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Krisenmanagement

Grüße von Sisyphos

20.10.2008  11:09 Uhr

Krisenmanagement

<typohead type="3">Grüße von Sisyphos

Von Hartmut Volk

 

Argwohn und der Zweifel an allem und jedem treibt viele Menschen um, schürt Zukunftsängste und trübt ihnen den Blick. Da kommt nicht allein spontan die Gesundheitsreform in den Sinn. Warum sich noch anstrengen, mehr tun als nötig, wenn der Erfolg unsicherer denn je ist?

 

Kam der Philosoph Ernst Bloch auf »ein gelingendes Leben« zu sprechen, wies er seine Zuhörer stets auf eine Tatsache hin: »Man muss in das Gelingen verliebt sein!« Wie es scheint, ist diese Eigenschaft in bedenklichem Ausmaß unter die Räder des Zeitgeistes gekommen. Die Politik mit ihrem nimmermüden Bemühen, sich in der Kunst des Halbgaren, Zukurzgedachten und Übereilten immer wieder selbst zu übertreffen, heizt diese allgemeine Verunsicherung permanent an.

 

Nicht nur frustrierte Arbeitnehmer stellen die Frage, wie es weitergeht, angesichts der potenziellen Unsicherheit ihrer Arbeitsplätze. Auch so manchen Apotheker treibt sie um. Doch wer für einen lichten Moment aus dem verbreiteten Trübsinn erwacht, sollte die Gunst der Stunde sogleich nutzen und sich eine uralte Erkenntnis in Erinnerung rufen: Es sind Zeiten wie diese, in der die Welt sich neu sortiert, die die Spreu vom Weizen trennen, die neben den durchaus nicht zu unterschätzenden Stolpersteinen auch Chancen bieten.

 

Während die einen entmutigt und seelisch entkräftet unter der Welt leiden, rollen sich andere kräftig die Ärmel hoch und folgen dem Motto des karthagischen Feldherrn Hannibal »Entweder wir finden einen Weg oder wir bauen einen.« Die nicht zu übersehende Konsequenz daraus heißt: Wer mit dem Schicksal hadert und seinen Berufs- oder Lebenskarren einfach laufen lässt, läuft doppelt Gefahr, von den Ereignissen überrollt zu werden ­ und damit dann wirklich in Gefahr zu geraten, unter die Räder zu kommen.

 

Jedem ist aus der Sagenwelt der griechischen Antike Sisyphos ein Begriff. Jener König aus Korinth, den die Götter wegen seiner Verschlagenheit damit bestraft hatten, in alle Ewigkeit einen Felsbrocken einen Hang hinaufzuwälzen, der, kaum oben angelangt, sofort wieder herunterrollte. Diesen Sisyphos müssen wir uns als einen glücklichen Menschen vorstellen, empfahl der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus. Ausgerechnet in dieser scheinbar kompletten Sinnlosigkeit soll Glück, soll Erfüllung stecken? Glück als permanente, nie entmutigte, sich andauernd wiederholende Anstrengung?

 

Goethe zweifelte nicht daran und sah das als sein Lebensrezept an wie seine Bemerkung »Schwerer Dienste tägliche Bewahrung, sonst bedarf es keiner Offenbarung« zeigt. Das Wesen des Glücks, eines geglückten Lebens, besteht nun einmal darin, auch in schwierigen Situationen nicht zu resignieren, tatkräftig zu bleiben, allen Umständen zum Trotz.

 

»Wer ewig strebend sich bemüht, den werden wir erlösen...«, lässt Goethe im zweiten Teil des Faust die Engel sagen. Und der dänische Philosoph Sören Kierkegard erinnerte daran: »Zu wagen, verursacht Angst; nicht zu wagen, bedeutet sich selbst verlieren.« Wer mit dem Schicksal hadert, konserviert ja nicht nur seine alten Schwierigkeiten, er manövriert sich auch über kurz oder lang in neue hinein und findet keine Erlösung.

 

Es ist also ratsam, allen gesundheitspolitischen Ungereimtheiten, allem klimatischen Untergangsgetöse und nun auch der Bankenkrise zum Trotz, die Lust am Handeln nicht zu verlieren - oder sie entschlossen wiederzuentdecken. Dabei ist weniger gefragt, sich noch und noch auf den gewohnten Wegen abzurackern. So wichtig Beharrlichkeit auch ist, gefragt in diesen Tagen ist die Überwindung alter und gewohnter Denk- und Verhaltensweisen. Gefragt ist die Anstrengung, sich von all den lieb gewordenen, zunehmend aber doch als Fesseln wirkenden Vorstellungen darüber zu lösen, wie das Leben, die Arbeit und vor allem andere Menschen zu sein und zu funktionieren haben. Wer dogmatisch denkt, denkt befangen. Und Befangenheit lähmt nicht nur, sie führt auch in die Irre. Weltoffen zu sein, sich selbst und seine Lebensumstände wieder zu akzeptieren und in Übereinstimmung mit neuen, selbst bestimmten Werten und Zielen zu handeln, bekommt gerade in heiklen Situationen eine herausragende Bedeutung. »Sage dir immer, ich kann, wenn noch so einsam, an allen Orten glücklich sein; denn glücklich ist, wer sich selbst ein glücklich Los bereitet, dies ist: gute Vorstellungen, gutes Streben, gute Handlungen« riet der große Philosoph auf dem römischen Kaiserthron, Marc Aurel (121 bis 180 n. Chr.), seinen Untertanen - und sich selber.

 

Folgen wir also ihm und auch dem Rat von Niccolò Machiavelli: »Es ist besser, etwas zu tun und es zu bereuen, als nichts zu tun und es trotzdem zu bereuen.« Und beherzigen wir die Erkenntnis des großen strategischen Denkers Moltke. In seinen taktisch-strategischen Aufsätzen aus den Jahren 1857 bis 1871 notierte er: »An der unwiderstehlichen Gewalt der Verhältnisse scheitert selbst der beste Mann, und von ihr wird ebenso oft der mittelmäßige getragen. Aber Glück hat auf die Dauer doch zumeist wohl nur der Tüchtige.« Oder mit anderen Worten: Das einzige Glück, das wirklich glücklich macht, ist das Glück des Handelns (wieder) zu entdecken.

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