Feine Partikel für kleine Atemwege |
17.10.2006 14:57 Uhr |
<typohead type="3">Feine Partikel für kleine Atemwege
Von Christiane Berg, Hamburg
Seit Kurzem steht zur Behandlung für Patienten mit persistierendem Asthma eine neue Option zur Verfügung. Die fixe Kombination aus Beclometason und Formoterol ermöglicht durch eine neuartige Formulierung in Verbindung mit einer modernen Inhalatortechnik auch bei niedriger Dosis eine effektive Verteilung in den Bronchien.
Asthma bronchiale wurde früher überwiegend als chronisch entzündliche Erkrankung der großen und mittleren Atemwege eingestuft. »Wir wissen heute, dass inflammatorische Prozesse und Umbauvorgänge auch und gerade in den kleinen und kleinsten Atemwegen stattfinden«, sagte Dr. Thomas H. Voshaar, Moers, bei einem von Asche Chiesi unterstützten Symposium. Somit komme bei der inhalativen Asthma-Therapie den Lösungs-Dosieraerosolen mit kleinen Partikelgrößen von 1 bis 2 µm große Bedeutung zu.
Gerade bei schwer kranken Asthmapatienten sei zumeist die Peripherie des Bronchialtraktes betroffen, deren Entzündung zur vermehrten Zahl nächtlicher Attacken und oftmals zur kompletten Sekretverlegung der Bronchiolen mit schweren, teils tödlichen Anfällen führe. »Entzündliche Prozesse in den feinen Verzweigungen der Bronchien und Alveolen scheinen mit weittragenderen Konsequenzen als in großen Atemwegen einherzugehen«, so der Pneumologe.
Für ein verbessertes Targeting der Asthma-Therapie spreche nicht nur die Pathophysiologie der Erkrankung, sondern auch die Lokalisation der Rezeptoren, über die Betamimetika und Glucocorticoide ihre Wirkung entfalten. Glucocorticoid-Rezeptoren liegen im Zytoplasma der Zellen. Der Glucocorticoid-Rezeptor-Komplex transloziert in den Nukleolus. Hier wird er durch spezielle Proteine an »corticoidreaktive« Gene gebunden. Das führt zu einer vermehrten Transkription der Gene, die für die Produktion antiinflammatorischer Proteine verantwortlich sind. Voshaar betonte, dass neben der hohen Dichte an Beta-Rezeptoren als Zielzellen von Beta-2-Mimetika in den Alveolarwänden auch die höchsten Konzentrationen an Glucocorticoid-Rezeptoren und Glucocorticoid-Messenger-RNA zu finden sind.
Verringerung der Dosis möglich
Eine »intelligente« Inhalationstherapie mit antiinflammatorischen und bronchodilatatorischen Wirksubstanzen müsse somit nicht nur auf die großen, sondern auch auf die tausendfachen Verästelungen des Bronchialtraktes zielen. Die Umstellung von FCKW auf Norfluran als umweltfreundliches Treibmittel Budesonid-, Beclomethason- oder Formoterol-haltiger Asthma-Therapeutika habe die Herstellung von Lösungs-Dosierareosolen mit kleinsten Wirkstoff-Partikeln der Größe 1 bis 2 µm mit sich gebracht.
Effektive Verteilung in den kleinen und großen Atemwegen, antientzündliche Effekte auch in der Peripherie, weniger Nebenwirkungen, verbesserter therapeutischer Index: Durch die mithilfe der sogenannten Modulite®-Technologie produzierten Aerosolteilchen, die mit der langsamen und anhaltenden Sprühwolke auch die Bronchiolen und Alveolen erreichen, werde die unerwünschte Deposition der Wirkstoffe in der Mundhöhle vermindert. Die Lungendeposition werde signifikant erhöht. Die Steroiddosis könne dadurch deutlich verringert werden. Voshaar betonte, dass in Studien trotz der reduzierten Corticoiddosis mit der Fixkombination von 100 µg Beclomethason und 6 µg Formetorol (Foster®) pro Hub gleiche klinische Effekte wie mit bislang verfügbaren Fixkombinationen erzielt werden konnten.
Synergismus und bessere Compliance
Die Kombination von Glucocorticoiden und lang wirksamen Betasympathomimetika, deren Nutzen durch zahlreiche Studien belegt ist, zeigt positive Wechselwirkungen im Sinne einer Wirkungsverstärkung, so Voshaar. Hinsichtlich der Verbesserung der Lungenfunktion und der Verminderung von Exazerbationen ist die Kombination der höher dosierten inhalativen Monotherapie mit Corticoiden klar überlegen, bestätigte Professor Dr. Helgo Magnussen, Großhansdorf. »Beta-2-Agonisten und Corticosteroide unterstützen sich gegenseitig«, so Magnussen, der die generelle Bedeutung der fixen Kombinationen sowohl in der Dauer- als auch in der Bedarfstherapie hervorhob. Corticosteroide erhöhen die Expression der Beta-2-Rezeptoren und verhindern ihre Down-Regulation als Folge lang andauernder Anwendung von Beta-2-Agonisten. Beta-2-Agonisten wiederum können die antiinflammatorische Wirkung von Corticosteroiden verstärken.
Lang wirksame Beta-2-Mimetika und Corticosteroide, so Magnussen, wirken nicht nur komplementär auf die Asthma-Pathomechanismen. Fixe Kombinationen gehen zudem mit einer besseren Compliance einher. »Auch die intelligentesten Dosieraerosole können nicht wirken, wenn man ihre Kappe nicht abnimmt«, warnte der Referent und verwies auf die Bedeutung von Information und Beratung zur richtigen Anwendung inhalativer Asthma-Therapeutika. »Wie in der Kindererziehung« müssten Arzt und Apotheker dem Patienten die einzelnen Schritte der korrekten Inhalation immer wieder demonstrieren und ihn korrigieren, bis dieser die Inhalationstechnik perfekt beherrscht.