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Bayer Healthcare

Mehr Verantwortung für Apotheker

25.10.2011  15:44 Uhr

Von Werner Kurzlechner, Berlin / Um die Gesetzliche Krankenversicherung zukunftsfest zu machen, müssen nach Expertenmeinung Ärzte Verantwortung an Apotheker abgeben. Das war ein Ergebnis eines von Bayer HealthCare Pharmaceuticals initiierten Dialogs zur Frage, ob die Gesellschaft auf die Krank- heiten einer alternden Bevölkerung vorbereitet sei.

Apotheker werden mittelfristig einen höchst wertvollen Beitrag zur Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems leisten. Zumindest wenn es nach Ulrich Dietz geht, Ministerialrat im Bundesministerium für Gesundheit (BMG).

 

Zusammen mit Ministerialdirektorin Bärbel Brumme-Bothe aus dem Forschungsministerium (BMBF) vertrat Dietz vergangene Woche in Berlin verhinderte Staatssekretäre in einer Diskussionsrunde von Bayer HealthCare zur Frage, ob die Gesellschaft auf die Krankheiten einer alternden Bevölkerung vorbereitet sei.

 

Kritik an »extremer Arztbezogenheit«

 

Vielleicht ist Dietz als Ministeriums-Urgestein über viele politische Farbenwechsel hinweg in visionär-strategischen Angelegenheiten ohnehin der geeignetere Fachmann im Vergleich zu Amtsträgern, die kurzfristig in Legislaturperioden denken müssen. Er übte scharfe Kritik an der »extremen Arztbezogenheit« der deutschen Versorgungslandschaft und dem rituellen Aufschrei der Ärzteschaft, der bei jeder Debatte über möglicherweise nicht mehr zeitgemäße Pfründe erfolge. Angesichts der in der Bundesrepublik extrem hohen Arztdichte, der ebenfalls extrem hohen Frequenz an Arztbesuchen und der Tendenz zur Unterversorgung in ländlichen Gebieten sei klar, wo es Effizienzpotenzial gebe, so Dietz.

Es sei irgendwann nicht mehr begründbar, warum chronisch Kranke mit immer gleichem Arzneimittelbedarf jedes Mal in die Arztpraxis müssten, um sich dort die immer gleichen Präparate verschreiben zu lassen. »Die dafür verwendete Zeit fehlt in der Versorgung«, sagte Dietz. »Wir brauchen einen niedrigschwelligen Zugang zu Medikamenten.« Insbesondere Apotheken seien geeignet dafür, die notwendige Beratung wie auch die Ausgabe der Medikamente zu leisten. Dietz plädierte insgesamt dafür, heilberufliche Verantwortung ein Stück weit auf andere Schultern als jene der Ärzteschaft zu verlagern. Dietz' von der Lektüre des britischen Gesundheitsexperten Nigel Crisp angeregtes Plädoyer, sich bei Sparmöglichkeiten in der Versorgung auch von Entwicklungsländern inspirieren zu lassen, fand im Auditorium den erwartbaren Widerspruch mit Hinweis auf katastrophale Zustände ebendort.

 

Ansonsten gab es auf dem Podium jede Menge Einigkeit in der Analyse – zur Freude von Gastgeber Professor Dr. Andreas Busch, Forschungsleiter bei Bayer HealthCare. »Wir brauchen partnerschaftliche Lösungen und dürfen nicht immer in Silos denken«, sagte Busch im Werben um Harmonie zwischen Politik, Wissenschaft und Herstellern.

 

Versorgungsforschung soll ausgebaut werden

 

Einmütigkeit herrschte konkret darin, dass von allen die Wichtigkeit eines Ausbaus der Versorgungsforschung betont wurde – gerade um Therapieerfolge bei Senioren aufzeigen zu können, die in klinische Studien oft schwer zu integrieren sind.

 

Im Detail folgte an dieser Stelle dann aber doch ein Disput. Das Forschungsministerium verwies darauf, dass es in diesem Bereich noch argen Mangel an Wissenschaftlern gebe; Professor Dr. Wolfgang Greiner, Gesundheitsökonom an der Universität Bielefeld, hielt entgegen, dass sich das nur mit Unterstützung der Politik ändern lasse. Außerdem müssten die Möglichkeiten verbessert werden, großflächig anonymisierte Patientendaten zu analysieren. Das scheitere bislang häufig am Widerstand von Datenschützern.

 

Greiner verwies darauf, dass das langfristige Problem in der Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) weniger der demografische Wandel sei, denn der Effekt einer älter werdenden Gesellschaft werde zu einem guten Teil durch eine damit ebenfalls steigende Sterberate kompensiert. Das eigentliche Problem seien die durch ständige Innovation wachsenden Kosten.

 

Sowohl eine Bürgerversicherung als auch das Modell einer Gesundheitsprämie würden nur für wenige Jahre Abhilfe schaffen. Der Forscher schlug stattdessen ein Staffelmodell vor: voller gesetzlicher Versicherungsschutz für Geringverdiener, mit wachsendem Einkommen stufenweise schrumpfender Schutz – also steigende Eigenverantwortung. »Das wäre eine pfiffige Lösung«, sagte Greiner. /

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