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Mariendistel

Pflanzlich gegen Viren

14.10.2008  13:46 Uhr

Mariendistel

<typohead type="3">Pflanzlich gegen Viren

Von Bettina Sauer, Berlin

 

Intravenöses Silibinin, der aktive Hauptbestandteil von Mariendistelextrakt, dient als Gegengift bei Knollenblätterpilzvergiftungen. Nun deuten zwei klinische Pilotstudien darauf hin, dass die Substanz auch gegen Hepatitis C hilft.

 

Einen »Zufallstreffer« nennt der Gastroenterologe Professor Dr. Peter Ferenci von der Medizinischen Universität Wien seine Entdeckung. »Eigentlich wollten wir mit einer kleinen klinischen Studie eine ganz andere Hypothese überprüfen«, sagte er bei einem Pressegespräch der Firma Madaus in Berlin. »Nämlich dass Silibinin, die Hauptkomponente des Mariendistelextrakts, die Wirkung einer Standardtherapie mit Interferon erhöht, indem es den oxidativen Stress von Leberzellen senkt.« Zwar entdeckten Ferenci und seine Kollegen keinen antioxidativen, dafür aber unerwartet einen antiviralen Effekt. Um diesen näher zu charakterisieren, führten sie eine zweite klinische Pilotstudie durch. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie vergangenen August im Fachmagazin Gastroenterology (Doi: 10.1053/j.gastro.2008.07.072).

 

Mehr als 50 Prozent aller Hepatitis-C-Infektionen verlaufen chronisch und können zu Leberzirrhosen und Leberkrebs führen. Als Standardtherapie der chronischen Hepatitis C dient heute eine antivirale Kombination aus pegyliertem Interferon und Ribavirin über 24 oder 48 Wochen. »Allerdings spricht etwa die Hälfte der Patienten nicht darauf an und benötigt dringend neue Behandlungsmöglichkeiten«, sagte Ferenci. An 16 dieser sogenannten Non-Responder hatten er und seine Kollegen ihre Zufallsentdeckung gemacht. Laut Studienprotokoll bekamen sämtliche Patienten täglich eine Infusion mit 10 mg Silibinin pro kg Körpergewicht. Nach sieben Tagen betrug die Viruskonzentration in ihrem Blut nur noch etwa ein Zehntel des Ausgangswertes. Allerdings stieg nach dem Ende der Studie die Viruslast wieder, obwohl die Patienten nun eine Standardtherapie aus pegyliertem Interferon und Ribavirin bekamen.

 

Daher führten Ferenci und Kollegen eine  zweite Pilotstudie durch, um ein wirksameres Therapieschema auszumachen. Dazu teilten sie 20 Non-Responder in vier Gruppen ein und verabreichten ihnen zwei Wochen lang täglich Silibinin-Infusionen in verschiedenen Konzentrationen (5, 10, 15 oder 20 mg pro kg Körpergewicht). In der zweiten Woche erhielten die Patienten zusätzlich eine Standardtherapie aus pegylierten Interferon und Ribavirin. In dieser Studie zeigte sich eine dosisabhängige antivirale Wirkung von Silibinin. In der höchsten Konzentration drückte es die Viruslast auf rund ein Tausendstel des Ausgangswertes. Zudem blieb die Wirkung diesmal immerhin bei sieben Patienten bestehen und ließ sich zwölf Wochen später bestätigen. »Möglicherweise haben wir also eine Behandlungsmöglichkeit für Non-Responder entdeckt«, sagte Ferenci. Allerdings bezeichnete er Silibinin nur als Ergänzung der herkömmlichen Therapie, nicht aber als Ersatz. Außerdem seien zum Beweis der Wirksamkeit größere Studien nötig. Bislang dient intravenöses Silibinin als Gegengift bei Knollenblätterpilzvergiftungen. Denn es hemmt die Aufnahme der Amatoxine (und wohl auch anderer Gifte) in die Leberzellen und regt die Regeneration geschädigter Leberzellen an. Aus diesen Gründen dienen orale Mariendistel-Präparate auch zur unterstützenden Behandlung bei chronischen-entzündlichen Lebererkrankungen und Leberzirrhose.

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