzneimittel der europäischen Zulassungsbehörde ein positives Votum ab. Danach wird Ibrance® (75, 100 und 125 mg Hartkapseln) indiziert sein bei HR-positivem, HER2-negativem fortgeschrittenem Brustkrebs in Kombination mit einem Aromatase-Inhibitor oder mit Fulvestrant bei Frauen, die bereits eine endokrine Therapie bekommen haben.

 

In der PALOMA-1-Studie hatten Patientinnen unter Letrozol 2,5 mg plus Palbociclib 125 mg ein medianes PSF von mehr als 20 Monaten – doppelt so lange wie mit Letrozol allein (»The Lancet Onco­logy« 2015, DOI: 10.1016/S1470-2045(14)71159-3). Beim Gesamtüberleben wurde die Signifikanz jedoch knapp verfehlt (37,5 versus 33,3 Monate). Aufgrund der guten Ergebnisse sei die pro­spektive randomisierte PALOMA-2-Studie aufgelegt worden, berichtete der Onkologe. Hier verlängerte die Kombitherapie das PFS von 14,5 auf 24,8 Monate. »Das sind nahezu identische Effekte wie unter Ribociclib. Die beiden Substanzen werden mindestens gleichwertig sein.« Allerdings sei die Therapie in den USA sehr teuer. Ribociclib könne mit einer guten Preispolitik den Markt für sich gewinnen.

 

Weitere Indikationen

 

Ribociclib werde in weiteren Studien bei Patienten mit HR-positivem meta­stasiertem Brustkrebs geprüft, wie Abenhardt berichtete. Darin eingeschlossen sind postmenopausale Frauen und auch Männer (Zweitlinientherapie) sowie prä- und perimenopausale Frauen (Erstlinie). /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa