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Krebstherapie

Neue und bessere Antikörper

08.10.2014  10:22 Uhr

Von Sven Siebenand, Mainz / Je selektiver der Ansatz, desto geringer sind die Nebenwirkungen. Das gilt für den Einsatz von Antikörpern in der Tumortherapie ganz besonders. Biotechnologie-Unternehmen machen sich einerseits daran, neue Antikörper gegen möglichst ideale Targets zu entwickeln. Andererseits versucht man, Antikörper gegen bekannte Zielstrukturen zu optimieren.

Lediglich neun Antikörper sind bis heute bei nicht hämatologischen Tumoren zugelassen worden und keine der adressierten Zielstrukturen gehört in die Kategorie »ideales Target«. Diese Auffassung vertrat Privatdozentin Dr. Özlem Türeci von Ganymed Pharmaceuticals auf einer gemeinsamen Pressekonferenz ihres Arbeitgebers und der Biontech AG in Mainz.

 

HER2 nicht nur auf Krebszellen

 

Als Beispiel nannte die Medizinerin den Wachstumsfaktor-Rezeptor HER2, der nicht nur in Tumor-, sondern auch in gesundem Gewebe ausgebildet werde. Der gegen HER2 gerichtete Antikörper Trastuzumab wird zum Beispiel beim Magenkarzinom eingesetzt. »Man kann den Antikörper aber nicht so scharfstellen, wie man möchte«, verwies Türeci auf die Angst, mit einer höheren Dosierung Nebenwirkungen zu provozieren.

 

Als ideales Target bezeichnete die Referentin dagegen das Tight-junction-Molekül Claudin18.2, ein die Zell­proliferation vorantreibendes Protein, das in 80 Prozent der Fälle auf der Oberfläche von menschlichen Magenkrebszellen zu finden ist. Türeci informierte, dass Claudin18.2 auch bei anderen Tumorarten, zum Beispiel des Pankreas oder der Speiseröhre, auf den Krebszellen vorhanden ist. In gesundem Gewebe sei Claudin18.2 dagegen nicht anzutreffen. Der von Ganymed entwickelte Antikörper IMAB362 ist gegen dieses neue Target gerichtet. In Europa und den USA hat der Antikörper laut Türeci eine sogenannte Orphan Drug Designation erhalten. Einen Test, mit dessen Hilfe man die Höhe der Claudin18.2-Expression auf Krebszellen bestimmen kann, gebe es bereits.

 

In einer kleinen Phase-IIa-Studie erzielte IMAB362 gute Ergebnisse. Bei fast der Hälfte der 21 austherapierten, nach Protokoll behandelten Patienten führte der Antikörper zur Verlang­samung des Krankheitsverlaufs. Mitte 2014 wurde nun die Rekrutierungsphase für eine randomisierte und kontrollierte Phase-IIb-Studie mit 210 Teilnehmern abgeschlossen. Der Antikörper soll darin als Erstbehandlung in Kombination mit einer Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem Magen-/Speiseröhrenkarzinom eingesetzt werden. Erste Zwischenergebnisse erwartet Türeci für 2015.

 

Krebsstammzellen als Ziel

 

Mit IMAB027 hat Ganymed in diesem Jahr einen weiteren Antikörper in die klinische Erprobung gebracht. Angestrebte Indikation ist das fortgeschrittene Ovarialkarzinom. IMAB027 ist gegen das Oberflächenprotein Claudin6 gerichtet.

 

Für Türeci handelt es sich dabei um ein besonderes Targetmolekül, da es der bisher erste Krebsstammzell-Marker sei und er sonst in keinem anderen Gewebe exprimiert werde. IMAB027 könnte laut Türeci also das erste Medikament werden, das gezielt Krebsstammzellen angreift. Dazu muss sich der in Phase I/II befindliche Wirkstoff aber noch in weiteren größeren Studien bewähren.

 

Zuckerreste optimieren

 

Glykoproteine sind in der Natur weit verbreitet. Die angehängten Zucker spielen in der Regel eine wichtige Rolle für die Funktion des Proteins, so Dr. Steffen Goletz von Glycotope. Das Biotechnologie-Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, mit einer Glyko­optimierungs-Technologie Antikörper und proteinbasierte Biopharmazeutika weiter zu verbessern. Die Optimierung der Zuckerstrukturen auf den Eiweißmolekülen kann Goletz zufolge in einer erhöhten Aktivität der Proteine, weniger Nebenwirkungen und einer höheren Ansprechrate resultieren.

 

Als Beispiel nannte er den glykooptimierten Anti-EGFR-Antikörper CetuGEx™, der sich momentan in Phase IIb der klinischen Entwicklung befindet. »Im Vergleich zu anderen EGFR-bindenden Antikörpern ist die Anti-Tumorwirkung stark verbessert und es treten gleichzeitig weniger Nebenwirkungen auf«, sagte Goletz. So würden Hautreaktionen seltener und insgesamt in einer geringeren Intensität vorkommen.

 

Goletz informierte zudem, dass sich auch TrasGEX™, ein glykooptimierter Antikörper, der gegen den HER2-Rezeptor gerichtet ist, bereits in klinischen Studien getestet werde. Ferner betonte er, dass Glykooptimierung nicht nur bei Antikörpern, sondern auch bei anderen komplexen Molekülen sinnvoll sei. So sei FSH-GEX™ ein vollständig human glykosyliertes Follikel-stimulierendes Hormon (FSH). Eingesetzt werden soll es für die unterstützende Behandlung von Frauen mit Empfängnisschwierigkeiten. Wie einer Pressemitteilung von Glycotope zu entnehmen ist, zeigte der Nachbau des menschlichen FSH im Vergleich zur Standardbehandlung mit Gonal-f® in einer Phase-II-Studie eine höhere Aktivität. /

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